2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligabericht
Grenzenloser Jubel: Der Torschütze Nils Remagen wird vom Jubel der Mitspieler fast erdrückt
Grenzenloser Jubel: Der Torschütze Nils Remagen wird vom Jubel der Mitspieler fast erdrückt

Zwischen Stolz und Enttäuschung

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Der FC Hennef verpasst nur knapp an einen Sieg gegen Alemannia Aachen. Trotz Unterzahl erzielt der gestürzte Tabellenführer noch den Ausgleich. Nils Remagen hatte das Tabellenschlusslicht in Führung gebracht.

Beste Freunde werden Marco Bäumer und Hans-Peter Schubert wohl nicht mehr. Nachdem sich der Hennefer Coach und sein Aachener Trainerkollege während des Spiels ein verbales Scharmützel geliefert hatten, ging Schubert nach dem Schlusspfiff einer Konfrontation aus dem Weg. Der Platz neben Bäumer auf der Pressekonferenz blieb zunächst leer, ehe sich der Vizepräsident der Gäste, Thomas Deutz, den Fragen stellte. Zu Schuberts Nicht-Erscheinen sagte Deutz lediglich, dass dieser nach dem 1:1 „sehr enttäuscht” gewesen sei. Bäumer reagierte indes mit Unverständnis auf das Fernbleiben des 48-Jährigen: „Ich empfinde sein Verhalten als äußerst respektlos. Nach dem Aachener 3:1-Hinspielerfolg saß er noch mit einem breiten Grinsen neben mir.”

Immerhin: Bei der Spielanalyse herrschte Einigkeit in beiden Lagern. Der Aachener Vizepräsident attestierte dem Ligaschlusslicht aus Hennef eine kämpferische Glanzleistung und kam zu dem Schluss, „dass wir froh sein können, überhaupt einen Punkt mitgenommen zu haben”. Bäumer trauerte indes dem verpassten Coup gegen den bisherigen Spitzenreiter hinterher. „Ein 1:1 hätte ich vor dem Spiel natürlich unterschrieben. Es ist aber ärgerlich, dass wir durch ein Standardgegentor verloren haben”, gab der 42-Jährige mittels Versprecher einen treffenden Einblick in seine Gefühlswelt.

Seine Elf blieb zum fünften Mal in Folge ungeschlagen, doch ein wenig fühlte sich das 1:1 tatsächlich wie eine Niederlage an. Die 05er waren so nah dran gewesen an einer Sensation, gaben aber einen 1:0-Vorsprung trotz Überzahl noch aus der Hand. In der 70. Minute war es Michael Lejan, der einen 25-Meter-Freistoß mit einem satten Linksschuss ins Torwarteck verwandelte. FC-Keeper René Monjeamb war noch mit den Fingerspitzen dran gewesen, konnte den Ball aber nicht entscheidend abwehren. Anschließend versuchten beide Mannschaften, den Lucky Punch zu setzen. Weil ein 17-Meter-Freistoß von Ex-Profi Tim Jerat in der Schlussminute jedoch in der Hennefer Mauer landete, blieb es beim 1:1.

In der ersten Halbzeit hatten sich beide Mannschaften auf tiefem Rasen nichts geschenkt. Die 1450 Zuschauer im Hennefer Sportpark bekamen zwar wenige Strafraumszenen zu sehen, doch die Partie hatte dennoch hohen Unterhaltungswert. Während Jerat nach einem Freistoß von Tobias Günther auf der Linie klären musste (12.) und sich wenig später in einen Schuss von Nils Remagen warf (21.), hatten die etwa 800 Aachener Anhänger kurz vor der Pause erstmals den Torschrei auf den Lippen. Dennis Dowidat tauchte urplötzlich alleine vor Monjeamb auf, doch sein Schuss strich wenige Zentimeter am Pfosten vorbei (43.).

Nach dem Wechsel wären die Hennefer dann beinahe kalt erwischt worden: Kevin Behrens wurde auf die Reise geschickt, doch dem Aachener Sturmtank machte der holprige Untergrund einen Strich durch die Rechnung — der Ball versprang und sein Schuss ging weit am Tor vorbei. Auf der Gegenseite drehte Günther auf: Zunächst scheiterte der kleine Flügelflitzer mit einem 17-Meter-Schuss am glänzend reagierenden Gästekeeper Frederic Löhe (50.), dann leistete er die Vorarbeit zur Führung. Nach Pass von Dennis Eck schloss Günther — aus stark abseitsverdächtiger Position heraus — aus spitzem Winkel ab; Löhe war erneut zur Stelle, doch im Nachsetzen drückte Remagen den Ball über die Linie (54.).

Während die Hennefer den Treffer am Seitenrand ausgelassen bejubelten, bildeten die Aachener Spieler eine Traube um Schiedsrichter Philipp Hüwe. Löhe äußerte seinen Unmut über das nicht geahndete Abseits besonders lautstark und wurde entsprechend verwarnt. Doch damit nicht genug: Nach einem Schiedsrichter-Rempler sah der 26-Jährige Gelb-Rot. In der Folge brannten beim Alemannia-Schlussmann endgültig die Sicherungen durch. Unter lautem Protest verließ er den Platz und drosch anschließend sogar ein Hütchen auf die Hennefer Haupttribüne.

Von dort aus bejubelte der Torhüter wenig später den Ausgleichstreffer und erlebte eine hitzige Schlussphase, in der Hennef — anders als noch zu Saisonbeginn — mutig dagegenhielt und sich den Punkt redlich verdiente. So beendete Bäumer die Pressekonferenz hinterher auch mit einem Schuss Genugtuung in der Stimme: „Viele so genannte Experten hatten uns schon längst abgeschrieben, das Trainerteam hat aber immer an die Mannschaft geglaubt. Mit dem heutigen Spiel ist das Fußball-Jahr vorbei, aber unsere Aufholjagd hat erst begonnen.” Einen Sieben-Punkte-Rückstand auf das rettende Ufer müssen die 05er aufholen, während Aachen hinter RW Essen auf Platz zwei überwintert.

Aufrufe: 014.12.2014, 19:50 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tim MiebachAutor