2024-05-22T11:15:19.621Z

Interview
Konrad Czarnetzki, Foto: chm
Konrad Czarnetzki, Foto: chm

"Wir ziehen unser Ding durch"

Konrad Czarnetzki hat Viktoria Glesch/Paffendorf zum 100. Geburtstag zu neuem Leben erweckt

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Der BC Viktoria Glesch/Paffendorf ist in diesem Sommer Kreispokalsieger geworden, steht Ende November in der zweiten FVM-Pokalrunde und mischt nebenbei als Aufsteiger die Landesliga auf. Stefan Kühlborn hat mit dem Glescher Trainer Konrad Czarnetzki gesprochen.

Herr Czarnetzki, Ihr Team gilt derzeit als die Mannschaft der Stunde aus. Welche Tugenden zeichnet sie aus?

Wir haben nach dem Aufstieg von einer gewissen Euphorie profitiert. Aber so etwas verfliegt auch schnell wieder. Entscheidend ist, dass bei uns die Mischung stimmt. Wir pflegen keinen Hurra-Stil, sondern spielen sehr diszipliniert. Mir war direkt klar, dass unsere Prämisse sein muss, in der Defensive konzentriert zu arbeiten und uns auf alle möglichen Situationen einzustellen. Wir haben in jedem Spiel nicht nur Plan A, sondern auch einen Plan B und ziehen unser Ding durch.

Das hat auch am Donnerstag mit dem 2:0-Sieg bei Germania Teveren funktioniert. Was war der Schlüssel zum Sieg?

Eine mannschaftlich geschlossene Leistung. Wir wussten, dass es dort keinen Schönheitspreis zu gewinnen gibt und haben uns sehr gut auf die Bedingungen eingestellt. Mit Anil Yavuz und Anton Konradi konnten wir im zweiten Durchgang noch mal spielerische Qualität nachlegen, die uns letztlich durch die Tore von Yavuz und Onur Arkut den Sieg gebracht hat.

Zum fünften Mal blieb die Mannschaft in Teveren ohne Gegentor, hat mit nur acht kassierten Treffern die beste Abwehr der Liga. Bereits in der vergangenen Aufstiegsaison war die Hintermannschaft das Prunkstück. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis?

Harte Arbeit. Ein wichtiger Trainingsinhalt sind Zweikämpfe auf engstem Raum. Da geht es richtig zur Sache. Wir trainieren zwei Mal pro Woche. Das ist im Ligavergleich wenig, aber so sind die Spieler ausgeruht. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, jeden Gegner beobachtet und kann daher mit der Mannschaft Lösungen entwickeln.

Während hinten oft die Null steht, ist Ihre Elf im Angriff kaum auszurechnen. Schon zehn verschiedene Spieler haben sich in die Torschützenliste eingetragen.

Die Entwicklung ist wirklich gut. Damiano Pellegrino etwa befindet sich in einer tollen Verfassung. Bei Frechen 20 hat er zuletzt nur in der Reserve gespielt. Wir profitieren von einem breiten Kader, haben schon 21 Spieler eingesetzt und verfügen im Angriff sicher über ein Luxusproblem. Das zeigt die Tatsache, dass wir mit Fabian Häger einen klasse Stürmer in der Hinterhand haben, der seine Qualitäten wegen Verletzungen nicht dauerhaft einbringen konnte.

Sie hatten es als entscheidend für den Aufstieg bezeichnet, dass Viktoria Glesch/Paffendorf von der Konkurrenz nicht wirklich wahrgenommen wurde. Ist das auch in der Landesliga ein großer Vorteil?

Wir sind ein kleiner Verein aus einem kleinen Dorf. Der Fokus liegt auf anderen Teams. In der Rückrunde wird sich das sicherlich geändert haben. Dann müssen wir es schaffen, weiter stabil zu bleiben, auch wenn die Gegner uns besser kennen.

Was ist für die Viktoria in dieser Saison möglich?

Wir werden noch einige Punkte holen. Mein Ziel ist es, die Spieler in jedem Training weiterzuentwickeln und ihnen die Lust am Gewinnen zu vermitteln. Wenn dabei am Ende ein Platz unter den ersten Fünf rausspringt, wäre es ein Riesen-Erfolg.

Harter Hund oder Kumpeltyp — welche Philosophie vertreten Sie als Trainer?

Für die Spieler bin ich der Konny. Der Umgang mit der Mannschaft ist locker, auch wenn ich Disziplin einfordere. Im Spiel verlange ich, dass die Spieler meine Vorgaben genau umsetzen. Hinterher bin ich aber immer bereit, Dinge zu diskutieren. Glaubwürdigkeit und ein faires Miteinander sind für mich die Grundlage, um als Trainer erfolgreich zu sein.

Im Pokal empfängt Ihre Mannschaft den Mittelrheinligisten TV Herkenrath. Sind Sie zufrieden mit dem Los?

Das ist ein attraktives Los. Herkenrath tut sich als Aufsteiger in der Mittelrheinliga schwer und ist sicher nicht unschlagbar. Ich rechne mit einem Duell auf Augenhöhe. Das sähe gegen Fortuna oder Viktoria Köln sicher anders aus. Aber in diesem Spiel können und wollen wir weiterkommen.

Am Sonntag steht das Spiel in Vichttal an. Was erwarten Sie beim Tabellendritten?

Das wird ein weiteres Highlight für uns. Ich habe allerhöchsten Respekt vor Vichttal. Das ist ein Top-Gegner mit enormer spielerischer Klasse. Wir freuen uns alle auf diese Herausforderung.

Aufrufe: 06.11.2015, 20:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger/Stefan KühlbornAutor