2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Platz drei in der Meisterschaft: Alexander Sieghart ist in Bangkok als Mittelfeld-Stratege eine feste Größe. TB-Foto
Platz drei in der Meisterschaft: Alexander Sieghart ist in Bangkok als Mittelfeld-Stratege eine feste Größe. TB-Foto

Ex-Bayern Spieler Sieghart über seine Ziele als Thai-Profi

Ein Spiel gegen Jogi

Verlinkte Inhalte

Alexander Sieghart auf Heimatbesuch – Zum erweiterten Kader der thailändischen Nationalmannschaft gehört er schon

Fürstenfeldbruck – Für Alexander Sieghart ist der Profitraum in Erfüllung gegangen. Zwar nicht beim FC Bayern, wo der 23-jährige Brucker die höheren Weihen des Fußballs erhielt, dafür aber auf der anderen Seite der Erdkugel im fernen Thailand. Im Juni 2016 war der Sohn einer Thailänderin und eines Deutschen aus der Kreisstadt von der SpVgg Unterhaching in die Thai Premiere League, zunächst zu Buriram United, dann in seine Geburtsstadt zu Bangkok United gewechselt. Nachdem dort die Saison zu Ende ist, zog es den Mittelfeldspieler für ein paar Wochen zurück in die Heimat. Zusammen mit seiner aus Mammendorf stammenden Freundin Isabell gönnt sich Sieghart bis zum Jahresende einen Urlaub. Am 29. Dezember fliegen beide wieder zurück, denn bereits am 2. Januar beginnt die Vorbereitung auf den Saisonstart Mitte Februar.

In München gelandet, besorgte sich der Jungprofi erst mal eine warme Winterjacke. „Die Temperaturen bin ich nicht mehr gewohnt. In Bangkok fällt das Thermometer nicht unter 20 Grad.“ 15 Spiele absolvierte der vornehmlich im zentralen Mittelfeld eingesetzte Brucker in der abgelaufenen Saison, 13 im Ligabetrieb und zwei Pokalspiele. Zwei Treffer erzielte der technisch versierte Mittelfeldspieler, etliche bereitete er vor. Am Ende landete er mit Bangkok auf dem dritten Tabellenplatz. Ironie des Schicksals: Buriram wurde Meister.

Thai-Boxen ist in der asiatischen Urlaubsregion der Nationalsport Nummer eins. Doch Fußball ist schwer im Kommen. „Seit gut fünf Jahren boomt er“, berichtet Sieghart. Inzwischen existieren Stadien, in denen bis zu 40 000 Zuschauer die Spiele der Premiere League verfolgen. Der Bezahl-TV-Sender „True“, überträgt alle Spiele live. Bangkok United verfügt sogar über einen eignen Fernsehkanal.

Sportlich allerdings steckt die taktische Ausrichtung bei den Spielen noch weitgehend in den Kinderschuhen. Siegharts Erfahrungen: „Die einheimischen Spieler müssen besser ausgebildet werden. Sie sind zwar flink und technisch stark, aber ihr großes Manko ist das taktische Verständnis. Das führt automatisch dazu, dass man als Mittelfeldspieler viel mehr laufen muss als im deutschen Fußball.“ Durch die vielen ausländischen Spieler und Trainer würden die Spiele aber immer mehr an Profil gewinnen. „Wenn zwei gute Teams gegeneinander spielen, kann man sie mit dem Niveau der 2. Bundesliga vergleichen.“

Die Vereine werden längst professionell geführt. Man hat sich ausländische Manager ins Land geholt. So zieht beispielsweise mit Ernst Middendorp der ehemalige Bielefelder Trainer als Sportdirektor bei Siegharts Verein die sportlichen Fäden. Und ein Deutsch-Brasilianer ist Trainer. Vier Tage bereitet sich die Mannschaft akribisch auf den jeweiligen Gegner vor. Einen Tag vor dem Spiel geht’s ab ins Hotel, sogar bei einem Heimspiel.

Das Leben als Profi-Fußballer im fernen Thailand gefällt Sieghart. Er lebt mit seiner Freundin in einer gesicherten, vom Verein zur Verfügung gestellten Wohnanlage, eine halbe Autostunde vom Clubgelände entfernt. Die erst im April nachgereiste Isabell kennt ihren Freund von der gemeinsamen Schulzeit am Brucker Viscardi-Gymnasium. „Mit Englisch kommt man ganz gut zurecht“, sagt Sieghart, der sich inzwischen auch in seiner thailändischen Muttersprache verständigen kann. „Eine Geste, die ich in keinem deutschen Stadion bisher erlebt habe, wird in Thailand gepflegt: Nach dem Spiel laufen wir auch in die gegnerische Fankurve und applaudieren. Man respektiert sich gegenseitig, auch wenn man sich im Spiel nichts schenkt.“

Ob Sieghart nach seiner Karriere in Thailand bleiben wird, darüber hat er sich noch nicht den Kopf zerbrochen. Sein Vertrag läuft jetzt erst einmal bis Ende 2020. Nachdem er zum erweiterten Kader der Nationalmannschaft zählt, hat er noch einen Traum: Ein Spiel gegen Deutschland.

Aufrufe: 07.12.2017, 08:41 Uhr
Dieter Metzler - Fürstenfeldbrucker TagblattAutor