2024-05-14T11:23:26.213Z

FuPa Portrait
Marian Argintaru will die JFG Wertachtal wieder zu dem machen, was sie eigentlich laut Satzung auch sein sollte: eine Jugendfördergemeinschaft für Spieler der Stammvereine FC Bad Wörishofen, SV Salamander Türkheim und seit neuestem auch SV Schlingen.  Foto: Axel Schmidt
Marian Argintaru will die JFG Wertachtal wieder zu dem machen, was sie eigentlich laut Satzung auch sein sollte: eine Jugendfördergemeinschaft für Spieler der Stammvereine FC Bad Wörishofen, SV Salamander Türkheim und seit neuestem auch SV Schlingen. Foto: Axel Schmidt

Der Erneuerer

Marian Argintaru ist seit Mai Präsident der JFG Wertachtal, die ihrem Namen wieder gerecht werden soll

„Ich mach’s“ stand in der WhatsApp-Nachricht, die Marian Argintaru im Mai an seine Frau geschickt hat. Direkt aus der Mitgliederversammlung der JFG Wertachtal. Gesagt, getan: Der 47-Jährige, der bis dato die D-Junioren der Jugendfördergemeinschaft trainiert hatte, ließ sich von den Mitgliedern zum Nachfolger des bisherigen Vorsitzenden Roman Leitner wählen.

„Das war nie geplant, aber ich war nicht zufrieden, wie es läuft“, sagt Argintaru. Dem Rumänen, der seit 1991 in Deutschland lebt und seit drei Jahren bei der JFG Wertachtal als Trainer aktiv ist, war vor allem ein Dorn im Auge, dass der sportliche Erfolg der Jugendmannschaften über allem stand. Und das häufig auf Kosten der heimischen Nachwuchsspieler. Denn eigentlich sollte die JFG Wertachtal, die 2007 von den beiden Stammvereinen FC Bad Wörishofen und SV Salamander Türkheim aus der Taufe gehoben wurde, den Fußballnachwuchs der beiden Vereine zusammenzuführen und ihm bessere Möglichkeiten zu bieten. Eine Spielgemeinschaft wäre ebenfalls denkbar gewesen, allerdings hat diese den Makel, dass sie auf Bezirksebene kein Spielrecht hätte.

So fusionierten vor elf Jahren die beiden Vereine eben im Jugendbereich bei den Großfeldmannschaften (D- bis A-Jugend) und erhofften sich dadurch eine sportliche Weiterentwicklung der talentierten Kicker. Auch der DFB-Stützpunkt in Bad Wörishofen war ein Anreiz.

Doch irgendwann schien die JFG Wertachtal ihren eigentlichen Auftrag nicht mehr wahrnehmen zu können. Plötzlich standen vermehrt Spieler auf dem Platz, die aus dem Schwabmünchener oder Landsberger Raum kamen – und eben nicht aus den Stammvereinen. Gleichwohl hatten diese Mannschaften Erfolg: Die D-, C- und B-Junioren spielten lange Zeit in der Bezirksoberliga.

„Aber das war nicht Sinn und Zweck der JFG“, sagt Marian Argintaru. Zunehmend machte sich im Verein Unmut breit: bei den Eltern, deren Kinder nur noch in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kamen, bei den Stammvereinen, die häufig vergeblich auf die gut ausgebildeten Nachwuchsspieler für den Herrenbereich warteten. Denn ein Spieler aus Schwabmünchen hat weder die Bindung zum FC Bad Wörishofen oder dem SV Salamander Türkheim noch die sportliche Ambition, in der Kreisklasse zu spielen, wenn er in der B-Jugend schon Bezirksoberliga erleben durfte. „Die Diskussion, warum man um jeden Preis aufsteigen und BOL spielen will, gab es schon lange“, sagt Argintaru.

Er selbst hat als Trainer der D-Jugend die Rolle rückwärts vollzogen. Zwar sind die D-Junioren im vergangenen Jahr in die Kreisliga abgestiegen, „aber dafür hatten wir viele eigene Spieler im Kader“. So soll der Weg der JFG Wertachtal auch in Zukunft aussehen, wenn es nach Argintaru geht. Die Kreisliga haben er und seine Mitstreiter für jede Mannschaft zwar schon als Ziel, doch wenn es drüber hinausgehen soll, dann bitte nur, wenn es die Mehrheit will. „Im Sommer hätten wir mit der D-Jugend wieder in die BOL aufsteigen können“, sagt er. Doch die Mehrheit im Präsidium war dagegen. „Wir diskutieren über alles und entscheiden dann gemeinsam“, sagt Argintaru, der zugibt, dass er den Sprung in die höchste Liga Schwabens mit der Mannschaft gewagt hätte.

Doch er hat sich der Mehrheit gefügt – und spielt nun mit der D1 weiter in der Kreisliga. Vielleicht hat ihn auch seine eigene Vita geprägt: In Rumänien spielte Argintaru bei Inter Sibiu (Hermannstadt) in der Ersten Liga. 1991 ging es für dem damals 20-jährigen Marian nach Deutschland. Er machte ein Probetraining beim Karlsruher SC, landete aber letztlich beim Oberligisten FV Ravensburg, wo er sich alsbald das Kreuzband riss. Der Traum von der Profikarriere war damit beendet. Als er sich auch am anderen Knie das Kreuzband gerissen hatte, hielt ihn dort auch nichts mehr. 1999 zog er mit seiner Frau nach Bad Wörishofen, spielte beim FCW und in Türkheim. „Wenn ich gewusst hätte, dass ich bis 40 spielen kann, dann hätte ich es vielleicht vorher noch einmal bei einem größeren Verein versucht.“

So aber spielte er an den Sonntagen in der Bezirks- und Kreisliga, während er unter der Woche als Systemadministrator bei Lang-Papier (heute UPM) in Ettringen sein Geld verdiente. Er machte seinen Trainerschein und ist nun seit drei Jahren als Jugendtrainer bei der JFG Wertachtal aktiv.

Nun ist er also Präsident des Vereins. Und er will wieder für positive Nachrichten sorgen. Viele Spieler habe man in der Vergangenheit ziehen lassen. „Ich will versuchen, die wieder zurückzuholen“, sagt er. Mit dem SV Schlingen hat man seit Kurzem nun einen dritten Verein als Partner, weitere Gespräche mit umliegenden Klubs gibt es ebenfalls. „Ich will Jungs aus der Region und nicht Spieler, die ich nur mit der Aussicht auf die BOL locken kann. Die sind dann nämlich schnell wieder weg, sobald es mal nicht so läuft“, sagt er. Auch bei den Trainern habe man nun hauptsächlich Leute aus den Stammvereinen. „Die werden nicht reich bei uns, aber sie sind mit Herzblut dabei, weil ihre Kinder bei uns spielen.“

In der neuen Spielzeit, die nun wieder vor der Tür steht, stellt die JFG Wertachtal sieben Jugendmannschaften: eine A-Jugend (Kreisliga), zwei B-Junioren-Teams (Bezirksoberliga, Kreisklasse), zwei C-Jugend-Teams (Kreisliga, Kreisklasse) und zwei D-Jugend-Teams (Kreisliga, Gruppe). „Die Kreisliga sollte schon Standard sein. Aber wir machen weder den Trainern noch den Spielern Druck“, sagt Argintaru. Die Jugendspieler sollen sich bei der JFG Wertachtal in Ruhe entwickeln können – und dann später auch tatsächlich den Stammvereinen weiterhelfen. So, wie es eigentlich das Ziel der JFG im Jahr 2007 war.

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Aufrufe: 010.9.2018, 10:37 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Axel SchmidtAutor