2024-04-30T13:48:59.170Z

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"Wieder Freude am Fußball reinbringen" - Arnold Brunner ist  gespannt, was ihn beim Bezirksligisten Spvgg. Untermünstertal erwartet.   | Foto: Fleig
"Wieder Freude am Fußball reinbringen" - Arnold Brunner ist gespannt, was ihn beim Bezirksligisten Spvgg. Untermünstertal erwartet. | Foto: Fleig

Brunner: "Absolutes Neuland"

BZ-Interview: Arnold Brunner über sein Comeback als Fußballtrainer in Untermünstertal.

Dampfplauderer und Floskelschwätzer. Zu dieser Sorte von Trainern zählt Arnold Brunner nicht. Projektbezogen, detailversessen und schonungslos zu sich selbst sucht Brunner seinen Weg abseits ausgetretener Pfade im höherklassigen Amateurfußball. Nach einem Jahr freiwilliger Pause geht er nun - Achtung, festhalten - zur Sportvereinigung Untermünstertal. Was der 53-jährige Freiburger beim Absteiger aus der Landesliga will und wie er die Zeit der Trainerlosigkeit erlebte, schildert er Redakteur Matthias Kaufhold.
BZ: Arnold Brunner und Untermünstertal - das klingt ein bisschen wie Pep Guardiola und der SC Freiburg.

Brunner: (lacht) Na ja, ob man das vergleichen kann? Natürlich werde ich grad häufig darauf angesprochen und dann sage ich klar: Ich habe echt Lust auf Fußball. Doch auf eine Art von Fußball, die mir noch Raum lässt für andere Dinge. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was da auf mich zukommt. Ich will einfach diesen Haufen übernehmen, die Spieler dort abholen, wo sie sind und sie verbessern.

BZ: Wie kommt man an einen Verein wie Untermünstertal?

Brunner: Das war auch eine persönliche Kiste. Ich wollte eigentlich noch nichts machen und habe alle Anfragen abgeblockt. Doch ein Kollege von den Maltesern ist hartnäckig geblieben und dann haben sich die Untermünstertäler wahnsinnig um mich bemüht. Natürlich ist das ein Verein, der sich nicht gerade auf dem aufsteigenden Ast befindet. Aber diese Situation hatte ich ja in Kirchzarten, Denzlingen und Offenburg auch.

BZ: In Untermünstertal ist es aber schon heftig: Die erste und zweite Mannschaft sowie die A-Junioren steigen ab. Und dann bekommt man noch mit, dass das Vereinsheim abgebrannt ist.

Brunner: Klar, es sind schwierige Zeiten dort. Die handelnden Personen haben aber nicht Bock auf solche depressiven Phasen und wollen das Rad jetzt umdrehen. Der Verein steckt im Umbruch, es gibt viel zu tun. Ich will da einfach wieder Freude am Fußball reinbringen und mal schauen, inwieweit ich meine Vorstellungen umsetzen und zusammen mit der Jugend ganzheitlich arbeiten kann. Das ist das Interessante. Dort zu arbeiten, wo es läuft, fertige Dinge zu übernehmen, dazu braucht man mich nicht.

BZ: Wie kam es dazu, als Trainer vor einem Jahr eine Auszeit zu nehmen?

Brunner: Nach sieben Jahren beim Offenburger FV habe ich gespürt, dass andere Dinge wie Familie und Fotografie zu kurz kommen. Ich wollte rauskriegen, was mir wirklich wichtig ist und habe diesen Cut gemacht. Damals war es teilweise schon lächerlich: Du sinnierst den ganzen Tag nur über Fußball und kriegst um dich herum gar nichts mehr mit. Die Kinder kamen mit einem Thema, das ihnen wichtig ist, zu mir. Doch ich nickte nur und wusste gar nicht, was sie wollen. Das kann es nicht sein. Ich bin ein Typ, der Gefahr läuft, sich wahnsinnig in die Dinge zu verbeißen. Doch das kann ich gerade gar nicht gebrauchen.

BZ: Wie sah Ihr Bezug zum Fußball im vergangenen Jahr aus?

Brunner: Im Amateurbereich habe ich mir gar nichts angeschaut. Ich habe ganz häufig meinen Sohn begleitet, der beim SC Freiburg in der U15 gespielt hat. Mich hat einfach interessiert, wie die Abläufe so sind in der Fußballschule. Ich hab' auch mal ein Torhütertraining beobachtet, was für Feldtrainer selten möglich ist. Ansonsten gab es halt das übliche Gequatsche über die Bundesliga. Wie jeder andere auch, habe ich alles besser gewusst.

BZ: Ist ihr Aufgabenfeld in Untermünstertal auf die erste Mannschaft beschränkt?

Brunner: Ich bin für die erste Mannschaft zuständig, doch man sollte im Fußball immer sehen, mehrere Dinge zusammenzubekommen. Ich habe gemerkt, dass die Leute in Untermünstertal wahnsinnig offen sind und gerne Sachen annehmen wollen. Es wäre schön, wir würden ein Stück weit mit den Mannschaften auf dem Feld eine Sprache sprechen. Nur dann lässt sich langfristig etwas hinbekommen und entwickeln. Darauf habe ich immer großen Wert gelegt.

BZ: Geben Sie nach dem Abstieg nun ein konkretes Saisonziel vor?

Brunner: Nein, das wäre ja vermessen. Dafür kenne ich die Mannschaft und die Liga zu wenig. Ich muss mir erst mal einen Überblick verschaffen, die Möglichkeiten ausloten, taktisch, technisch, vom Spielkonzept her. Es macht doch keinen Sinn Tiki-Taka spielen zu wollen, wenn die Leute nicht ballsicher sind. Das ist wirklich absolutes Neuland für mich. Die spannende Frage lautet: Was kann man aus so einem Verein machen?


















ZUR PERSON: ARNOLD BRUNNER























Als Fußballtrainer ist Arnold Brunner (53) ein Langstreckenläufer: Mit 27 Jahren begann er beim Bahlinger SC und blieb drei Jahre. Es folgten neun Trainerjahre beim SV Kirchzarten, fünf beim FC Denzlingen und sieben beim Offenburger FV, fast immer in den ambitionierten Amateurregionen der Verbands- und Oberliga. Beruflich arbeitet Brunner als freier Fotograf und Rettungshelfer beim Malteser Hilfsdienst. Er lasse sich nicht in eine Ecke stecken und sei offen für neue Dinge, sagt er. Brunner lebt in Freiburg und hat eine Tochter (18) und einen Sohn (15).







Autor: mat
Aufrufe: 026.6.2015, 13:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor