2024-04-25T14:35:39.956Z

Halle
Spaß in der Halle: Gonsenheims Maximilian Kimnach überwindet Finthens Torwart David Ellwad beim Schiri-Turnier.  Foto: hbz/JHenkel
Spaß in der Halle: Gonsenheims Maximilian Kimnach überwindet Finthens Torwart David Ellwad beim Schiri-Turnier. Foto: hbz/JHenkel

Futsal kommt nicht bei allen gut an

Spieler und Trainer aus der Region sehen modifizierte Variante des Spiels mit Skepsis

REGION. Fußball-Hallenturniere finden derzeit in den Kreisen Mainz-Bingen, Alzey-Worms und Bad Kreuznach zuhauf statt. Neben den klassischen Hallenturnieren werden in den zurückliegenden Jahren aber auch immer mehr Futsal-Turniere ausgetragen. Futsal, eine Variante des Hallenfußballs mit modifizierten Regeln, ist hierzulande noch relativ unbekannt. Diese Zeitung hat sich bei Spielern, Trainern und Schiedsrichtern umgehört. Fazit: Futsal hat es offenbar schwer, sich parallel zum klassischen Hallenfußball zu etablieren.

Das Spielfeld wird beim Futsal durch Linien und nicht durch Banden begrenzt, es wird auf Handballtore und mit einem sprungreduzierten Ball gespielt, der relativ wenig Druck hat. Fouls werden besonders streng geahndet. Durch die Sanktionierung mit direktem Freistoß halten sich viele Spieler automatisch zurück. Ein Nachteil, wie etwa Patrick Willems findet. Er spielt bei Fontana Finthen in der Landesliga und ist bekennender Hallenfußball-Fan. „Ich persönlich halte von Futsal wenig. Ein bisschen Härte gehört beim Fußball doch dazu“, sagt der Finther.

Willems gibt zu bedenken, dass das Zählen von Mannschaftsfouls - wobei es beim Futsal ab dem fünften für jedes weitere Foul einen direkten Freistoß ohne Mauer in Tornähe gibt - kontraproduktiv sei. Und vor allem technisch starken Teams in die Karten spiele. „Wenn sich Futsal dauerhaft überall durchsetzen würde, würden vermutlich nicht mehr viele Vereine aus dem Kreis Mainz-Bingen an Hallenturnieren teilnehmen“, glaubt der Fontana-Kicker.

Dem widerspricht allerdings Ali Cakici. Der Trainer von Oberligist TSV Schott Mainz ist durchaus ein Futsal-Befürworter. „Es gibt weniger Platz und mehr Eins-gegen-eins-Situationen“, sagt Cakici. Grundsätzlich sei er für die Vielfalt des Hallenfußballs und meint deshalb: „Man sollte beides parallel laufen lassen. Und auch Futsal-Turniere in der Region fördern“. Je mehr Möglichkeiten der Amateurfußball biete, desto besser, glaubt Ali Cakici.

Deutliche Worte findet indes André Weingärtner. Für den Trainer des Verbandsligisten Alemannia Waldalgesheim war Futsal nie eine Alternative. „Da spielen zu viele Dinge eine Rolle, die mit dem Fußball draußen nichts zu tun haben“, sagt Weingärtner. Zu Hallenfußball gehörten ein Lederball, eine Bande und große Tore. „Natürlich ist beim Futsal die Verletzungsgefahr geringer, aber Verletzungen kann man nie ganz ausschließen.“

Man sollte Futsal eine Chance geben, ist unterdessen Jürgen Collet überzeugt. „Wenn der Verband ein Turnier ausrichtet, dann gehört es sich, daran teilzunehmen“, sagt der Trainer des Verbandsligisten Spvgg. Ingelheim. Zumal Collet zuletzt der Eindruck beschlichen hat, „dass der normale Hallenfußball etwas im Chaos versinkt und das Niveau immer fragwürdiger wird“.

Gerhard Ott, Schiedsrichterobmann des Kreises Mainz-Bingen, sieht das Thema Hallenfußball/Futsal dagegen differenziert. Er und sein Schiri-Team waren auch schon bei diversen Futsal-Turnieren in Alzey-Worms im Einsatz. „Die kumulierten Fouls bevorteilen natürlich die technisch guten Mannschaften. Das ist klar“, räumt Ott ein. Trotzdem sagt er: „Futsal und Hallenfußball schließen sich nicht aus. Jeder Verein kann das spielen, was er spielen möchte.“

Mitte Januar findet das Futsal-Eröffnungsturnier des Kreises Mainz-Bingen in Saulheim statt. Wer sich qualifiziert, spielt danach auf Landesebene weiter - unter anderem gegen Teams aus Kaiserslautern und dem Donnersbergkreis. Im Kreis Alzey-Worms finden schon länger Futsal-Turniere statt. Richtig großen Anklang haben sie auch dort noch nicht gefunden. Schiedsrichterobmann Kalli Appelmann ist „kein Freund des Futsal“. Für ihn ist das „Regelwerk zu kompliziert“, was eine „Unkenntnis der Zuschauer“ zur Folge habe. Der traditionelle Hallenfußball habe einfach den Vorteil, dass er stärker am Feldfußball orientiert ist. Beim Schiedsrichterturnier hat die Kreisschiedsrichtervereinigung aber trotzdem drei Kernkomponenten des Futsals eingebaut. Schließlich „müssen wir uns den Gremiumbeschlüssen beugen“, so Appelmann.

„Wir sind mit Hallenfußball aufgewachsen. Da ist mehr Action, da gibt es mehr Zweikämpfe“, befürwortet Marcel Hattenhauer, Torwart von Biebelnheim II, die alte Variante. Ebenso mag Adam Pelikant, Trainer des SV Gimbsheim II, den Hallenfußball lieber. Er sei besser, weil „mit größeren Toren und einem richtigen Ball gespielt wird“.

Nur Filipe Antunes Pereira, Spieler vom FV Flonheim, hält Futsal für den besseren Sport. „Das Spiel ist technisch versierter und ich bevorzuge Futsal, weil es mehr Spaß macht und das Verletzungsrisiko bei Hallenfußball größer ist.“ Für Pereira ist es einfach notwendig, dass „Treter auch bestraft werden“.

Aufrufe: 02.1.2015, 20:00 Uhr
Andreas Riechert, Dennis Rink und Nico BrunettiAutor