2024-05-24T11:28:31.627Z

Halle
Gewohntes Umfeld, ungewohnte Sportart: TSV-Handballtorwart Benjamin von Petersdorff unterstützt bei der Schwäbischen die TSV-Fußballer.   F.: Peter Kleist
Gewohntes Umfeld, ungewohnte Sportart: TSV-Handballtorwart Benjamin von Petersdorff unterstützt bei der Schwäbischen die TSV-Fußballer. F.: Peter Kleist

Ein Handballer im Futsal-Tor

Für die Vorrunde greift der TSV Friedberg in die Trickkiste und verpflichtet mit Benjamin von Petersdorff einen Handball-Keeper

Der Coup war lange geplant – und nun soll er am Dreikönigstag in die Tat umgesetzt werden. Bei der Vorrunde zur schwäbischen Futsal-Meisterschaft am 6. Januar wird beim TSV Friedberg wohl ein Mann zwischen den Pfosten stehen, der sonst auch ein zwei auf drei Meter großes Gehäuse hütet – allerdings im Handball. Benjamin von Petersdorff – seines Zeichens Handballtorwart beim TSV Friedberg in der 3. Liga – geht „fremd“ und will seinen Fußballkollegen helfen, beim Auftritt vor heimischem Publikum möglichst gut abzuschneiden.

Fußballabteilungsleiter Marcus Mendel hatte diesen Deal schon vor einiger Zeit eingefädelt. „Ich bin auf diese Idee gekommen, weil ich ja auch einen Pass bei den Handballern habe und dort auch schon in der dritten Mannschaft gespielt habe. Und da habe ich gedacht, das könnte ja umgekehrt auch funktionieren“, so Mendel. Beim Futsal wird bekanntlich auf Handballtore gespielt, und da lag die Idee nahe, mal bei den Handballern nachzufragen, ob man sich denn nicht einen erfahrenen Keeper ausleihen könnte. Gesagt, getan, nach kurzer Rücksprache mit Harald Rosenberger, dem Trainer der TSV-Handballer, gab es grünes Licht für Benjamin von Petersdorff.

Der Passantrag für den Handballtorwart wurde nach München geschickt, wenig später kam die Spieleberechtigung zurück, einem Einsatz des Handballers in fremden gefilden stand nichts mehr im Wege.

„Es passt mir zwar nicht hundertprozentig in die Vorbereitungszeit, doch ich konnte bei dieser Art von Zusammenarbeit im Verein über Abteilungsgrenzen hinaus auch nicht nein sagen“, meinte Harald Rosenberger, der seinem Keeper auch einiges zutraut. „Das wird für ihn sicher nicht uninteressant, ich denke, er ist vielleicht reaktionsschneller als ein Fußballtorwart. Allerdings kommen im die Gegner ja deutlich näher und es bleibt abzuwarten, wie er mit dem Körperkontakt klar kommt“, so Rosenberger.
Das sei für ihn kein Problem erklärte der 24 Jahre alte Handballer, der mit 1,86 Metern Größe und rund 100 Kilo eine imposante Erscheinung ist. „Ich habe mit der Fußballmannschaft der Uni Augsburg schon Futsal gespielt und das war ok, das machte richtig Spaß“, meinte von Petersdorff. Der Futsal-Ball sei zwar härter als ein Handball, doch das sei kein Problem – auch der Körperkontakt, dem man im Handballtor ja eher weniger ausgesetzt ist, stört den 24-Jährigen, der in Augsburg im sechsten Semester Geografie studiert, nicht. „Ich freue mich auf das Experiment“, meinte er.

Und was meint Friedbergs Fußballtrainer Reinhard Kindermann zu dem Ganzen? „Das ist eigentlich eine gute Sache, denn sie beweist, dass sich die Abteilungen des TSV untereinander gut verstehen“, so der Ex-Profi, der dennoch ein bisschen zwiegespalten ist. „In den bisherigen Turnieren hat unser A-Jugendkeeper Niklas Köchl sehr gut gehalten und den möchten wir natürlich nicht verprellen – aber die Schwäbische ist halt schon etwas Besonderes. Aber so habe ich auch eine Alternative mehr, erklärte Kindermann. Und Alternativen sind beim TSV in dieser Saison ziemlich dünn gesät – und die beiden Torhüter Martin Lilli und Dragan Ignatovic verzichten auf Halleneinsätze, da sie nicht hundertprozentig fit sind.

„Ich halte es für eine prima Sache, denn es zeigt, dass es in diesem großen Verein mit seinen unterschiedlichsten Ausrichten doch klappen kann mit der Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen“, so Abteilungsleiter Marcus Mendel.

Nun bleibt abzuwarten, wie das Experiment bei den Gruppenspielen gegen Ehekirchen und die Sportfreunde klappt – und wie weit der TSV kommt. In der anderen Gruppe ist die Konkurrenz mit Mering, Stätzling und Kissing auch sehr stark, ein eindeutiger Favorit lässt sich kaum bestimmen.

Sollten die Friedberger jedoch die Endrunde erreichen, dann hätten sie ein Problem: Am 11. Januar nämlich muss von Petersdorff wieder in seiner angestammten Sportart ran – an diesem Wochenende nimmt die 3. Liga wieder ihren Spielbetrieb auf. „Doch das ist erst einmal absolute Zukunftsmusik, jetzt freue ich mich erst einmal auf die Vorrunde“, meinte der Handballkeeper schmunzelnd.

Aufrufe: 031.12.2013, 17:36 Uhr
Friedberger Allgemeine / Peter KleistAutor