2024-04-25T14:35:39.956Z

Transfers

Ein Mann für das Spektakuläre

Tomasz Kaczmarek ist angetan vom Niveau des Kaders

Der Niederländer Jules Reimerink, der einst in Cottbus überzeugte, soll die Offensive von Viktoria Köln beleben. Für die Höhenberger lehnte der linke offensive Außenbahnspieler sogar Angebote aus der Zweiten und Dritten Liga ab.

Die Geschichte, die sich am 13. September 2010 im Cottbuser Stadion der Freundschaft abspielte, ist einfach wunderschön, beinahe sogar kitschig. Der unmittelbar zuvor eingewechselte Jules Reimerink gelangte auf der linken Außenbahn an den Ball. Der Niederländer ließ im gegnerischen Strafraum gleich drei Karlsruher stehen, als seien diese lästig wie Slalomstangen beim Skifahren, um den Ball anschließend mit dem linken Fuß über den herausstürzenden KSC-Keeper Kristian Nicht ins Tor zu lupfen. Dem TV-Moderator dieses Zweitliga-Fußballspiels überschlug es daraufhin beinahe die Stimme — der damals 20-Jährige hatte für Cottbus nicht nur den Ausgleich zum finalen 5:5 erzielt, sondern obendrein etwas sehr Spektakuläres vollbracht.

Auch fünf Jahre später kann sich der Blondschopf noch gut an jenen Montagabend in der Lausitz erinnern: „Das war ein unfassbares Spiel”, schwärmt Reimerink. „Es waren meine ersten Minuten in der Zweiten Liga, mein erster Ballkontakt und mein erstes Tor. Der pure Wahnsinn.”

Die Saison beim FC Energie Cottbus verlief für den Neuzugang des Regionalligisten FC Viktoria Köln seinerzeit wie im Märchen: 30 Einsätze standen am Ende der Spielzeit für den offensiven Mittelfeldspieler zu Buche, darüber hinaus konnte der 1,85 Meter große Niederländer fünf unvergessliche Abende im DFB-Pokal genießen. Reimerink erzählt: „Wir sind bis ins Halbfinale gegen den MSV Duisburg vorgestoßen und hatten eine tolle Mannschaft beisammen.” Unter anderem durfte der damalige Cottbuser Trainer Claus-Dieter Wollitz, der ja auch bis zum vergangenen Winter den FC Viktoria coachte, neben Reimerink Fußballer wie Nils Petersen und den jüngsten Zugang des 1. FC Köln, Leonardo Bittencourt, betreuen.

Über seinen Ex-Trainer Wollitz spricht Viktorias Königstransfer mit großem Respekt: „Er ist ein super Typ. Uns hat irgendwie eine Hass-Liebe verbunden, wobei mehr Liebe dabei war.”

Warum der technisch versierte und im holländischen Enschede lebende Reimerink inzwischen in der Vierten Liga angekommen ist, kann der Vater einer fünf Monate alten Tochter erklären: „Es ist schon so, dass ich Angebote aus der Zweiten und Dritten Liga hatte. Viktorias Leute haben sich aber sehr um mich bemüht und mich sogar im Urlaub jeden Tag angerufen. Irgendwann war ich dann von diesem Schritt überzeugt.”

Es erscheint geradezu paradox, dass sich der in Oldenzaal nahe der niedersächsischen Grenze aufgewachsene 25-Jährige in die Niederungen der Regionalliga begeben hat: „Damals, nach meinem ersten Jahr in Cottbus, wollten mich Bayer 04 Leverkusen, der Hamburger SV und auch der FC Augsburg haben.” Alle drei Bundesligisten erhielten den Zuschlag jedoch nicht.

Nach einem weiteren und weitaus weniger erfolgreichen Jahr in der Lausitz wechselte der schnelle Holländer 2012 zurück in die Heimat — zu VVV Venlo in die Ehrendivision. „Die Zeit in Venlo war nicht gut für mich. Ich war viel verletzt”, erinnert sich Viktorias neue Offensivhoffnung. Die Gala-Auftritte Reimerinks aus dem Jahr 2010, als er unter anderem beim Cottbuser 3:1-Erfolg im Achtelfinale des DFB-Pokals beim VfL Wolfsburg alle drei Energie-Tore vorbereitet hatte, waren plötzlich Geschichte.

Erst im Sommer des vergangenen Jahres sollte er wieder den Spaß an seinem Sport zurückerlangen: Reimerink wechselte innerhalb der Niederlande zu den Go Ahead Eagles Deventer in die Beletage des holländischen Fußballs und fand zu alter Stärke zurück. Der junge Papa, der vor kurzem in Bergisch Gladbach eine Wohnung bezogen hat und drei- bis viermal pro Woche zu seiner Familie nach Enschede pendelt, beschreibt das schönste Erlebnis der abgelaufenen Spielzeit noch immer voller Freude: „Wir haben bei Feyenoord Rotterdam vor 50 000 Zuschauern 1:0 gewonnen, und ich habe das Tor gemacht.”

Am Ende stieg Deventer allerdings ab, und der filigrane Mittelfeldmann war bereit für seinen neuen Klub: „Von meiner Mannschaft habe ich ein sehr gutes Gefühl”, betont Reimerink. „Wenn wir dieses Niveau bestätigen, können wir am Ende vielleicht auch Meister werden.”

Falls dieser Fall tatsächlich eintreten würde, hätte der 25-Jährige mit Sicherheit kein Problem damit. Denn eines ist für ihn gewiss: „Eigentlich müsste ich Erste oder Zweite Liga spielen.” Und genau in diese Sphären möchte irgendwann ja auch der FC Viktoria Köln vorstoßen.

Tomasz Kaczmarek ist angetan vom Niveau des Kaders

Nach insgesamt acht Testspielen im Rahmen der Vorbereitung ist es für Tomasz Kaczmarek an der Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen: „Das Niveau in unserem Kader ist definitiv dichter als im vergangenen Jahr”, sagt der Trainer des FC Viktoria Köln. Knapp zwei Wochen vor dem Saisonstart in der Fußball-Regionalliga West präsentiert sich die Mannschaft in einer beachtlichen Frühform. Selbst Heracles Almelo, immerhin ein Team aus der holländischen Ehrendivision, konnte den Höhenbergern am Freitag nicht das Wasser reichen: Nach Toren von Jules Schwadorf, Sven Kreyer und Fabio Dias hatte die Kaczmarek-Elf die in Bestbesetzung angetretenen Niederländer 3:0 bezwungen. „Das war sehr ordentlich, was die Jungs gezeigt haben”, sagte der Coach.
Weil der FC Viktoria am heutigen Montag (16 Uhr, Nebenplatz Esprit-Arena) unter Ausschluss der Öffentlichkeit einen weiteren Test beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf bestreitet, wechselte Kaczmarek gegen Almelo bis auf Torwart Alexander Monath zur Pause komplett durch. Abgesehen von Keeper Nico Pellatz, der nach überstandenem Faserriss Ende der Woche wieder ins Training einsteigt, und René Klingenburg (Aufbautraining) sind alle Spieler einsatzbereit. (ol)

Aufrufe: 019.7.2015, 21:25 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor