2024-05-02T16:12:49.858Z

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Andy Speer schaute beim Spiel zu - und wurde zum neuen Trainer der Wendelsteiner. F: Etzold
Andy Speer schaute beim Spiel zu - und wurde zum neuen Trainer der Wendelsteiner. F: Etzold

"Da drüben steht der Speer, den frage ich jetzt"

Der ehrgeizige Torhüter Andy Speer ist als Rennradler Trainer beim TSV Wendelstein geworden

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Wenn Andreas Speer, Trainer beim Kreis­ligisten TSV Wendelstein, über sich und seine Fußballerkarriere spricht, dann fällt eines nach den ersten gesprochenen Silben sofort auf – sein breiter, fränkischer Dia­lekt. Andy, wie er genannt wird, kennt von Kindesbeinen an nichts anderes als den berühmten Kasten, in dem man bei einem Fußballspiel steht und dabei versucht, so weni­ge Male wie möglich den Ball aus dem Netz zu holen.

Seit seinem sechsten Lebensjahr ist das so, als er beim TSV Alten­furt seine Laufbahn in der Jugend startete und von Anfang an unheimlich ehrgeizig war. „Ich konnte nicht einmal, und dabei ist es geblieben, ein Testspiel verlie­ren, ohne dass ich mich maßlos darüber geärgert habe. Ich hasse Niederlagen.“ Speer ist, und das betont er immer wieder, sehr bodenständig, arbeitet seit 33 Jah­ren als Kaufmann in der größten Wendelsteiner Spedition und hat berufsmäßig natürlicherweise viel erlebt. Dies gilt auch für den sport­lichen Bereich, in dem er 1982 den Durchbruch schaffte. Als er 18 Jah­re alt war, wurde 1982 der ASV Neumarkt auf sein Talent aufmerk­sam und verpflichtete ihn. „Das muss man sich vorstellen, denn die Bayernliga war damals die dritt­höchste Liga mit den anderen Landesverbänden in Deutschland und ich a Bürschla.“ Nandl Wenauer, Steff Reisch, Rudi Sturz und Manni Drexler waren seine Trainer in einer Zeit, die er niemals missen wolle. 2002 begann seine Karriere als Übungs­leiter beim Landesligisten SC Eltersdorf, bei dem er elf Jahre kickte, abschließend als Spieler­trainer. Es folgten Trainerstatio­nen beim Landesligisten ASV Neu­markt und beim Bezirksligisten TSV Berching über jeweils zwei Jahre und etwas über ein Jahr beim damaligen Bayernligisten DJK Ammerthal.

„Ich sollte plötzlich zwei 35-Jäh­rige ehemals erstklassig spielende Tschechen einbauen. Ich wusste, dass die nicht für ein Bratwurscht­brödla spielen, und bin gegangen.“ Es folgten für zehn Spiele Robert Ziegler und bis November ‘15 Tho­mas Adler, der von 1988 bis 1993 151 Mal für Blau-Weiß Berlin 90 und den KFC Uerdingen 05 in der zweiten und ersten Bundesliga stürmte. Speer war also schon seit März ‘14 frei und wollte mit sei­nem Rennrad in Wendelstein eine Runde drehen, fuhr am Sportplatz vorbei, wo die 93er gegen Hilpolt­stein kickten (1:0). Dort war früh­zeitig der erst vom TSV Kornburg verpflichtete Martin Schmaußer entlassen worden.

Zur Not selbst auf der Bank

„Da drüben steht der Speer, den frage ich jetzt, hat Kassier Karl Höhn gerufen. So hat das alles angefangen. Ich war mir für die Kreisliga nicht zu schade, obwohl ich sie überhaupt nicht kannte. Eine Mannschaft am Wohnort trai­nieren, das hat mich gereizt“, sagt der 51-Jährige, der sich im Notfall selbst noch auf die Ersatzbank set­zen würde. Am 15. März 2015 besiegt sein Team den FC Altdorf zuhause mit 3:1, seine Arbeit schi­en Früchte zu tragen. Doch es folg­te eine Serie von fünf verlorenen Spielen. „Ruhe bewahren, das war das oberste Gebot. Ich hatte nie auch nur den geringsten Gedan­ken, dass ich zurücktrete. Wenn ich das immer gleich getan hätte, hätte ich Plattfüße.“

Mit Glück schaffte man den Klassenverbleib, um für die laufende Saison das Ziel oberes Drittel auszurufen. „Das kommt nicht von mir, weil es unrealistisch ist. Die jungen Bur­schen bei mir haben andere Interes­sen, kamen aus der BOL-Jugend und sollen jetzt körperbetont spielen. Einige gehen einfach in den Urlaub. Ich war nie, ich betone nie, während einer Saison im Urlaub. Aber sie halten alle zusam­men, was unersetzlich ist.“ In Wen­delstein hat der TSV dem benach­barten FV inzwischen den Rang abgelaufen, denn der ehemalige Landesligist schmiert Richtung A-Klasse ab ohne einen einzigen Punkt.

Aufrufe: 022.3.2016, 10:17 Uhr
Gerhard Hillebrand (RHV)Autor