2024-05-15T11:26:56.817Z

Interview
Der Chemnitzer FC war die letzte Profi-Station des Chamerauer Keepers Stefan Riederer. Zuvor war er Kapitän der SpVgg Unterhaching. Foto: Andreas Nickl
Der Chemnitzer FC war die letzte Profi-Station des Chamerauer Keepers Stefan Riederer. Zuvor war er Kapitän der SpVgg Unterhaching. Foto: Andreas Nickl

Dritte Liga und wieder zurück

Stefan Riederer ist Torhüterikone. Von Kötzting aus wagte er den Sprung in den Profifußball. In Cham klingt die Karriere aus.

Stefan Riederers Weg führte ihn als Torhütertalent vom Bayernliga-Aufstieg mit dem 1. FC Bad Kötzting zu Profistationen bei der SpVgg Unterhaching und beim Chemnitzer FC. Nun beendet er seine Spieler-Karriere beim ASV Cham. Wir haben mit ihm über Karriere-Höhepunkte und den Ärger am Fußball-Geschäft gesprochen.

Schönstes Erlebnis Ihrer Laufbahn?
Die Testspiele, die wir mit der SpVgg Unterhaching gegen den FC Bayern München absolvieren durften. Gegen Robben, Ribery & Co. spielen zu dürfen, war schon außergewöhnlich. Auch das Welcome-Spiel zur WM 2006 in Deutschland, als wir mit einer Bayernauswahl im Hachinger Sportpark gegen die Nationalmannschaft von Paraguay vor 11 000 Zuschauern kicken durften, habe ich in sehr guter Erinnerung behalten.


Bester Kicker, mit dem Sie in einer Mannschaft zusammen gespielt haben?
Petr Stoilov. Einen Stürmer eines solchen Formats gibt es heute gar nicht mehr. Hinten hat er die Standards des Gegners verteidigt, und vorne waren 20 Tore und mehr pro Saison garantiert. Zudem ist „Stoili“ ein ganz feiner Kerl, der dann auch beim Jahn in Regensburg sehr erfolgreich war. Mit Kevin Trapp, der mittlerweile sogar ein paar Länderspiele gemacht hat, war ich beim 1. FC Kaiserslautern II im Kader. Schon damals hat man gesehen, dass er mit 18 Jahren extrem weit war und eine große Karriere vor sich haben wird.


Bei welchem Verein hatten Sie als Aktiver Ihre schönste Zeit?
Die schönste Zeit im Amateurbereich waren die Bayernliga-Jahre beim 1. FC Bad Kötzting. Der Aufstieg, die Heimspiel-Atmosphäre und die Mannschaft waren einzigartig. Auch beim ASV Cham ist es top. Die Mannschaft und der ganze Bereich rundherum ergänzen sich prima. Der Aufstieg vergangene Saison war die logische Konsequenz einer guten Arbeit. Im Profibereich war es definitiv bei der SpVgg Unterhaching am schönsten. An die sechs Jahre denke ich heute noch gerne zurück.


Welches fußballerische Vorbild hatten Sie in Ihrer Jugendzeit?
Oliver Kahn


Was nervt Sie am heutigen Fußballgeschäft?
Eigentlich alles. Die Bindung vom Profifußball zur Fanbasis ist nicht mehr vorhanden. Man muss – keine Ahnung wie viele – Abos haben, um Fußball überhaupt noch schauen zu können. Spieler labern nach den Spielen immer die gleichen Phrasen. Da haut keiner mehr auf den Tisch. Und wenn sich doch einer erlaubt, seine ehrliche Meinung zu äußern, dann wird er dazu gezwungen, sich zu entschuldigen. Deswegen schaue ich mir auch nur noch sehr selten Spiele im Fernsehen an.


Haben Sie irgendetwas in Ihrer Laufbahn bereut?
Nein. Hinterher ist man immer schlauer. Aber alle Entscheidungen, ob sie am Ende dann negativ oder positiv waren, die ich getroffen habe, haben mich immer ein Stück weitergebracht. Daher ist alles gut.


