2024-05-23T12:47:39.813Z

Vereinsnachrichten
– Foto: David Inderlied

Corona-Fälle: Brinkmann kritisiert Verband für Ansetzung

Regionalligist SC Wiedenbrück muss in Lotte antreten, obwohl fünf Spieler und der Co-Trainer infiziert sind. Trainer Daniel Brinkmann kritisiert den Verband für die Ansetzung.

Mit einem 2:0-Sieg im Nachholspiel bei den Sportfreunden Lotte hat sich der SC Wiedenbrück am Mittwochabend auf den 6. Tabellenplatz in der Regionalliga verbessert. Angesichts der großen Konkurrenz ein starkes Zwischenergebnis für den Klub aus dem Kreis Gütersloh. Doch Daniel Brinkmann war nicht danach zumute, den sportlichen Erfolg zu feiern. Der Trainer nutzte die Pressekonferenz, um über die speziellen Umstände des Wiedenbrücker Auftritts zu sprechen und die Austragung der Partie zu kritisieren.

Nachdem bereits am Freitag, Samstag und Montag mit Niklas Szeleschus sowie Hendrik Lohmar zwei Spieler und mit Dirk Flock der Co-Trainer positiv auf Corona getestet worden waren, kamen bis Mittwochmittag drei weitere Spieler hinzu. Weil sie abends fehlten, dürfte es sich um Daniel Latkowski, Leon Tia und Fabian Brosowski handeln. Zwar tue der SC Wiedenbrück alles, um eine Ansteckung im Mannschaftskreis zu verhindern. So sei etwa das Sonntags-Training abgesetzt, die Spielvorbereitung teilweise als Zoom-Meeting durchgeführt und eine getrennte Anreise nach Lotte angeordnet worden. Weil er die Ursache für das Infektionsgeschehen aber außerhalb des Fußballs vermutet, ist Brinkmann überzeugt:

„Es werden weitere Fälle dazukommen.“

Er habe daher das Gespräch mit dem Mannschaftsrat gesucht, und die klare Botschaft sei gewesen: „Die Mannschaft fühlt sich nicht wohl damit, zu spielen.“ Er habe daraufhin mit Regionalliga-Spielleiter Wolfgang Jades vom Westdeutschen Fußball-Verband telefoniert und ihn mit dem Hinweis auf die dynamische Entwicklung der Corona-Infektionen gebeten, die Partie offiziell abzusetzen. Doch Jades habe das mit dem Verweis darauf abgelehnt, dass dem SC Wiedenbrück die im Reglement festgelegte Mindestanzahl von 16 einsatzfähigen, also nicht von Corona betroffenen Spielern zur Verfügung stünden.
Es habe dann intern sogar die Überlegung gegeben, unter Inkaufnahme des fälligen Ordnungsgeldes von 500 Euro und Verzicht auf die drei möglichen Punkte nicht in Lotte anzutreten. Diesen Gedanken habe man jedoch schnell aus Fairness- und Wettbewerbsgründen verworfen, schließlich befinden sich die Sportfreunde Lotte im Abstiegskampf, und die Konkurrenz hätte sich zurecht über einen geschenkten Sieg mokiert.

Richtiggehend geärgert habe er sich, so Daniel Brinkmann, über die Reaktion des Spielleiters auf den Hinweis, dass das Infektionsgeschehen innerhalb der Mannschaft trotz täglicher Selbsttests aktuell unübersichtlich sei, und die Wahrscheinlichkeit hoch sei, dass die Zahl der Fälle noch steige. „Ich musste mir dann anhören, ob ich auch bei einem Foul einen Meter vor dem Strafraum einen Elfmeter fordern würde.“
Neben der Kommunikation beklagt der Wiedenbrücker Trainer auch die grundsätzliche Anwendung der 16-Spieler-Regel. „Als dieser Beschluss vor der Saison gefasst wurde, hatten wir eine ganz andere Situation in Deutschland. Inzwischen spitzt sich die Lage zu. Die Intensivstationen werden voller.“ Brinkmann forderte daher das Hintanstellen bürokratischer Prinzipien: „In so einer Situation muss man auch mal Courage zeigen und sich über Statuten hinwegsetzen.“

„Ich musste mir dann anhören, ob ich auch bei einem Foul einen Meter vor dem Strafraum einen Elfmeter fordern würde.“


Wolfgang Jades (Moers) verteidigt indes sein Pochen auf Einhaltung des Reglements. „Die Vereine haben klare Richtlinien für den Umgang mit Coronafällen beschlossen, und die setze ich um.“ Mit Hinweis auf die Gleichbehandlung aller Klubs erklärte der 63-Jährige, keinen Spielraum zu haben. Er sei immerhin froh, so Jades, dass die eigentlich für Samstag vorgesehene Partie bei Fortuna Düsseldorf II nicht stattfinde. Das gebe den Wiedenbrückern etwas Zeit. Daniel Brinkmann hingegen nimmt gerade diesen Punkt zum Anlass, die Sinnhaftigkeit des Reglements zu hinterfragen. Die Partie in Düsseldorf war nämlich von Jades regelkonform offiziell abgesetzt worden, weil die Fortuna einen einzigen Spieler zum deutschen U20-Nationalteam abstellt.


Wie geht es beim SC Wiedenbrück weiter?

In den nächsten fünf Tagen wird es kein Zusammenkommen der Mannschaft geben. Freitag und Montag ist trainingsfrei, an den anderen Tagen wird via Zoom Spielanalyse gemacht und unter Anleitung Fitnesstraining betrieben. Außerdem gibt es ein individuelles Laufprogramm. Corona-Tests finden an diesen Tagen in Eigenverantwortung statt, am Dienstag wird wieder das komplette Team durchgetestet. Die fünf infizierten Spieler sind den Angaben zufolge vollständig geimpft. Sie können sich, abhängig von der Stärke der Infektion und Symptomen, nach fünf Tagen durch einen negativen PCR-Test aus der häuslichen Isolation freitesten. Beim SC Wiedenbrück sind laut Angaben des Trainers nur zwei Spieler des Kaders nicht geimpft.

Aufrufe: 011.11.2021, 15:00 Uhr
Wolfgang Temme / NW / FuPa Autor