Irgendwie bizarr: Wenn Kreisspielleiter Thomas Jäger am Sonntagnachmittag zum Sportgelände des SC Großschwarzenlohe kommen würde, dann müsste er dem traurigsten Titelträger aller Zeiten den Meisterwimpel überreichen. Die FG Wendelstein war über die Saison gesehen die beste Mannschaft, nimmt vier Punkte Vorsprung auf den Rangzweiten mit in den letzten Spieltag und wird am Ende doch nicht in die Bezirksliga aufsteigen dürfen. Die Regularien verhindern das bei einer Spielgemeinschaft. Inzwischen haben die beiden Stammvereine TSV Wendelstein und TSV Röthenbach / St.W. zwar die beiden Fußballabteilungen ausgegliedert und mit ihnen einen eigenen Verein gegründet. Aber das kam zu spät. Aufstiegsrecht gibt es erst in der nächsten Saison.
Den Meisterwimpel müsste Thomas Jäger trotzdem an Wendelstein überreichen. Daneben wird der letzte Gegner der FG stehen, artig applaudieren und sich diebisch freuen. Das Wendelsteiner Saisonfinale findet nämlich ausgerechnet beim Rangzweiten SC Großschwarzenlohe statt, der diesen zweiten Platz schon vor eineinhalb Wochen abgesichert hat und der – an Wendelstein vorbei – direkt in die Bezirksliga vorrücken wird. Ein schönes Abschiedsgeschenk für den scheidenden Trainer Denis Opcin. Man wird es beim SCG verschmerzen können, dass der Aufstieg ohne Meisterwimpel vollzogen werden muss.
Ob der Wimpel überhaupt an diesem Sonntag an die FG Wendelstein überreicht wird, steht ohnehin noch nicht fest. "Ich weiß nicht, ob ich’s berufsbedingt schaffe", ließ Spielleiter Jäger Mitte der Woche wissen. Nun denn, Meisterschaft (Wendelstein) und Direktaufstieg (Großschwarzenlohe) sind also durch, bleibt die Frage nach dem Teilnehmer an der Aufstiegs-Relegation. Drei Kandidaten gibt es: SV Rednitzhembach (45 Punkte), SV Barthelmesaurach (43, aber schlechterer direkter Vergleich mit Rednitzhembach) und TSV Wolfstein (42, aber besserer direkter Vergleich mit Rednitzhembach). Weil am Sonntag mit Wolfstein und Barthelmesaurach die zwei Verfolger direkt aufeinander treffen, gibt es folgende Möglichkeiten:
Rednitzhembach sichert sich den Relegationsplatz
- mit einem eigenen Sieg oder einem Remis im Auswärtsspiel in Postbauer
- mit einer Niederlage, wenn es im Duell Wolfstein gegen Barthelmesaurach keinen Sieger gibt.
Barthelmesaurach kann noch auf den Relegationsplatz springen
- mit einem eigenen Sieg in Wolfstein und einer gleichzeitigen Rednitzhembacher Niederlage.
Wolfstein würde noch den Relegationsplatz erreichen ebenfalls
- mit einem eigenen Sieg über Barthelmesaurach bei einer gleichzeitigen Niederlage von Rednitzhembach.
Dass also Rednitzhembach die besten Karten vor dem Finale hat, stört Stephan Fröbel von der Abteilungsleitung der Kicker nicht. "Die Mannschaft will in die Relegation und in die Bezirksliga. Sie darf auch. Aber sie muss nicht", sagt Fröbel. Im Verein mache niemand Druck, in der Abteilung ebenfalls nicht.
Dass die Hembis im Saisonschlussspurt noch um die Aufstiegsrelegation mitspielen können, ist angesichts des Saisonverlaufs ohnehin eine Überraschung. Nach fünf Spielen zierte Rednitzhembach mit einem von 15 möglichen Punkten das Tabellenende. Vor allem in der Rückrunde hat sich die Mannschaft von Stephan Wüst gefestigt. "Wir spielen nicht immer gut, haben aber die beste Abwehr der Liga und sind vorne immer für ein Tor gut", sagt der Trainer. In der Vorrunde habe man oft mit Pech verloren. In der Rückrunde hin und wieder mit Glück gewonnen, sagt Wüst. "So etwas gleicht sich im Laufe einer Saison aus."
Ähnlich unbeschwert wie die Hembacher kann auch Aufsteiger Barthelmesaurach ins Saisonfinale gehen. Dass die "Drauracher" Relegation können, haben sie im vergangenen Jahr gezeigt, als sie in der Saisonverlängerung nach einigen Jahren in der Kreisklasse ins Kreisoberhaus zurückgekehrt sind. Auch die Theil-Truppe musste sich erst einmal an die rauere Luft in der Kreisliga gewöhnen, legte aber ebenso wie Rednitzhembach nach der Winterpause eine saubere Serie hin.
Den meisten Druck des Trios hat sicherlich der TSV Wolfstein. Die Oberpfälzer standen auch im Vorjahr mit einem Bein in der Bezirksliga mussten dann aber in der zweiten Relegationsrunde die Segel streichen.