2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht

Dem Torhüter geht es besser

Fußball: Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Verbandsspruchkammer befasst sich mit den Böllerschüssen

Auflauf: Nach dem Schlusspfiff der Relegationspartie, die der FC Herford in Herringhausen gegen TuS Bruchmühlen II mit 2:1 gewann, liefen viele Zuschauer auf den Platz.

Der Aufstieg in die Fußball-Kreisliga A war mit dem 2:1-Erfolg gegen den TuS Bruchmühlen II geschafft. Doch nach feiern war Semo Cakar, wie er sagt, nicht zu Mute. „Wir vom Vorstand waren bestürzt darüber, was passiert ist. Da hatten wir keine Lust mehr, uns über den Erfolg, auf den wir so lange hingearbeitet haben, zu freuen“, sagt der Vorsitzende des FC Herford.
Nach dem Schlusspfiff waren viele Fans des FCH aufs Spielfeld in Herringhausen gestürmt. Böller, die wohl Freude ausdrücken sollten, wurden gezündet. Einer explodierte neben dem Bruchmühlener Torhüter Alexander Reschke, der zu Boden ging und mit Verdacht auf Knalltrauma ins Krankenhaus gebracht wurde (wir berichteten). Polizei war vor Ort und suchte den Verursacher der Böllerschüsse. „Wir ermitteln wegen gefährlicher Körperverletzung“, bestätigt Uwe Maser, Sprecher der Polizei Herford, auf NW-Anfrage. Zeugen, so Maser, sollten sich bei der Herforder Polizei unter Tel. (0 52 21) 88 80 oder bei jeder anderen Polizei-Dienststelle melden.
Der FC Herford ist ein Verein, der sich sehr um Integration bemüht und bislang noch nicht negativ aufgefallen ist. Diese Bemühungen sieht Cakar durch das Verhalten einiger „Fans“ torpediert. „Wir geraten nun in ein schlechtes Licht. Das ist genau das, was wir nicht wollen“, sagt Cakar. Er sei mit seinen beiden kleinen Töchtern am Platz gewesen, überhaupt hätten sich viele Kinder auf dem Sportgelände in Herringhausen befunden. „Man stelle sich einmal vor, es wäre Kindern durch eine solch dumme Aktion etwas passiert . . . “, sagt Cakar kopfschüttelnd.

Noch am Sonntag Abend wünschte er dem Bruchmühlener Torhüter via Facebook baldige Genesung. „Hauptsache, er wird schnell wieder gesund“, so der FCH-Vorsitzende. Er habe nicht gesehen, wer die Böller gezündet hat und den Namen des Verursachers bislang auch nicht erfahren“, sagt Cakar. Der Vorstand wollte sich nach seinen Worten noch am Montag zusammensetzen und Video-Material sichten. „Verschiedene Leute haben das Spiel gefilmt, vielleicht ist darauf zu sehen, wer die Böller gezündet hat“, so Cakar. Markus Bierbaum, Vorsitzender des Fußballkreises Herford, schaute sich die Partie mit seinen Vorstandskollege Kai Rieke und Olaf Biermann an. „Es war ein Klassespiel, das ein solches Ende einfach nicht verdient hatte“, sagt Markus Bierbaum.


Dem Verein FC Herford macht er keine Vorwürfe. „Durchgeknallte gibt es überall. Es wäre aber hilfreich, wenn der Name des Täters bekannt würde“, sagt er. Laut Bierbaum wurden nicht erst nach Spielschluss Böller gezündet. Er zählte schon vor dem Anpfiff einen und während der ersten Hälfte zwei Böllerschüsse. „Ein Vorstandsmitglied des FC Herford ist dann zu einer 15- bis 20-köpfigen Gruppe von Fans hingegangen und hat mit den Leuten geredet“, so Bierbaum. Leider seien dann im Herforder Freudentaumel nach dem Schlusspfiff wieder Knallkörper gezündet worden.
Die Verbandsspruchkammer in Kamen-Kaiserau wird sich laut Bierbaum nun mit den Vorfällen beschäftigen. „Sicherheitsrelevante Vorkommnisse müssen wir dem Verband melden“, sagt Bierbaum. Mangelnde Aufsicht des gastgebenden Vereins SG FA Herringhausen-Eickum hat der Kreisvorsitzende nicht ausgemacht. „Die SG hat rund 20 Ordner gestellt. Das ist ausreichend.“ Dass es zu einem Bruchmühlener Einspruch gegen die Spielwertung kommt, glaubt Bierbaum nicht. „Die Vorkommnisse sind erst nach dem Spiel passiert. Die Trainer des FC Herford und des TuS Bruchmühlen II haben sich noch am Sonntag nach dem Spiel vernünftig ausgetauscht. Über allem steht aber, dass der Bruchmühlener Spieler schnell wieder gesund wird“, so Markus Bierbaum.


Grundsätzlich gab es in dieser Hinsicht Montag Entwarnung von Bruchmühlener Seite. „Alexander Reschke ist noch am späteren Sonntag Abend wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden und es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Das Trommelfell ist zum Glück in Ordnung. Er wird wohl noch rund 14 Tage ein Piepen im Ohr haben, aber langfristige Folgen wird es wohl nicht geben“, berichtet Bruchmühlens Sportlicher Leiter Stephan Holtkamp. Bezüglich eines möglichen Einspruchs sagt er: „Wir werden es noch einmal beraten, aber Stand jetzt werden wir wohl nichts machen. Das Spiel war ja abgepfiffen. Allerdings gab es ja auch vorher schon diese Aktionen, und es ist schade, dass dieses Verhalten nicht da schon konsequent unterbunden wurde.“

Aufrufe: 014.6.2016, 10:01 Uhr
Walter Dollendorf und Thomas Vogelsang/Foto: GottsAutor