2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Meier

Aus der Provinz zu Werder Bremen

Yannick Viol startete seine Karriere als Trainer beim JFV A/O/Heeslingen und arbeitet heute im Werder-Leistungszentrum

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BREMEN. Bei A/O/H begann seiner Trainerlaufbahn, nun arbeitet Yannick Viol hauptberuflich als Nachwuchstrainer bei Werder Bremen.

Die ZEVENER ZEITUNG hat den jungen Trainer an einem Spieltag begleitet. Ein Sonnabendmorgen am Wohninvest Weserstadion Anfang November. Es ist ein kalter, grauer Tag in Bremen, aber ein guter Tag für Werder. Am Vorabend hat das Profiteam in der Zweiten Bundesliga Nürnberg mit 2:1 geschlagen, und auf einem der Nebenplätze am Stadion bestreitet die U14 des Vereins das Spitzenspiel der Verbandsliga Bremen gegen Oberneuland. Trainiert wird die Werder-Elf vom früheren Nachwuchstrainer des Jugendfördervereins (JFV) A/O/Heeslingen, Yannick Viol.

Der Morgen hat für den 27-Jährigen am Wohninvest Weserstadion früh begonnen. Schon eine Stunde vor dem Treffen mit der Mannschaft sitzen er und sein Co-Trainer Jannis Oberbösch unterhalb der Ostkurve, in Viols Büro im Bremer Nachwuchsleistungszentrum. Der zweite Co-Trainer Börge Brünjes ist krank.

– Foto: Meier

Für Viol und Oberbösch stehen die letzten Vorbereitungen vor dem Spiel an. Ein Klebeband wird gesucht, die Kamera für die Spielaufnahme geholt. Der eine oder andere Spruch zwischen den beiden fällt, launiger, feiner, norddeutscher Humor.

Viol hat früher selber in Werders Nachwuchsmannschaften gespielt. Fünf Jahre lang als Towart. Mit 18 Jahren war er nicht mehr gut genug. „Die Physis hat nicht mehr gereicht“, erinnert sich Viol. Es schien das Ende des Traums von einer Karriere im bezahlten Fußball.

Viol und Oberbösch machen sich auf dem Weg zu Platz 14. Dort findet heute das Spiel gegen Oberneuland statt. Sie kommen am Mitarbeiter-Parkplatz vorbei. Viol sagt: „Manchmal muss ich mich noch kneifen, wenn ich morgens mein Auto vor dem Stadion parke.“ Eine solche Karriere als Trainer schien zunächst weit weg zu sein. Viol spielte noch kurz für Heeslingen und dann für Ahlerstedt/Ottendorf und begann als Co-Trainer bei A/O/H zu wirken. Zunächst bei der U14, dann bei der U16 und U17, und bekam schließlich die Chance, unterstützt vom heutigen Zevener Coach Robin Cordes, bei der U17 als Cheftrainer zu fungieren. Viol sollte diese Chance nutzen.

An den Kabinen treffen sie ihr Team und den Betreuer Nils Althausen. Der erfahrene Althausen ist ein wichtiger Mann, nicht nur für das junge Trainer-Team, sondern auch für die Spieler. Die Umkleidekabinen sind klein, alte Holzbänke stehen auf beiden Seiten. Kein Luxus, eher Vintage-Kabinen. Die Jungs sind 13, einer sogar erst zwölf Jahre alt. Sie ziehen sich um, schnacken und albern ein bisschen herum. Bei dem einen Spieler fehlt die Hose, der Torwart vermisst seine passenden Socken. Es ist zunächst nicht anders als in Tausenden von anderen Kabinen überall in Deutschland. Nur das diese Jungs talentierter sind, besser sein sollen als die meisten anderen Fußballer ihres Jahrgangs in der Region.

Sie kommen nicht nur aus Bremen, sondern auch aus dem niedersächsischen Umland – Ahlerstedt, Lohne, der Bremerhavener Ecke. Sie nehmen zum Training und zum Spiel teilweise weite Wege auf sich. Und in jedem von ihnen steckt die Hoffnung, es vielleicht doch bis ganz nach oben zu schaffen.

Yannick Viol hat diesen Sprung, den er als Torwart nicht schaffte, als Trainer zumindest ein Stück weit schon geschafft. Er, der in Zeven Groß- und Außenhandelskaufmann lernte, ist hauptberuflich als Trainer bei Werder angestellt. Er hat nun schon das erreicht, was viele wollen, und steht doch erst am Beginn seiner Laufbahn.

„Thorsten Bolder, der sportliche Leiter der jüngeren Jahrgänge, hat mir damals bei Werder die Chance gegeben, hauptberuflich als Trainer zu arbeiten. Das war genau das, was ich wollte. Da war auch Glück dabei. Ich versuche diesen großen Vertrauensvorschuss, den er mir damals gegeben hat, durch harte Arbeit zurückzuzahlen“, erzählt Viol.

Lange Arbeitstage hat der junge Trainer. Nicht nur das Training im Verein und der Elite-Schule gehören dazu, sondern auch viele Besprechungen, Videoanalysen, die Unterstützung anderer Trainerteams, Einzelgespräche, Vorbereitung des Trainings und der Spiele, die Team-Organisation und die Dokumentation. „Überhaupt ganz viel Bürokram“, erzählt Viol, der nicht selten zehn Stunden und länger am Tag arbeitet, sich noch abends Videoanalysen des Trainings ansieht und seine Beobachtungen den Spielern zuschickt.

Später macht Jannis Oberbösch beim Aufstellen der Spielbeobachtungskamera einen dazu passenden Spruch. Die Kamera funktioniert beim ersten Versuch nicht, und Oberbösch meint zu dem neben ihm stehenden Nils Althausen: „Wenn das jetzt nicht funktionieren würde, hätte Yannick ja heute Abend vor dem Einschlafen nichts mehr, was er sich ansehen könnte.“

Das Spiel gegen Oberneuland rückt näher. In der Kabine fordert Viol den „Fokus auf das Spiel zu richten“ und sofort ist es still in der Kabine. Der Werder-Trainer beginnt mit seiner Kabinenansprache, und mitreißen und motivieren, das kann er. Die Jungs hängen an seinen Lippen. Viol hat ein Plakat mitgebracht, auf dem der Spruch steht: „Hard work beats talent.“ Darum geht es in seiner Rede. Auf dem Plakat sind Bilder von Bastian Schweinsteiger, Joshua Kimmich, Sergio Ramos und Torsten Frings zu sehen. Wobei nicht jeder der jungen Spieler diese Werder-Legende zu kennen scheint.

Die Gegner, auf die die Werderaner in der Verbandsliga treffen, sind in der Regel ein Jahr älter, größer und stärker. Die Werder-Jungs müssen dagegen ihr ganzes fußballerisches Talent setzen und ihren Willen, sich im Zweikampf zu behaupten. Die Partie gegen Oberneuland beginnt anders als erwartet. Die Gäste spielen mutig nach vorne, und Viol steht in diesen ersten Spielminuten ausschließlich am Spielfeldrand, gibt permanent Anweisungen, versucht seine Elf ins Spiel zu coachen. Nach 14 Minuten gelingt den Gastgebern mit einem schönen Freistoßtor das 1:0. Das Spiel beruhigt sich. Viol setzt sich nun erstmals auf seinen Trainerstuhl.

Die zweite Halbzeit verläuft aufregend. Der junge Schiedsrichter wirkt überfordert, trifft umstrittene Entscheidungen, zeigt erst einem jungen Werder-Spieler die rote Karte, später noch einem zweiten. Beide können die Welt nicht mehr verstehen, müssen getröstet werden.

Doch gerade in dieser schwierigen Phase machen die jungen Werder-Spieler genau das, was ihr Trainer bei der Besprechung gefordert hat. Die Jungs halten zusammen, kämpfen um jeden Ball und sind, trotz Unterzahl, die bessere Mannschaft. Werder rettet den knappen Vorsprung über die Zeit. Nach dem Spiel holt Viol seinen Kader zum gemeinsamen Abschlusskreis zusammen. „Ich bin mächtig stolz auf euch“, sagt er. Er lobt den besonderen Zusammenhalt. „Genau solche Siege bringen einen weiter.“

Und wie geht es selbst mit Viol weiter? „Ich habe einen unbefristeten Vertrag bei Werder, arbeite jeden Tag hart, bin super zufrieden mit dieser Arbeit. Ich kann mir vorstellen, das noch Jahre zu machen. Aber was passieren wird, werden andere entscheiden. Da bin ich ganz entspannt“, so Viol, der am nächsten Morgen schon wieder unterwegs ist. Es geht nach Hamburg, zu einem Turnier des FC St. Pauli.

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Aufrufe: 010.12.2021, 07:00 Uhr
/ Zevener Zeitung / Andreas MeierAutor