Der Grund für die schlechte Laune: Der FC Kalchreuth wäre mit einem Sieg gegen den ASV Fürth Meister der Kreisliga geworden, nach der bitteren 1:2-Niederlage aber ist das Rennen um den direkten Aufstieg plötzlich wieder offen. Drei Punkte hat Kalchreuth Vorsprung auf die Fürther, zwei Spiele stehen noch aus.
Wolfgang Lutz ist dennoch zuversichtlich, dass seine „sehr junge Mannschaft“ den ersten Platz nicht mehr aus der Hand gibt. „Die Jungs haben einen sehr hohen Anspruch an sich“, sagt Lutz, „da ist in solchen Momenten vielleicht eine kleine Barriere da.“ Eine solche war dem Spiel des FCK durchaus anzusehen, so gefällig wie noch vor einigen Monaten kombinierten sie nicht mehr. Und spätestens nach dem 0:1 (27.) war der „brutale Druck“, den Fürths Trainer Wilhelm Satzinger vor der Partie prophezeit hatte, endgültig da.
Doch Kalchreuth gab sich nicht auf, drängte weiter - und wurde belohnt. Sebastian Lutz schloss zehn Minuten später trocken ab, der Jubelschrei war wohl durch den ganzen Kalchreuther Forst bis nach Neunhof zu hören. Beinahe hätte Patrick Polster kurz danach sogar das 2:1 gemacht, sein Schuss geriet aber etwas zu ungenau.
Nach Wiederanpfiff und mit dem Ausgleich im Rücken tat sich Kalchreuth allerdings schwer, Chancen zu kreieren, wie es im neudeutschen Fußballjargon so schön heißt. „Den größeren Druck hatte der ASV“, sagte Wolfgang Lutz. „Bei denen ging es heute um alles.“
Das war dem Spiel auch anzumerken. Vehement drückten die Gäste auf das zweite Tor, wollten den Sieg unbedingt - und wurden in der 66. Minute belohnt. Die gesamte Kalchreuther Defensive schien in einen Sekundenschlaf gefallen zu sein, „weil sie die anderen halt auch einfach spielen lassen“, sagte eine entnervte Zuschauerin. Auch Wolfgang Lutz war das Dargebotene seiner Mannschaft anschließend zu wenig, „ein paar Kohlen draufpacken“ befahl er seiner Mannschaft. Doch der Druck, zumindest den Abstand von sechs Punkten wahren zu können, schien Kalchreuth zu zerfressen. Selbst einfachste Freistöße landeten im Aus, Schüsse, die vor Wochen noch im Netz eingeschlagen hätten, kullerten aufs Tor oder wurden geblockt.
Zu sicher habe sich seine Mannschaft jedenfalls nicht gefühlt, fand Wolfgang Lutz, „die Jungs sind immer fokussiert, immer sensibel und arbeiten unter der Woche konzentriert“. Selbst an den drei Unentschieden in drei Partien zuvor fand er etwas Positives: „Gegen die haben wir in der Hinrunde noch verloren, jetzt haben wir immerhin einen Punkt geholt.“ Doch auch da zeigte sein Team Nerven, „wir waren gegen Roßtal dreimal alleine vor dem Tor und haben keinen reingemacht“.
Vorwerfen will er seiner Mannschaft allerdings nichts, „wer hätte denn gedacht, dass wir so schnell so weit vorne mitspielen?“. 16 neue Spieler hätten sie in den vergangenen eineinhalb Jahren integriert, allesamt junge, hungrige Spieler, die mit dem FC Kalchreuth der Kreisliga entfliehen und in höhere Gefilde vorstoßen wollen. „Wir haben es so probiert, es ist auch wirklich gut angegangen“, sagt Lutz. „Die Leute müssen ja auch alle erst einmal zusammenfinden und zusammenpassen.“ Die Entwicklung sei toll, die Niederlage gegen den ASV „nichts Tragisches, denn die Jungs haben eine gute Moral“. Etwas mehr reden wird er jetzt unter der Woche, sagte Lutz, um den Kopf seiner Spieler freizubekommen für die zwei entscheidenden Spiele gegen Deutenbach und Eyüp Sultan. „Da müssen Siege her“, hatte er seiner niedergeschlagenen Mannschaft als Schlusswort mitgegeben.
Und dann, nach einigen Minuten, konnte Wolfgang Lutz sogar wieder etwas lachen. Aus der Gästekabine drang eine lautstarke Humba, die Gesänge waren auf dem Rasen noch gut zu vernehmen. „Sie hören es ja“, sagte Wolfgang Lutz. Er hielt kurz inne, um dann nachzuschieben: „Wer zuletzt lacht ...“