2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Ultras des SVWW reisten vor sechs Jahren in großer Zahl zum Stadtrivalen. Foto: Tom Klei
Die Ultras des SVWW reisten vor sechs Jahren in großer Zahl zum Stadtrivalen. Foto: Tom Klei

Als im Helmut-Schön-Park das Wiesbadener Stadtderby tobte

DENKWÜRDIGE SPIELE +++ Heute vor sechs Jahren traf der SV Wiesbaden vor 1000 Zuschauern in der Hessenliga auf die zweite Garde des SV Wehen Wiesbaden +++ Anderthalb Jahre später scheiterte die Fusion beider Vereine

Wiesbaden. Auch wenn der Ball auf den Sportplätzen in Hessen aufgrund der Corona-Pandemie derzeit ruht, müsst ihr dennoch nicht völlig auf Spielberichte verzichten. Jeden Freitag wirft die FuPa-Redaktion einen Blick in die Geschichtsbücher und stellt besonders spektakuläre Partien aus den vergangenen Jahren vor. Heute im Blickpunkt: Das Hessenliga-Derby zwischen dem SV Wiesbaden und dem SV Wehen Wiesbaden II am 26. April 2014, auf das die hessische (Fußball-)Landeshauptstadt wochenlang hingefiebert hatte.

Endlich hatte das Warten ein Ende. Der SV Wiesbaden hatte die Verbandsligaspielzeit 2012/2013 unter Trainer Sascha Amstätter dominiert und war nach Jahrzehnten der Abstinenz wieder ins hessiche Fußball-Oberhaus zurückgekehrt. Dort traf der Traditionsklub im September 2013 erstmals auf ein Team des neuen Stadt-Konkurrenten SV Wehen Wiesbaden, der wegen des Aufstiegs in die 2. Bundesliga 2007 vom benachbarten Taunusstein in die Landeshaupstadt gezogen war. Und dem Duell in der Britta-Arena gegen die Zweitvertretung des Profiteams war eine gewisse Brisanz nicht abzusprechen. "Ich tippe auf ein 2:2 und hoffe auf um die 1000 Zuschauer. Und darauf, dass es auf und außerhalb des Feldes ruhig bleibt", erklärte der ehemalige Teamkoordinator der SVWW-Zweiten Günther Schäfer damals dem Wiesbadener Kurier und Wiesbadens Ehrenfußballwart Helmut Herrmann legte sich fest: "Klar hat diese Derby-Konstellation einen gewissen Stellenwert." Die Partie am 13. Spieltag endete vor 700 Zuschauer schließlich 1:1 und verschob die Frage nach der (Amateur-)Vorrherrschaft in der Landeshauptstadt vorerst auf das Rückrundenduell.

SVWW-Keeper Raphael Laux vor dem Wehener Anhang.
SVWW-Keeper Raphael Laux vor dem Wehener Anhang. – Foto: Tom Klein

SV Wiesbaden mit Chancenplus

"Da war auf jeden Fall Prestige im Spiel, auch dadurch, dass sich viele Spieler kannten, weil sie schon beim jeweils anderen Verein gespielt hatten", erzählt Michael Seidelmann in der Rückschau auf die Rückrundenbegegnung am 26. April 2014 im Helmut Schön-Sportpark, in dem sich diesmal tatsächlich knapp 1000 Zuschauer eingefunden hatten. Der heutige Wörsdorfer Seidelmann war selbst zwei Jahre zuvor vom Halberg an die Berliner Straße gewechselt und traf nun erneut auf seine ehemaligen Wehener Mannschaftskollegen. Die starteten in der fünften Spielminute schwungvoll mit einem direkt getretenen Freistoß aus 20 Metern in die Partie, den SVW-Keeper Volkan Tekin gerade noch so an die Latte lenken konnte. Die Hausherren revanchierten sich wenige Minute später, als Mirko Dimter eine Freistoß von Seidelmann per Kopf an den Pfosten des SVWW-Kastens setzte. Das Team von Wiesbaden-Coach Djuradj Vasic erarbeitete sich im Laufe der ersten Halbzeit ein deutliches Chancenplus. Sturmtank Younes Bahssou scheiterte gleich zweimal nach starker Vorarbeit von Sascha Amstätter aus guter Position an Wehen-Torwart Raphael Laux und auch Kapitän Christopher Hübner fand kurze Zeit später aus kürzester Distanz keinen Weg vorbei am Schlussmann der Gäste. Im Gegenzug landete eine butterweiche Flanke der Wehen-Youngsters in der 28. Spielminute auf dem Kopf von Louis Goncalves, der zur 1:0-Führung für das Team von Trainer Thomas Brendel einnetzte. Im Anschluss an den Gegentreffer erhöhte der SV Wiesbaden seine Bemühungen und hatte wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff Erfolg: Michael Seidelmann setzte sich auf der linken Außenbahn durch und bediente Younes Bahssou (45.), der im Strafraum der Gäste zum 1:1 abschloss. Zu Beginn des zweiten Spieldurchgangs machte der SVW da weiter, wo er vor der Halbzeit aufgehört hatte. Christian Demirtas flankte in der 56. Spielminute halbhoch auf Sascha Amstätter und der ehemalige Wehener Zweitligaprofi und heutige Zeilsheim-Coach vollendete zur 2:1-Führung für die Vasic-Elf. In der Folge egalisierten sich beide Mannschaften weitgehend, bis in Minute 86 eine hohe Flanke des SVWW II in den Strafraum der Hausherren flatterte, die Angreifer Niklas Rottenau schließlich zum 2:2-Endstand in die Maschen köpfte.

Wiesbadens Sascha Amstätter im Duell mit dem Wehener George Worcester.
Wiesbadens Sascha Amstätter im Duell mit dem Wehener George Worcester. – Foto: Tom Klein

SVWW meldet zweite Mannschaft ab, Kooperation scheitert
"Ein faires Ergebnis und eine coole Angelegenheit", erinnert sich Seidelmann heute noch gerne an das Stadt-Derby von 2014 zurück. Auch die beiden Trainer schlugen im Interview mit Albert Nsiah von 3Ecken1Elfer in eine ähnliche Kerbe. Thomas Brendel befand: "Zum Schluss können wir gut mit dem Ergebnis leben", und SVW-Coach Vasic scherzte, wenn ein Spiel unentschieden ausgehe, sei es immer gerecht. Auch die nachfolgenden beiden Duelle in der Hessenliga-Spielzeit 2014/2015 fanden in Wiesbaden regen Zuspruch. Sie sollten allerdings die letzten ihrer Art bleiben, denn der SV Wehen Wiesbaden meldete seine zweite Mannschaft nach dem Ende der Runde vom Spielbetrieb ab. Beim SV Wiesbaden stieg dagegen nach der Saison 2015/2016 der Hauptsponsor aus, sodass dem Traditionsklub die finanziellen Mittel für die Hessenliga fehlten und der Verein den freiwilligen Gang in die Gruppenliga antrat. In derselben Spielzeit platzte zudem eine angedachte Kooperation der beiden Vereine, die eine gemeinsame Profifußball GmbH unter neuem Name vorgesehen hatte.

SV Wiesbaden: Tekin - Dimter, Kopilas, Demirtas, Reichardt (53. Heupt), Grüter - Schug, Hübner, Amstätter, Seidelmann (66. Olumide) - Bahssou, Trainer: Vasic

Wehen Wiesbaden II: Laux - Perger, Becker (46. Rademacher), Worcester, Esser, Straith - Ahmed, Vetter, Bianco (58. Balder), Goncalves (75. Schellmann) - Rottenau, Trainer: Brendel

Tore: 0:1 Goncalves (28.), 1:1 Bahssou (45.), 2:1 Amstätter (56.), 2:2 Rottenau (86.) - SR: Weichert (Waldtruder) - Zu.: 1000

Aufrufe: 024.4.2020, 12:00 Uhr
Niklas HechtAutor