2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Arthur Pongratz, Uwe Mißlinger und Christian Groitl sehen den ASV Cham für die Zukunft gut aufgestellt.  F: Tschannerl
Arthur Pongratz, Uwe Mißlinger und Christian Groitl sehen den ASV Cham für die Zukunft gut aufgestellt. F: Tschannerl

"Wir gehen unseren Weg weiter!"

Das Führungstrio des Landesligisten ASV Cham gibt im Interview mit FuPa interessante Details preis

Der ASV Cham kann in den vergangenen Monaten auf eine interessante Entwicklung blicken: Die Juniorenabteilung erhielt den Status eines „BFV-Nachwuchsleistungszentrums“, die Senioren spielten sich im Jahr 2015 in der Spitzengruppe der Landesliga fest. Auch abseits des Platzes läuft es rund für den Verein aus der Kreisstadt, der nach der Sanierung des Kunstrasenplatzes (2013) nach dem Stadthallen-Abriss auch einen neuen Rasenplatz und ein Funktionsgebäude im Sportzentrum im Quader erhält. Grund genug für FuPa, um einmal hinter die Kulissen des mit über 3300 Mitgliedern größten Vereins der Region zu blicken und ein Gespräch mit Arthur Pongratz (Sportlicher Leiter), Uwe Mißlinger (Trainer 1.Mannschaft) und Christian Groitl (Trainer 1.Mannschaft, ehemals Jugendleiter) zu sprechen.

FuPa: Hallo Zusammen, vielen Dank, dass ihr euch für dieses Gespräch Zeit genommen habt. Wie schätzt ihr den bisherigen Saisonverlauf der „Ersten“ in der Landesliga Mitte ein?

Arthur Pongratz: „Wir sind grundsätzlich zufrieden mit dem bislang Erreichten und blicken zufrieden zurück. Wir wollten nicht so starten wie in der vorherigen Saison, als wir gerade zu Saisonbeginn einen schwachen Start hatten. Mittlerweile ist jedoch die Handschrift des Trainerteams deutlich erkennbar. Unsere Mannschaft hat sich weiterentwickelt und gerade in spielerischer Hinsicht zugelegt. Dies macht sich auch in Punkten und dem Tabellenplatz bemerkbar, wir haben uns in der Spitzengruppe festgebissen.“

FuPa: Nach dem vierten Platz im Vorjahr hieß das Saisonziel, sich weiter zu verbessern. Will man da nicht zwangsläufig in die Bayernliga aufsteigen?

Arthur Pongratz: „Wir kennen diese Zielsetzungen, die natürlich maßgeblich von außen an uns herangetragen werden. Natürlich wäre es ein toller Erfolg, wenn wir einen solchen Aufstieg schaffen würden. Allerdings ist uns nachhaltiges Arbeiten viel wichtiger, wir werden sicherlich keinen Druck auf die Mannschaft oder die Trainer ausüben. Wir haben ein äußerst junges und entwicklungsfähiges Team, das Zeit zum Reifen braucht. Man sieht ja jetzt schon innerhalb der letzten und dieser Saison enorme Entwicklungsschritte.“

Pongratz: "Wir geben dem Team Zeit zum Reifen."

FuPa: Worauf gründet dann diese Entwicklung? Oder anders ausgedrückt: Warum habt ihr jetzt mehr Punkt als letztes Saison zu diesem Zeitpunkt?

Uwe Mißlinger: Das lässt sich nicht so einfach auf einen einzigen Punkt reduzieren. Wir haben sicherlich durch unsere Neuzugänge und Nachwuchsspieler noch einmal an Qualität zugelegt, das macht sich auch im Trainingsbetrieb bemerkbar. Wir können so auch Verletzungen auffangen, da hat es uns in diesem Jahr ja schon ordentlich erwischt. Ich möchte aber auch taktische Änderungen anführen, die wir im Winter 2014/2015 umgesetzt haben. Da haben wir deutlich zugelegt und Fortschritte gemacht. Ich denke aber, dass der Erfolg vor allem darin begründet ist, dass wir über ein richtiges Team verfügen. Die Jungs kennen sich größtenteils seit mehreren Jahren, die Neuzugänge wurden gut integriert. Das ist eine verschworene Einheit, auch außerhalb des Platzes.“


Christian Groitl und Uwe Mißlinger ergänzen sich blendend. Beide kennen die Abteilung in all ihren Facetten. F: Meier

FuPa: Auffällig an der Mannschaft ist vor allem das niedrige Durchschnittsalter. Warum finden sich in Cham Spieler so leicht im Seniorenbereich zurecht?

Christian Groitl: „Das liegt sicherlich am Jugendapparat und an den dortigen Veränderungen in den vergangenen Jahren. Ich denke da weniger an die sportlichen Erfolge, auch wenn die höheren Spielklassen natürlich auch etwas mit der Integration im Seniorenbereich zu tun haben. Viel wichtiger sind aber die Punkte, die die Jungs neben dem Platz lernen. In Sachen Verhalten, Umgang mit Mitspielern, Trainern oder Funktionären und vor allem hinsichtlich der Trainingshäufigkeit sind die Spieler sehr vorbildlich. Die Fokussierung auf den Sport ist anders, als das etwa zu meiner aktiven Zeit der Fall war.

Uwe Mißlinger: „Wir profitieren jetzt auch von den Charakteren der jeweiligen Nachwuchstalente. Die Talente kommen bereits sehr früh in den Verein und bekommen unsere Ansichten vom Fußball und die entsprechenden Werte von klein auf aufgezeigt. Wenn ich sehe, mit welchem Feuereifer unsere Jugendspieler und Jugendtrainer zur Sache gehen, erfüllt mich das mit großer Freude und Stolz. Was die Funktionäre hier in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, sucht seines Gleichen, auch, weil hier noch mit viel Herzblut und Ehrenamt gearbeitet wird.“

Arthur Pongratz: „Die höhere Vereinsverbundenheit spiegelt sich dann auch wieder im Teamgeist. Und dieser wird auch durch die handelnden Funktionäre befruchtet. Wir alle pflegen einen sehr engen Kontakt zu unseren Spielern und sind selbst mit viel Spaß bei der Sache.“

FuPa: Die angesprochene Entwicklung im Jugendbereich gipfelte in der Ernennung zu einem „BFV-Nachwuchsleistungszentrum“. Was erwartet ihr euch von dieser Einrichtung für die Zukunft?

Arthur Pongratz: „Für uns ist es erstmal eine Auszeichnung für die bisherige Arbeit, für die ich mich bei allen Beteiligten innerhalb des Vereins herzlich bedanken möchte. Aber für uns ist es genauso eine große Herausforderung, die mit enormen Aufwand verbunden ist, weil wir den Anforderungen mehr als nur gerecht werden möchten. Bislang ist das Ganze sehr gut angelaufen, aber um die Qualität der Ausbildung und damit der Spieler weiter zu steigern, müssen wir uns auch in Zukunft weiter steigern.“

Pongratz: "Das Nachwuchsleistungszentrum ist eine riesige Auszeichnung und Herausforderung"

FuPa: „Wirkt sich die Ernennung auch auf die Erste Mannschaft aus?“

Uwe Mißlinger: „Natürlich. Die, die wir für die Erste Mannschaft brauchen, müssen wir nicht mehr von außen holen, sondern sind schon da. Die Ernennung zum NLZ ist für mich ein Meilenstein, ich hätte mir das nie träumen lassen, dass wir das einmal schaffen. Ich bin da auch persönlich befangen. Meine Söhne spielen gerade in der F-Jugend und sollen auch von der hervorragenden Ausbildung profitieren. Die große Herausforderung wird es sein, den Level zu halten oder noch zu steigern. Angesichts der verantwortlichen Personen bin ich mir aber sicher, dass uns dies gelingen wird.“

FuPa: Die kleinen Vereine stöhnen vielerorts wegen den Nachwuchsleistungszentren, in denen die besten Spieler der Region gefördert werden sollen. Forciert das NLZ nicht weiter die Stellung des ASV Cham?

