2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Silvio Pagano - im Trikot der Fortuna (links) und der Viktoria (rechts)
Silvio Pagano - im Trikot der Fortuna (links) und der Viktoria (rechts)

Akribisch, emotional und familiär

Silvio Pagano hat sowohl mit der Kölner Fortuna als auch mit der Viktoria den Pokal gewonnen. Vor dem Endspiel am Samstag vergleicht er die beiden Klubs

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Köln. Silvio Pagano hat dreimal nacheinander den Fußball-Mittelrheinpokal gewonnen. Im Sommer 2013 gewann der 30-jährige Mittelfeldspieler den Cup mit Fortuna Köln, in den vergangenen beiden Jahren wurde der gebürtige Wuppertaler mit dem FC Viktoria Köln Pokal-Sieger. Vor dem Endspiel am Samstag versucht sich der Ex-Profi, der inzwischen beim KFC Uerdingen unter Vertrag steht, an einem Vergleich seiner ehemaligen Klubs. Silvio Pagano über:

Die Trainer

Uwe Koschinat (Fortuna Köln): In den zwei Jahren, die ich unter ihm gespielt habe, habe ich ihn als unfassbar akribischen Trainer erlebt. Von der Tiki-Taka-Philosophie waren wir zwar ziemlich weit entfernt und auch die „Null” musste zunächst einmal stehen. Dafür konnten sich die Offensivspieler, also auch ich, vorne nach Herzenslust austoben. Uwe Koschinat ist zwar sehr emotional und während der 90 Minuten vielleicht nicht immer er selbst, dafür aber menschlich ein überragender Typ, der eine klare Linie verfolgt.

Tomasz Kaczmarek (Viktoria Köln): Er ist ein völlig anderer Charakter, wobei er von seiner Akribie her schon mit Uwe mithalten kann. Tomasz Kaczmarek geht in den Tagen vor einem Spiel wirklich alles bis ins Detail durch, arbeitet unheimlich viel mit Videoanalysen und lässt sich von nichts überraschen. Kurzum: Er lebt den Fußball wie kaum ein anderer.

Die Vereine

Fortuna Köln: In der Südstadt erscheint alles etwas ruhiger und weniger aufgeregt. Die Fortuna hat es sich auf die Fahne geschrieben, ein Verein für die ganze Familie zu sein. Und diesem Anspruch wird sie seit vielen Jahren gerecht.

Viktoria Köln: Bei der Viktoria ist das schon speziell. Der Verein möchte seit Jahren aufsteigen, investiert dafür unheimlich viel, schafft es aber regelmäßig nicht, was ich wirklich sehr bedaure. Personell vollzieht der Klub stets erhebliche Umbrüche, darüber hinaus polarisiert der Verein natürlich durch die handelnden Personen Franz-Josef Wernze und Franz Wunderlich.

Investor und Mäzen

Michael Schwetje (Fortuna-Investor): Er ist eher ein Mann der Zahlen, der genau analysiert und sich aus dem sportlichen Bereich heraushält. Herr Schwetje gibt in finanzieller Hinsicht die Vorgaben und dann das „Go”, Uwe Koschinat darf anschließend eigentlich alles alleine entscheiden.

Franz-Josef Wernze (Viktoria-Mäzen): Das Credo von Herrn Wernze ist es, die Viktoria gut und professionell aufzustellen. In Höhenberg arbeiten viele Leute im Hintergrund, am Ende bestimmt aber nur Franz-Josef Wernze.


So könnten die Mannschaften starten:

Team und Schlüsselspieler

Fortuna Köln: Ehrlich gesagt, hätte ich vor der Saison schon damit gerechnet, dass sie in der Dritten Liga größere Probleme bekommen. Aber immer, wenn es darauf ankam, war die Fortuna voll da. Dass mit Julius Biada und Marco Königs vorne alles passt und die zwei aus beinahe jeder Situation treffen, ist natürlich überraschend. Für das Endspiel habe ich aber noch jemanden auf der Rechnung: Hamdi Dahmani spielt immer, egal wo und ist absolut gesetzt. Er kann für den Unterschied sorgen.

Viktoria Köln: Es gibt nur einen, der das Herz ihres Spiels ist und für den Verein lebt, wie kaum ein zweiter: Mike Wunderlich. Die Mannschaft konnte seinen Ausfall während der Saison nie kompensieren, was bei einem Spitzenteam aber nicht vorkommen sollte. Fatih Candan ist sicher auch ein Faktor, wenn er wieder richtig fit ist, hinten drin sind Daniel Reiche, Markus Brzenska und Torwart Nico Pellatz eine Bank.

Die Fans

Fortuna Köln: Durch ihren Aufstieg vor zwei Jahren hat sich bei der Fortuna schon einiges entwickelt: Die Spiele in der Dritten Liga sind recht gut besucht. Sie können sich inzwischen schon über einen passablen Support und einen recht ordentlichen Fan-Background freuen.

Viktoria Köln: Die Unterstützung der Anhänger ist moderat gesagt ausbaufähig. Selbst als wir in der letzten Saison mit der Viktoria an den Aufstiegsplätzen gekratzt haben, waren kaum Zuschauer im Stadion. Ich weiß nicht, woran das liegt, zumal Viktoria ja durchaus Tradition hat. Irgendwie finde ich das traurig.

Die Favoritenrolle

Zunächst einmal freue ich mich unheimlich auf das Finale, wobei ich die Fortuna aufgrund der Liga-Zugehörigkeit einen kleinen Tick in der Favoritenrolle sehe. Trotzdem ist die Viktoria absolut auf Augenhöhe und würde in der Dritten Liga wohl auch prima klarkommen. Ein Moment, ein winziger Augenblick kann den Unterschied ausmachen und das Spiel entscheiden.

Aufrufe: 026.5.2016, 10:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor