Er sei manchmal zu gutmütig, sagt Rainer Gerlitz über den Trainer Gerlitz. Das jedenfalls, erzählt der Fußballlehrer, behaupte seine Frau. Dieser Aussage ist es allerdings nicht geschuldet, dass er seine Landesliga-Mannschaft — um etwa das Gegenteil zu beweisen — gestern Abend in der Buckenhofener Sporthalle zum Auftakt des Trainingslagers laut Plan ein Kraftzirkel absolvieren ließ. „Die Grundlagen der Ausdauer und Kraft bekommst du halt am besten auf die klassische Art. Man kann mit Läufen am Kanal entlang und verschiedenen anderen Übungen Abwechslung hineinbringen, aber um die körperliche Arbeit kommt keiner herum“, erklärt der 48-Jährige.
Nur eine kleine Auszeit gibt es deshalb auch für diejenigen aus der Mannschaft, die ihr bestandenes Abitur auf einer der zahlreichen Partys am Wochenende feiern wollen. „Wir fahren extra nicht woanders hin, damit jeder auf seine Einheiten kommen kann“, so Gerlitz. Die erste von zweien am heutigen Tag ist für 8 Uhr angesetzt. Um 17 Uhr kommt die Sp Vgg Diepersdorf zu einem Testspiel. Und auch morgen wird zwei Mal trainiert, ehe der SV Memmelsdorf um 17 Uhr an der Staustufe gastiert. Ein weiterer Kraftzirkel steht nicht auf dem Trainingsplan, vielmehr sollen vor den Testspielen beispielsweise verschiedene Standard-Varianten eingeübt werden. Eine kleine Besonderheit hat sich Gerlitz in diesem Jahr zusätzlich einfallen lassen: „Alle, die auswärtig wohnen, kommen zwei Nächte bei den Einheimischen unter. So sind alle am nächsten Tag ohne große Fahrerei da, und dem Teamgeist schadet es auch nicht.“
Der Teamgeist, er soll beim SV Buckenhofen in der kommenden Spielzeit eine noch größere Rolle einnehmen als zuvor. „Wir haben einige starke Individualisten verloren. Das muss unser junges Kollektiv gemeinsam und entschlossen kompensieren“, fordert der Trainer. Die Lücken, die die Leistungsträger wie Vize-Kapitän Moritz Fath, Adem Selmani oder Kevin Woleman hinterlassen haben, müssen jetzt 19- und 20-Jährige besetzen. Wiederum geführt und angeleitet werden sollen diese von den wenigen Oldies wie Torwart Oleksandr Dinovskyy (33 Jahre), Marco Höhlich (30), René Schrettenbrunner (28) oder Abwehrchef Philipp Viereckl (23). Anstatt mit großem Geld gestandene Landesligaspieler zu locken, holte Gerlitz wieder einmal ein halbes Dutzend junger Talente, die kaum Erfahrung im Herrenbereich haben. Dazu kommt ein nahezu kompletter Jahrgang aus der eigenen A-Jugend.
„Das ist doch prima und der ursprüngliche Grund, überhaupt als Verein Jugendarbeit zu betreiben: dass diese Spieler später für ihren Klub in der Vollmannschaft auf dem Platz stehen. Für mich besteht die Kunst des Trainerseins darin, aus diesen Rohdiamanten eine konkurrenzfähige Mannschaft zu formen, die den Verbleib in der Landesliga so früh wie möglich sichern kann. Eine alte FCN-Legende hat mal gesagt: Bayern München kann man auch vom Telefon aus trainieren. Da ist was dran“, sagt Rainer Gerlitz. Die Tatsache, dass gerade die Eigengewächse keine höherklassige Jugendausbildung genossen haben, stört ihn dabei wenig: „Es dauert im Prinzip nur länger, ihnen Trainingsabläufe und die Strukturen des Herrenfußballs zu erklären.
Aber an die wurden sie als A-Jugendliche unter meinem Co-Trainer Dieter Kupfer in den letzten zwei Jahren schon herangeführt.“ In den ersten Testspielen (3:1 gegen Heßdorf, 2:1 gegen Hüttenbach, 2:0 gegen Nördlingen), die der SVB nach zähen 90 Minuten allesamt gewann, sah der Chefcoach schon gute Ansätze: „Spektakulären Fußball werden wir nicht bieten können, dafür sah die Defensivarbeit, die wir bei über zwei Toren im Schnitt in der letzten Saison unbedingt verbessern müssen, ordentlich aus.“ Jetzt steht der Feinschliff an. Und da sind Geduld und Vertrauen gefragt. Eigenschaften, die wohl gemeint sind, wenn Gerlitz von seiner Frau als gutmütig bezeichnet wird.