Christian Groitl: „Man muss hier vom reinen Vereinsdenken wegkommen. Das ist nicht einfach, wenn der beste Spieler seinen Heimatverein verlässt. Letztlich geht es aber um den einzelnen Spieler. Diese Denkweise existiert auch innerhalb des Vereins beziehungsweise des NLZs und ist sogar eines der Ziele, wiederum Spieler nach oben abzugeben. Jeder einzelne Spieler sollte nach Spielklasse gehen und den Anspruch an sich selbst haben, sich immer weiter zu verbessern. Vor ein paar Jahren haben wir den Bayernligaabstieg unserer U15 billigend in Kauf genommen, als wir im Winter Tobias Kordick die Freigabe für einen Wechsel zum TSV 1860 München erteilt haben. Spieler wie Simon Schreiner, Korbinian Burger oder Nicklas Thorsten haben allesamt früher beim ASV Cham in der Jugend gespielt und sind von dort zu einem Bundesliga-NLZ gewechselt.“

Arthur Pongratz: „Dazu muss man aber zwei Punkte ergänzen. Einerseits wären ohne die gute Arbeit der umliegenden Vereine im Landkreis Cham der Erfolg des ASV Cham und die Wechsel zu solchen Profivereinen gar nicht möglich. Andererseits ist es auch so, dass der ASV Cham jedes Jahr zahlreiche, gut ausgebildete Spieler für die Vereine der Region ausbildet, die von der Arbeit in Cham profitieren.“

Uwe Mißlinger: „Natürlich ziehen wir uns nicht den Schuh an, dass das alle Spieler unserer Jugend gebürtige Chamer sind. Daher sehen wir den Erfolg auch nicht allein als den unseren, sondern viel mehr als Auszeichnung für die Region und Anerkennung für die gute Arbeit der kleinen Vereine im Landkreis Cham. Was sehr oft in Vergessenheit gerät, ist die Tatsache, dass nicht wenige Spieler diese höherklassige Erfahrung aus ihrer Jugendzeit in Cham später ihren Heimatvereinen gewinnbringend zurückgeben.“

Mißlinger: "Erfolge des Chamer Jugendfußball sind Auszeichnung für die gute Arbeit der kleinen Vereine"

FuPa: „Wie wollt ihr beim ASV Cham die Zukunft im Seniorenbereich gestalten? Worin seht ihr die wichtigsten Punkte?“

Arthur Pongratz: „Vor ein paar Jahren haben wir einmal für uns definiert, dass wir unsere Seniorenmannschaften so gut wie möglich mit Spielern aus der eigenen Jugend beziehungsweise aus der Region ausstatten. Davon gehen wir auch nicht mehr weg. Wir wollen auch nächstes Jahr viele Spieler aus dem Jugendbereich bei den Senioren integrieren. Dazu ist eine enge Verzahnung zwischen allen Stellen notwendig. Neben der Ersten ist auch die Zweite Mannschaft für uns von Bedeutung, die wir weiter stärken wollen. Dieses Team ist sehr interessant, können sich die Talente in Ruhe entwickeln und an den Seniorenbereich gewöhnen. Dazu wollen wir gerade im Funktionärs- und Trainerbereich weiter zulegen. Das ist eine sehr große Aufgabe.“


Uwe Mißlinger ist einer der wichtigsten Bausteine im Chamer Erfolgspuzzle. Der 46-jährige Pädagoge lebt die Identifikation mit dem Verein vor. F: Meier

FuPa: „Neben dem Kader ist vor allem die Position des Trainers für die Öffentlichkeit interessant. Wie schauen hier die Planungen für die neue Saison aus?“

Arthur Pongratz: „Wir sind mit unserem aktuellen Trainerteam sehr zufrieden und befinden uns permanent im gemeinsamen Austausch. Wir sind hier auch guter Dinge, diese Personalentscheidungen frühzeitig abzuschließen. Wie in der Vergangenheit tun wir aber gut daran, unsere Personal-Entscheidungen nicht in der Öffentlichkeit auszutragen, sondern in aller Ruhe und intern ab zu arbeiten. Wir gehen unseren Weg weiter – mit guter Jugendarbeit und vielen Mitstreitern.“

Pongratz: "Wir sind mit unserem aktuellen Trainerteam sehr zufrieden"

Aufrufe: 015.10.2015, 14:00 Uhr
Johannes EdererAutor