2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Andreas Lill hat bisher einen guten Job gemacht. Mit vier Vereinen ist der 50-jährige aufgestiegen. Jetzt legt er vorerst eine schöpferische Pause ein.  Foto: Fred Schöllhorn
Andreas Lill hat bisher einen guten Job gemacht. Mit vier Vereinen ist der 50-jährige aufgestiegen. Jetzt legt er vorerst eine schöpferische Pause ein. Foto: Fred Schöllhorn

Ein Mann mit Aufstiegsgarantie

Andreas Lill schaffte mit allen vier Klubs, die er zuletzt trainiert hat den Aufstieg +++ Nach dem Aufstieg des FC Haunstetten legt er nun eine Pause ein

Vier Klubs, vier Aufstiege, das klingt schon einmal spannend. Vor 14 Tagen sind sie mit dem FC Haunstetten in die Kreisliga aufgestiegen.

Lill: Dabei gibt es noch eine Gemeinsamkeit. Alle Klubs mit denen ich aufgestiegen bin, haben sich zuvor immer noch gerade den Klassenerhalt gesichert. Das war jetzt auch beim FC Haunstetten so. Die hatten sich in der Spielzeit vor meinem Engagement auch erst mit einem Sieg am letzten Spieltag gerettet.

Mit welchen Klubs sind sie bisher aufgestiegen?

Lill: Mit dem ASV Hiltenfingen, dem FC Königsbrunn II und jetzt mit dem FC Haunstetten, jeweils in die Kreisliga, mit dem FSV Lamerdingen in die Bezirksliga.

Was war dann der schönste Aufstieg?

Lill: Das kann man sicher nicht miteinander vergleichen, aber mit dem ASV Hiltenfingen war es sicher der überraschendste Aufstieg. Zumal wir dann nach dem Aufstieg auch in die Kreisliga mit sechs Siegen in Folge super gestartet sind. Vergleichbar mit den Emotionen waren die Aufstiege mit Lamerdingen und Haunstetten. Dabei ist nämlich in den Vorspielen am gleichen Tag auch jeweils unsere zweite Mannschaft aufgestiegen. Diese Doppelaufstiege waren natürlich für die jeweiligen Vereine eine tolle Sache.

Sie haben also keinen dunklen Punkt auf der weißen Trainerweste?

Lill: Doch. Bei meiner ersten Trainerstation im Herrenbereich war ich in der damaligen Bezirksoberliga beim FC Stätzling. Da haben wir uns ein paar Spieltage vor Saisonende getrennt, aber das betrachte ich als ein wichtiges Lehrjahr.

Waren sie auch im Jugendbereich tätig?

Lill: Ja, acht Jahre lang beim FC Königsbrunn. 2001 sind wir mit den B-Junioren als Aufsteiger sofort Bayernliga-Meister geworden, haben dann aber in der Relegation gegen die SpVgg Greuther Fürth den Aufstieg in die Regionalliga wegen einem Tor nur knapp verpasst. Da hatte ich ganz tolle, ehrgeizige Jungs. Bei Fürth hat damals noch der spätere Nationalspieler Roberto Hilbert mitgespielt. Der hat mit seinen Toren im Hin- und Rückspiel dann auch den Unterschied ausgemacht.

Bevor Sie zu einem Klub wechseln, loten Sie da die Perspektiven aus?

Lill: Ja selbstverständlich. Ich mache mir schon einen Eindruck über die Rahmenbedingungen, die da gegeben sind. Über die Vereinsführung, die Sportanlage und natürlich interessiert mich, wer dort spielt. Sind es junge Spieler? Sind sie entwicklungsfähig? Letztendlich möchte ich ja etwas Positives bewirken.

Sehen Sie sich mehr als Autoritätsperson oder als Kumpel?

Lill: Eine gesunde Mischung aus beidem. Ich fordere von meinen Teams immer Disziplin. Wenn ich auf dem Fußballplatz bin, steht der Fußball im Fokus und ich möchte ordentlich trainieren. Ich will mich nicht laufend mit Fehlverhalten der Spieler beschäftigen. Deshalb gibt es für mich klare Regeln. Das wird aber von den Spielern schnell akzeptiert, weil sie auch den Mehrwert erkennen. Natürlich alles unter der Prämisse, dass alle Amateurfußballer sind. Ich akzeptiere halt nicht, wenn sich jemand mehr Rechte als andere herausnimmt. Aber ich bin auch ein ganz umgänglicher Typ, eben mit klaren eigenen Vorstellungen.

Was hat Joachim Löw beim ersten WM-Spiel gegen Mexiko falsch gemacht?

Lill: Fangen wir mal hinten an. Joshua Kimmich war für mich etwas blauäugig. Er hat fast nie seine Rolle als Außenverteidiger erfüllt, war zu offensiv. Die Frage ist, war Kimmich zu euphorisch oder hat er diesen Auftrag gehabt und die Absicherung hat gefehlt? Das war ganz schlecht, was da über die rechte Abwehrseite gelaufen ist. Insgesamt war das Zweikampfverhalten der Spieler zu sorglos und konfus. Ansonsten hat Deutschland auch viel zu wenig Tempo nach vorne entwickelt und die Laufwege in die Schnittstellen waren gar nicht da.

Wie sehen Sie jetzt die Situation?

Lill: Gegen Mexiko hat das schon sehr hilflos gewirkt. Bis zum Spiel gegen Schweden muss sich einiges verbessern. Für Südkorea und Schweden mag das noch reichen, aber wenn Mannschaften aus der Weltspitze kommen, glaube ich, ist das zu wenig. Irgendwie wirkt die Mannschaft aktuell weder fit noch homogen. Ich hoffe trotzdem, es geht noch ein Ruck durch das Team.

Wer wird dann Weltmeister?

Lill: Spanien hat schon ein Bombenspiel abgeliefert. Das 3:3 gegen Portugal war vor allem vom Tempo her große Klasse. Brasilien wird sich noch steigern. Dann noch Frankreich, obwohl die auch noch nicht so groß aufgespielt haben. Vielleicht gelingt Belgien eine Überraschung.

Sie haben sich jetzt entschlossen zu pausieren. Warum das?

Lill: Ja, 21 Jahre Trainerarbeit kosten bei allem Positiven auch viel Energie. Ich arbeite bei einer Bank und bin beruflich sehr eingespannt. Außerdem verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie. Mein Sohn ist 13. Der spielt auch Fußball und da möchte ich auch zuschauen. Es ist einfach die Gesamtsituation. Wenn ich merke, dass ich etwas nicht hundertprozentig machen kann, dann lasse ich es lieber sein.

Sie haben selber auch Fußball gespielt?

Lill: Ja, beim TSV Königsbrunn in der Jugend und dann bei den Aktiven. Ich hatte ein paar Einsätze in der Bezirksliga und in der Landesliga, war dort eher Ergänzungsspieler. Mit der Reserve sind wir dann von der C- bis zur damaligen A-Klasse aufgestiegen. Ich war immer sehr vereinstreu, habe aber noch zwei Jahre beim SV Ried gespielt, das war auch eine schöne Zeit.

Aufrufe: 021.6.2018, 08:03 Uhr
Augsburger Allgemeine / Wolfgang LangnerAutor