2024-05-08T14:46:11.570Z

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Zwei Brüder, ein Verein: Sezgin und Sadik Varol vor dem Logo ihres FC Sultan SporFoto: Winfried Beckmann
Zwei Brüder, ein Verein: Sezgin und Sadik Varol vor dem Logo ihres FC Sultan SporFoto: Winfried Beckmann

"Zusammen spielen wäre für alle besser"

Interview-Serie Teil 9: Brüder-Duett Varol als Aufräumer - Miteinander zählt und ,,etwas mitgeben"

Bad Essen. Offen für Miteinander sportlich wie gesellschaftlich ist der 2002 gegründete Verein FC Sultan Spor. ,,Für uns ist es besonders wichtig, dass man sich trifft und zusammenhält. Zusammen Fußball spielen wäre für alle besser", erklären die Brüder Sadik und Sezgin Varol an der Spitze des in Rabber/Linne häuslichen türkisch-stämmigen Vereins in unserer Interview-Serie mit Fußball spielenden Vereinen. Das Gespräch hat folgenden Wortlaut:

Hallo Herr Sadik Varol, hallo Herr Sezgin Varol, klein, aber fein der FC Sultan Spor?
Sadik Varol: Wir sind noch 20 Mitglieder im Verein, waren mal 60 und kurzzeitig 130. Viele haben aufgehört, weil sie hier keine Chance zu spielen hatten. Da hatten wir drei Mannschaften, doch wir hatten eine andere Vorstellung von Disziplin. Das ging so nicht weiter. Da haben wir die zweite und dritte Mannschaft angemeldet.
Disziplin nur bei Spielen mangelhaft oder auch im Training? Sind Ihre Spieler auch oft von außen angestachelt worden?

Sezgin Varol: Sehr viele Spieler damals haben sich im Spiel provozieren lassen, was oft leicht war bei der Mentalität und dem Temperament von Südeuropäern, was ja Gegner wussten. Dabei haben manche Gegenspieler auf Ausraster unserer Leute gespielt, doch das ist längst vorbei. Das lassen wir nicht mehr zu, sich provozieren zu lassen, sondern spielen mit fairen Mitteln. Auch im Training ist das Fluchen vorbei.

Wie haben Sie das geschafft?
Sezgin Varol: Indem wir uns von einigen Spielern getrennt haben. Dann haben wir Geldstrafen eingeführt. So zum Beispiel 50 Euro bei einer Roten Karte. Das reichte nicht, also haben wir 100 Euro genommen. Einer hat mal 300 Euro zahlen müssen nach Tätlichkeiten. Das ist ihm nie wieder passiert.

Sadik Varol: Von den Strafgeldern hätten wir fünf Trikotsätze kaufen können. Das ist seit Jahren vorbei. Jetzt spielt eine andere Generation Spieler, die spielen einfach gerne, auch Play-Station, weil sie Spaß haben wollen. Und damit gibt es keinen Ärger mehr.

Und sie spielen - wie die Konkurrenz feststellt - guten Fußball. Mit höheren Zielen dann auch wohl?
Sezgin Varol: Wir haben zweimal fast die Relegation zur Kreisliga erreicht. Die Kreisliga ist unser Ziel, aber besonders wichtig ist der Zusammenhalt. Wir wollen den Spielern etwas geben, wenn sie zwei Stunden für ein Spiel und vier Stunden zum Training in der Woche zusammenkommen. Da kann man denen was geben als Trainer, was über Fußball hinausgeht.
Sie haben ein Vereinszuhause neben der Moschee in Rabber, aber kein eigenes sportliches Zuhause. Gibt es da Pläne?

Sadik Varol: Ein eigener Platz war mal eine Idee, aber den können wir allein nicht finanzieren. Platz dafür wäre hier neben dem Vereinsheim, wo jetzt eine Wiese ist. Wir tragen unsere Spiele auf dem Platz am Gymnasium in Bad Essen aus. Das ist einer der besten Plätze, die es gibt.

20 Mitglieder und keine Nachwuchsmannschaft. Ist Jugend nicht zu gewinnen, oder haben Sie keine Zeit, keinen Raum dafür?
Sezgin Varol: Es gibt wenig Jugendliche her. Sie kommen mal für ein Jahr, aber dann gehen sie wieder. Wir haben schon mal mit dem TuS Gespräche geführt, auch mit Lintorf, was ja alles nah zusammenliegt.

Also eine Spielgemeinschaft angedacht?
Sadik Varol: Zusammen spielen wäre für alle besser. Jetzt ist es für uns schwierig, einen Platz für Training zu bekommen, da muss man dazwischengeschoben werden und flexibel sein. Das ist von unserer Seite kein Problem.

Und wie sieht die Perspektive für den FC Sultan aus?
Sadik Varol: Der Spaß steht im Vordergrund. Für uns ist das Vereinsleben besonders wichtig, dass man sich trifft und zusammenhält. Es ist schöner, wenn es weiter vorangeht und der Verein weiterwächst, aber wir sind dagegen, Spieler zu kaufen. Denn hier ist alles ehrenamtlich. Und wo Geld im Spiel ist, ist es kein Hobby mehr.

Ein Hobby, in dem sie als Brüdergespann den FC Sultan leiten - außergewöhnlich. Passt das gut zusammen? Wer hat es zu sagen?
Sezgin Varol: Beide. Wir sind vom Typ her gleich - das passt schon sehr gut.

Aufrufe: 016.9.2015, 11:30 Uhr
Wittlager KreisblattAutor