2024-06-14T06:55:53.576Z

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Torschützin Laura Vetter, Anne Boldt (von rechts) und ihre Kolleginnen bedanken sich nach dem Spiel bei den Ahlerstedter Fans. Fotos Berlin
Torschützin Laura Vetter, Anne Boldt (von rechts) und ihre Kolleginnen bedanken sich nach dem Spiel bei den Ahlerstedter Fans. Fotos Berlin

Der Traum vom Pokal ist geplatzt

Mehr als 100 mitgereiste Fans unterstützen die Frauen des SV Ahlerstedt/Ottendorf bei der 1:2-Niederlage gegen Meppen

Den Kopf lassen die Ahlerstedter Fußballerinnen bereits Minuten vor dem Abpfiff hängen. Einige Spielerinnen weinen. Sie merken, dass an diesem Tag nichts mehr geht, dass das Finale um den Niedersachsenpokal entschieden ist, dass sie sich vom Traum des größten Erfolges der Vereinsgeschichte verabschieden müssen. Der Regionalligist SV Ahlerstedt/Ottendorf verliert das Endspiel gegen den Oberligisten SV Union Meppen im August-Wenzel-Stadion in Barsinghausen mit 1:2.

Die 90 Minuten plus Nachspielzeit verliert A/O bei mehr als 30 Grad verdient. Die Spielerinnen aus dem Landkreis Stade haben den robust auftretenden und konditionell stärkeren Fußballerinnen aus Meppen wenig entgegenzusetzen. Allerdings hat dieses Endspiel einen Beigeschmack. Weil der Niedersächsische Fußballverband den Regionalligisten offenbar nicht rechtzeitig über die Änderung des Rahmenspielplans und den neuen Termin des Finales informiert hat, den Oberligisten aber schon, spielt A/O gegen Meppen nicht in Bestbesetzung und nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Führungskräfte wie Leonie Ratje fehlen, weil sie ihren Urlaub nach dem alten Plan ausgerichtet haben. Zudem heiratete Inga Schnoor (früher Cordes) am Abend zuvor. Die Offiziellen des Verbandes wollen nach Abpfiff des Finales nichts Substanzielles mehr dazu sagen. Sie wollen sich ihre gute Laune von den lästigen Fragen nicht verderben lassen.
Die A/O-Frauen lassen im Anschluss an das Spiel das traditionelle Bankett der Finalisten sausen. Vor Tagen wusste das der Verband. Offizielle A/O-Begründung: Weil zwei Spielerinnen noch am gleichen Abend in den Urlaub fahren wollen und deshalb nicht hätten teilnehmen können, feiert der Regionalligist lieber gemeinsam mit allen auf der Rückfahrt im Bus. A/O-Frauenobmann Bernd Stelling hatte beim Verband nachgefragt, ob die Spielvereinigung einen Fahrtkostenzuschuss bekommen könnte oder ein paar Trainingsbälle, weil dem Verband ja beim Bankett keine Kosten entstünden. Der Verband hat sich kaum bewegt und ein Lunchpaket in Aussicht gestellt. A/O lehnte die Wurstbrote dankend ab. Auf dem Rasen in Barsinghausen agiert Meppen besser und vor allem druckvoller. Der 0:1-Rückstand liegt für A/O bereits Ende der ersten Halbzeit in der Luft. Aber mit Glück und Geschick verteidigt die Defensivabteilung das torlose Remis. Das 1:0 für Ahlerstedt in der 66. Minute fällt wie aus dem Nichts. Nach einem langen Pass läuft Laura Vetter allein auf Meppens Torhüterin Linda Huser zu und versenkt den Ball unten links im Tor. Meppen kämpft weiter, hat mehr Kraft und mehr Kondition. Während viele Ahlerstedter Spielerinnen von Krämpfen geplagt nur hinterher laufen, dreht Union das Spiel durch Tore von Yvonne Wolters (75. Minute) und Birgit Manthey (82.). „Wir haben bei dem Wetter nicht das abrufen können, was wir wollten“, sagt A/O-Abwehrspielerin Lena Tödter. Eigentlich hätte Ahlerstedt fitter sein müssen als Meppen. Tödter: „Wir hätten länger durchhalten müssen.“ Mit „zu nervös“ und „schlackernden Beinen“ erklärt Romina Kristin Riwny die Niederlage. Meppen habe mehr Biss gezeigt. Unentschieden geht das Duell der Schlachtenbummler auf der Tribüne aus. Ohne Pause grölen und singen die Fans aus Meppen und Ahlerstedt manchmal Feinsinniges, manchmal einfacher Gestricktes. So laut, dass die Ansagen der Trainer von der Seitenlinie meist untergehen. Selbst nach dem Abpfiff feiern die Schlachtenbummler weiter. Die Meppener ihre Sieger, die Ahlerstedter die zweiten Sieger. Die erste A/O-Herrenmannschaft unterbrach ihren Ausflug nach Düsseldorf für ein paar Stunden für das Finale. Spielerinnen aus der zweiten und dritten Frauenmannschaft unterstützten das Team des scheidenden Trainers Sören Haß.
Haß will nach dem Abpfiff nicht als schlechter Verlierer dastehen, zollte Meppen größten Respekt, ordnet die Niederlage aber ein. „Schade, dass wir nicht zeigen konnten, was wir wirklich drauf haben“, sagt Haß. A/O trat nicht in Bestbesetzung an, schaffte es nicht, im Vorfeld die Spannung hochzuhalten und absolvierte eine „alles andere als gute Vorbereitung“ unter den gegebenen Voraussetzungen.
Fußball-Obmann Bernd Stelling steht zunächst 90 Minuten lang im Fanblock und tröstet dann jede einzelne Spielerin, als die Niederlage feststeht. Er prophezeit den Protagonistinnen bereits am Sonnabend, dass sie in einigen Jahren vom heute Erlebten zehren werden. Die schönen Geschichten rund um das Endspiel beginnen dann mit: „Weißt Du noch?“

Aufrufe: 010.6.2014, 11:56 Uhr
Daniel BerlinAutor