2024-05-16T14:13:28.083Z

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?Die Mannschaft hat einen hohen Anspruch?, sagt Wolfgang Lutz über seine Team. Jetzt müssen sie allerdings plötzlich wieder um die Meisterschaft bangen. F: Zink
?Die Mannschaft hat einen hohen Anspruch?, sagt Wolfgang Lutz über seine Team. Jetzt müssen sie allerdings plötzlich wieder um die Meisterschaft bangen. F: Zink

Wolfgang Lutz: "Wer zuletzt lacht..."

Erst einmal ausgebremst : Der FC Kalchreuth verliert 1:2 gegen den ASV Fürth, der Aufstieg ist vertagt, der Trainer aber weiter guter Dinge

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Mit einem Sieg gegen den ASV Fürth hätte der FC Kalchreuth den lange ersehnten Aufstieg in die Bezirksliga feiern können. Nach 90 Minuten feier­ten aber nur die Gäste, die das Spit­zenspiel mit 2:1 gewannen und nun wieder Chancen auf den direkten Auf­stieg haben.
Reden wollte nach Schlusspfiff nie­mand. Torjäger Sebastian Lutz saß minutenlang auf dem Rasen und starr­te in die Leere. Ob er die Worte seines Vaters und Trainers Wolfgang Lutz überhaupt vernommen hat, ist nicht überliefert. Als Lutz, dem in dieser Spielzeit schon 22 Tore gelangen, dann doch mal wieder aufstand, woll­te er einfach nur noch weg, „nein, ich hab jetzt echt keine Lust“, sagte er - und verschwand in der Kabine. Auch Wolfgang Lutz, der zuvor einige Minu­ten auf seine niedergeschlagenen Spie­ler eingeredet hatte, lief erst einmal auf dem Platz umher und war „nicht wirklich in guter Stimmung“.

Der Grund für die schlechte Laune: Der FC Kalchreuth wäre mit einem Sieg gegen den ASV Fürth Meister der Kreisliga geworden, nach der bitteren 1:2-Niederlage aber ist das Rennen um den direkten Aufstieg plötzlich wieder offen. Drei Punkte hat Kalch­reuth Vorsprung auf die Fürther, zwei Spiele stehen noch aus.

Wolfgang Lutz ist dennoch zuver­sichtlich, dass seine „sehr junge Mann­schaft“ den ersten Platz nicht mehr aus der Hand gibt. „Die Jungs haben einen sehr hohen Anspruch an sich“, sagt Lutz, „da ist in solchen Momen­ten vielleicht eine kleine Barriere da.“ Eine solche war dem Spiel des FCK durchaus anzusehen, so gefällig wie noch vor einigen Monaten kombinier­ten sie nicht mehr. Und spätestens nach dem 0:1 (27.) war der „brutale Druck“, den Fürths Trainer Wilhelm Satzinger vor der Partie prophezeit hatte, endgültig da.

Doch Kalchreuth gab sich nicht auf, drängte weiter - und wurde belohnt. Sebastian Lutz schloss zehn Minuten später trocken ab, der Jubelschrei war wohl durch den ganzen Kalchreuther Forst bis nach Neunhof zu hören. Bei­nahe hätte Patrick Polster kurz danach sogar das 2:1 gemacht, sein Schuss geriet aber etwas zu ungenau.

Nach Wiederanpfiff und mit dem Ausgleich im Rücken tat sich Kalch­reuth allerdings schwer, Chancen zu kreieren, wie es im neudeutschen Fuß­balljargon so schön heißt. „Den größe­ren Druck hatte der ASV“, sagte Wolf­gang Lutz. „Bei denen ging es heute um alles.“

Ein Lächeln am Ende

Das war dem Spiel auch anzumer­ken. Vehement drückten die Gäste auf das zweite Tor, wollten den Sieg unbe­dingt - und wurden in der 66. Minute belohnt. Die gesamte Kalchreuther Defensive schien in einen Sekunden­schlaf gefallen zu sein, „weil sie die anderen halt auch einfach spielen las­sen“, sagte eine entnervte Zuschaue­rin. Auch Wolfgang Lutz war das Dar­gebotene seiner Mannschaft anschlie­ßend zu wenig, „ein paar Kohlen draufpacken“ befahl er seiner Mann­schaft. Doch der Druck, zumindest den Abstand von sechs Punkten wah­ren zu können, schien Kalchreuth zu zerfressen. Selbst einfachste Freistöße landeten im Aus, Schüsse, die vor Wochen noch im Netz eingeschlagen hätten, kullerten aufs Tor oder wur­den geblockt.

Zu sicher habe sich seine Mann­schaft jedenfalls nicht gefühlt, fand Wolfgang Lutz, „die Jungs sind immer fokussiert, immer sensibel und arbeiten unter der Woche konzen­triert“. Selbst an den drei Unentschie­den in drei Partien zuvor fand er etwas Positives: „Gegen die haben wir in der Hinrunde noch verloren, jetzt haben wir immerhin einen Punkt geholt.“ Doch auch da zeigte sein Team Nerven, „wir waren gegen Roß­tal dreimal alleine vor dem Tor und haben keinen reingemacht“.

Vorwerfen will er seiner Mann­schaft allerdings nichts, „wer hätte denn gedacht, dass wir so schnell so weit vorne mitspielen?“. 16 neue Spie­ler hätten sie in den vergangenen ein­einhalb Jahren integriert, allesamt junge, hungrige Spieler, die mit dem FC Kalchreuth der Kreisliga entflie­hen und in höhere Gefilde vorstoßen wollen. „Wir haben es so probiert, es ist auch wirklich gut angegangen“, sagt Lutz. „Die Leute müssen ja auch alle erst einmal zusammenfinden und zusammenpassen.“ Die Entwicklung sei toll, die Niederlage gegen den ASV „nichts Tragisches, denn die Jungs haben eine gute Moral“. Etwas mehr reden wird er jetzt unter der Woche, sagte Lutz, um den Kopf seiner Spie­ler freizubekommen für die zwei ent­scheidenden Spiele gegen Deutenbach und Eyüp Sultan. „Da müssen Siege her“, hatte er seiner niedergeschlage­nen Mannschaft als Schlusswort mit­gegeben.

Und dann, nach einigen Minuten, konnte Wolfgang Lutz sogar wieder etwas lachen. Aus der Gästekabine drang eine lautstarke Humba, die Gesänge waren auf dem Rasen noch gut zu vernehmen. „Sie hören es ja“, sagte Wolfgang Lutz. Er hielt kurz inne, um dann nachzuschieben: „Wer zuletzt lacht ...“

Aufrufe: 031.5.2016, 10:58 Uhr
Michael FischerAutor