Lieblings-Rückennummer ...
Eins

Ein Spiel, das er nie vergessen wird – 8:1 hat der ASV Cham in der Bayernliga-Relegation gegen den ASV Vach gewonnen.
Ein Spiel, das er nie vergessen wird – 8:1 hat der ASV Cham in der Bayernliga-Relegation gegen den ASV Vach gewonnen. – Foto: Simon Tschannerl


Gibt es ein Spiel, das Sie nie vergessen werden?
Das Aufstiegsspiel im vergangenen Jahr mit dem ASV Cham gegen den ASV Vach. Ein Relegationsspiel mit 8:1 zu gewinnen, passiert auch nicht alle Tage. Besonders war auch das letzte Saisonspiel in der Landesliga-Meistersaison mit dem 1. FC Bad Kötzting beim SC Eltersdorf. Wir brauchten einen Punkt zum Titelgewinn und lagen lange Zeit in Rückstand. Kurz vor Schluss erzielte Peter Stoilov dann den 2:2-Ausgleich. Ein Highlight war 2011 zweifellos auch der 3:2-Sieg in der erste Runde des DFB-Pokal mit der SpVgg Unterhaching gegen den Erstligisten SC Freiburg.


Bester Trainer, den Sie hatten?
Manuel Baum. Was er taktisch auf dem Kasten hatte und vermutlich immer noch hat, war schon phänomenal. Nicht umsonst war er Bundesligatrainer beim FC Augsburg und ist aktuell U20-Nationalcoach und Sky-Experte. Nennen möchte ich auch meinen guten Freund Charly Dirscherl, der mein erster Torwarttrainer im Herrenbereich war. Er und sein guter Freund, der Medizinball, haben mich damals ganz schön schwitzen lassen.


Sinnloseste Regel im Fußball?
Abgesehen vom Videobeweis finde ich die Elfmeterregel, dass sich der Torwart nur noch auf der Linie bewegen darf, sinnlos. Da kann ich gleich beiseite gehen und zum Schützen sagen, hau den Ball einfach rein. Aber vermutlich liegt diese Abneigung daran, dass ich kein Elfmeterkiller bin, und mir so auch noch der letzte vermeintliche Vorteil genommen wurde (schmunzelt).


Größte Enttäuschung Ihrer Karriere?
Mein Knorpelschaden im Knie im Jahr 2013. Ich war Kapitän in Unterhaching und hatte bis dato eine ordentliche Saison gespielt. Wer weiß, was alles ohne Verletzung passiert wäre. Danach habe ich sehr lange gebraucht, bis ich wieder einigermaßen mein vorheriges Niveau hatte.


Lieblings-Fußballschuh ...
War mir immer egal, überwiegend waren es allerdings Adidas-Schuhe. Mittlerweile zählt für mich das Motto: Je günstiger der Schuh, desto besser ist er (lacht).


Wo haben Sie auswärts nie gerne gespielt?
Trotz der vielen gefahrenen Kilometer habe ich selten irgendwo ungern gespielt. Auswärtsspiele waren immer etwas Besonderes. Gerade als Torwart hat man die gegnerischen Zuschauer immer im Genick. Das hat mir natürlich Freude gemacht, wenn sie mich beschimpften und ich dann auch meinen Senf dazu abgeben konnte. Oder wenn die Feuerzeuge neben mir im Strafraum lagen. Einfach herrlich ...


Die Laufbahn von Stefan Riederer:
Stefan Riederer startete seine Laufbahn beim FC Chamerau, den er bis ins Jahr 2000 die Treue hielt. Dann wechselte das Torhütertalent zum 1. FC Bad Kötzting. Bei den Rotblauen durfte Riederer 2004 den Aufstieg in die Bayernliga mitmachen. Zwei Jahre später wurde die SpVgg Unterhaching auf den Klassekeeper aufmerksam. Nach zwei Spielzeiten im B-Team der Münchener Vorstädter unterschrieb der Bayerwäldler einen Vertrag bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern. Am Betzenberg kam Riederer zu 15 Regionalliga-Einsätzen, kehrte aber nach nur einem Jahr nach Unterhaching zurück.

Bei der SpVgg Unterhaching, für die er in der Dritten Liga 64 Parten bestritt, wurde der 1,94 Meter große Goalie dann ab Sommer 2011 die Nummer Eins im Drittliga-Team. 2013 zog es Riederer zum Chemnitzer FC, bei dem er allerdings nur zu vier Einsätzen in Liga drei kam. 2014 kehrte Riederer zum 1. FC Bad Kötzting zurück. 2017 wollte der Chamerauer seine Schuhe eigentlich an den Nagel hängen . Er ging als Torwarttrainer zum ASV Cham. Doch im Herbst 2018 kehrte ins Tor zurück, da Chams Keeper Tobias Vogl länger ausfiel. Seither ist der Routinier die unumstrittene Nummer eins bei den Chamern, mit denen er in die Bayernliga aufgestiegen ist.

Aufrufe: 02.6.2020, 13:00 Uhr
Redaktion ChamAutor