2024-06-14T14:12:32.331Z

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Marco Konrad (r.) ist der torgefährlichste Abwehrspieler der Kreisliga. F: Zink
Marco Konrad (r.) ist der torgefährlichste Abwehrspieler der Kreisliga. F: Zink

Die Wand von der Steinplatte

Marco Konrad vom SV Eyüp Sultan ist der torgefährlichste Verteidiger der Kreisliga 2 Nürnberg/Frankenhöhe +++ Bereits sechs Nominierungen für die FuPa-Elf der Woche

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In der nunmehr dritten Saison streift sich Marco Konrad schon das Trikot des SV Eyüp Sultan über und sticht nicht nur wegen seiner deutschen Nationalität heraus. Der Defensivmann ist ein Paradebeispiel für den in dieser Spielzeit wieder aufstrebenden Club von der Steinplatte. Hinten hält er mit enormer Zweikampfstärke den Laden dicht, und auch in der Offensive ist er oft zu finden, was seine bislang sechs Tore in nur 14 Spielen eindrucksvoll bestätigen. Hinzu kommen sechs Nominierungen für die FuPa-Elf der Woche. Grund genug, um ihn einmal näher zu beleuchten.

Wenn man ein Spiel des SV Eyüp Sultan besucht, fällt einem sofort ein Akteur ins Auge, der scheinbar nicht ganz ins Bild passt: Marco Konrad. Nicht nur der Name verrät es schon. Der 25-Jährige ist der einzige Spieler der Sultane, der keine türkischen Wurzeln hat. Trotzdem ist er in dieser Mannschaft nicht wegzudenken, denn seine körperliche Robustheit gepaart mit überragendem Timing beim Kopfballspiel und starkem Zweikampfverhalten bringt wichtige Tugenden in das Spiel der Sultane. Nicht von ungefähr kommt da der verliehene Spitzname „Loddar“ in Anlehnung an Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der zumindest auf dem Platz unzweifelhaft zu den besten seiner Zunft gehörte. Das gilt auch für Konrad in der Kreisliga, wenngleich er mit dem Spitznamen nicht ganz konform geht, wie zwischen den Zeilen herauszuhören ist.

"Rücktritt" aus der Bayernauswahl

Doch zunächst einmal zurück zu den Wurzeln. Als ganz kleiner Steppke jagte er zunächst bei Tuspo Nürnberg dem Ball hinterher, bis er im zweiten Jahr C-Jugend zur DJK BFC wechselte, wo er unter anderem unter Bruder Danny Konrad und Cousin Christian Konrad als Trainer in B- und A-Jugend eingesetzt wurde. Bereits in der D-Jugend wurde sein Talent erkannt, eine Einladung des großen 1. FC Nürnberg flatterte ins Hause Konrad. Marco bestand das Probetraining, allerdings fühlte er sich am Valznerweiher nicht wohl und er blieb seinem Heimatverein vorerst treu. Als B-Jugendlicher spielte er gar für die Bayernauswahl, ist dort aber selbst zurückgetreten.

„Wenn ich ehrlich bin, bin ich einfach nicht mehr hin“, muss Konrad inzwischen darüber lachen. Ins Stocken geriet seine Laufbahn nach dem altersmäßigen Sprung in die A-Jugend beim BFC, denn aufgrund Spielermangels musste der Verein die älteste Jugendmannschaft auflösen. Für Konrad folgte ein Jahr Pause, denn zu dieser Zeit wollte er sich auf seine Ausbildung als Maler und Lackierer konzentrieren. Schon damals war Markus Luther Trainer der Ersten der DJK BFC und erinnerte sich an den wuchtigen Defensivmann. So zog er ihn in die erste Mannschaft hoch, obwohl er noch in der Jugend hätte spielen können.

Es folgten eineinhalb Jahre bei den „Concorden“, ehe er zusammen mit Bruder Danny und Sven Vogel den Weg zurück zu Tuspo fand, wo er auf seinen ehemaligen Jugendtrainer Metin Kett traf, auf den er noch heute große Stücke hält. Es folgte noch einmal eine Rückkehr zur DJK BFC, ehe er sich vor knapp drei Jahren dem SV Eyüp Sultan anschloss.

Über ein Shisha-Café zu den Sultanen

Aber wie kam der Wechsel eigentlich zu Stande? „Faruk Özkan, mit dem ich schon bei Tuspo zusammengespielt habe, hat mich in ein Shisha-Café mitgenommen, wo die halbe Mannschaft war. Dann hab ich am Mittwoch mittrainiert und am Freitag den Passantrag in einem Nebenraum der Moschee unterschrieben. Das ging alles ganz schnell“, erzählt Konrad, der sich bei den Sultanen pudelwohl fühlt, denn auch privat unternimmt er mit der Mannschaft viel. „Kameradschaftlich ist hier alles super.“

Und auch sportlich läuft es für ihn und die Sultane. Im ersten Jahr konnte er zwar noch kein Tor erzielen („Da hab ich viele Chancen vergeben“), in der zweiten Saison waren es immerhin schon fünf Treffer in der kompletten Spielzeit; und nun steht der SÖR-Mitarbeiter bereits zur Winterpause bei sechs Treffern in 14 Partien. Eine stattliche Anzahl für den Defensivmann, der sich selbst als Innenverteidiger oder auf der „Sechs“ sieht, aber trotzdem immer mal wieder für Ausflüge in die Offensive bekannt ist. „Über die Quote kann ich mich nicht beklagen.“

Auswechslungen nur durch den Schiedsrichter

Dass seine Wertschätzung im Verein hoch ist, bestätigt auch die Tatsache, dass er noch nie ausgewechselt wurde. „Im Endeffekt hab ich mich höchstens selbst ausgewechselt, indem ich vom Platz geflogen bin.“

Freilich wurden auch schon andere Vereine auf den Linksfuß aufmerksam. „Höherklassig zu spielen würde mich schon mal reizen, aber aktuell ist das kein Thema. Am liebsten würde ich es mit Eyüp schaffen.“ Das Thema Aufstieg ist aber kein ausgegebenes Ziel. „Das ist kein Muss. Wir müssen jetzt erst einmal in der Wintervorbereitung unsere Hausaufgaben machen. Wir nehmen es einfach, wie es kommt. Wenn es mit dem Aufstieg dann doch klappen sollte, sagen wir bestimmt nicht nein.“

Aufrufe: 015.12.2015, 09:37 Uhr
Matthias JanouschAutor