Wenn ein Verein diesem Klischee entspricht, dann ist es derzeit der Club vom Fürstenberg. „Der TuS Xanten“, sagt Thomas Dörrer, „ist ein schlafender Riese.“ Einer, der in den vergangenen Jahren aber oft genug von Alpträumen gequält wurde, die ihn, den einst stolzen Verbandsligisten und Aushängeschild des Fußballkreises, bis in die Kreisliga B hinab geführt werden. Dörrers Wunsch ist also nachvollziehbar. „Ich will dem TuS wieder neues Leben einhauchen“, verspricht er.
Gelegenheit dazu wird er ab der kommenden Spielzeit erhalten, denn dann tritt Dörrer seinen Job als neuer Trainer des TuS an. , derzeit am Fürstenberg noch in Amt und Würden, wird in wenigen Wochen seinen Platz räumen. „Ich brauche eine Pause“, sagt der aktuelle Coach und verweist auf seinen Terminkalender, der ihn, mitunter auch an den Wochenenden, beruflich zu Fahrten nach Köln oder Stuttgart zwingt.
Riad, der die Mannschaft vor einem Jahr übernahm und in dieser Spielzeit noch um den Aufstieg in die A-Liga mitspielt, wird den TuS in guter Erinnerung behalten. „Der Verein und vor allem die Mannschaft sind super“, lässt er wissen und spricht von einem „schönen Jahr“ mit vielen „netten Menschen“.
An der Spitze dieser netten Menschen steht Heribert Kerkmann, der die Fäden zum neuen Trainer geknüpft hat. „Rachid hat sehr gute Arbeit geleistet, und wir sind sehr dankbar, dass er uns geholfen hat“, sagt der Mann aus dem Vorstand, der dem Verein auch nach seiner Laufbahn als Aktiver in den Glanzzeiten des TuS die Treue hielt.
Jetzt also kommt Dörrer, den Kerkmann schon vor mehr als einem Jahr holen wollte, der damals allerdings noch abwinkte, weil ihm seine einige Monate zurückliegende, unfreiwillige Trennung vom SV Sonsbeck II noch in den Knochen steckte. Das sei aufgearbeitet, verrät Dörrer. „Die Lust auf ein Traineramt ist wieder da“, erklärt er und stellt seine Gedanken vor. „Oberstes Ziel“, sagt der Coach, dessen sportliche Laufbahn bei der zweiten Mannschaft des OSC Rheinhausen begann und die ihn bis zum Sonsbecker Landesliga-Torjäger aufsteigen ließ, „ist die Kontinuität“.
Dörrer will den Aufstieg in die A-Liga, wenn nicht schon in diesem Jahr, dann eben 2020. „Der TuS muss sich dort stabilisieren, und“, in den Augen aller Vereinsfreunde, ohnehin ein ungeschriebenes Gesetz, „er muss auch wieder die Nummer eins in Xanten werden.“
Wie das klappen soll, weiß er auch schon. „Step by step“, sagt er, „und vor allem über eine vernünftige Kaderplanung.“ Dafür telefoniert er, spricht Spieler an und sammelt Zusagen für sein Projekt. Vorrangiges Augenmerk gilt dem Nachwuchs der Domstädter. „Frank Ingendahl hat als Trainer der A-Junioren hervorragende Arbeit gemacht“, will Dörrer künftig davon profitieren. Zum einen sollen die jungen Spieler am Fürstenberg gehalten werden – da hat es bereits Gespräche gegeben, die mit der Zusage der meisten Nachwuchskicker sowie dem Gedanken, auch den derzeit noch jüngeren Jahrgang mit Seniorenerklärungen auszustatten und so an die „Erste“ heranzuführen, endeten.
Zum anderen erfährt Ingendahl, wie hoch sein Stellenwert bei Dörrer ist. „Frank hat die A-Junioren über Jahre geformt“, lobt der den Nachwuchstrainer, der aber schon signalisiert hat, künftig aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung zu stehen. „Ich hoffe, das ist noch nicht das letzte Wort. Ich würde ihn liebend gerne im künftigen Trainerstab der ersten Mannschaft sehen“, wirbt Dörrer um Ingendahl.
„Wir brauchen natürlich auch erfahrene Spieler, die den Nachwuchs an die Hand nehmen“, denkt der neue Coach weiter. Namen sind schon bekannt. Im Tor des TuS wird künftig Christian Umbach stehen. Der 26-Jährige arbeitete zuletzt als Torwarttrainer der A-Junioren des KFC Uerdingen und hielt zudem in Rindern und zuvor beim SV Hönnepel-Niedermörmter sein Tor sauber.
Marvin Braun, vor fünf Jahren bereits beim TuS und später auch schon unter Dörrers Trainerregie tätig, wird noch schnell mit dem SV Sonsbeck II in die Bezirksliga aufsteigen, ehe er im Sommer zum Fürstenberg wechselt. In die Riege der Routiniers fallen auch Sebastian Kaczmarek, ehemaliger Niederrhein- und Oberligaspieler und im Vorjahr noch am Fürstenberg aktiv, sowie der Ex-Orsoyer Matthias Morawin. Beide werden vom derzeitigen Tabellendritten der A-Liga, der SpVgg Rheurdt-Schaephuysen, nach Xanten wechseln.
Auch Jan Winkler hat beim TuS zugesagt. Der 26-Jährige hat bereits drei Spielzeiten in Xanten verbracht und kehrt vom SV Rees zurück. Des neuen Trainers Suche ist damit noch nicht beendet – Dörrer hat noch weitere Namen auf seinem Zettel, bei dreien dürfte der Haken dahinter nur noch eine Frage der Zeit sein.
„Wir wollen wieder vermehrt Spieler aus Xanten und der näheren Umgebung an den Verein binden“, stimmt Kerkmann den Vorstellungen Dörrers zu. Dazu gehört auch Patrick Biegala. Der langjährige Torjäger des TuS ist in der Winterpause nach seinem Abstecher nach Kalkar wieder zum TuS gestoßen und soll den Verein noch zum Aufstieg führen.
Die A-Liga wäre ein Argument, den Stürmer umzustimmen, denn Biegala hatte vor seinem Wechsel beim SV Hö-Nie zugesagt, dort ab Juli am Aufbau einer zweiten Mannschaft mitzuwirken. Jetzt kämpft er mit sich. „Mein Herz gehört dem TuS“, sagt er. Ein Umdenken pro Xanten scheint da nicht ausgeschlossen.