Wer klarste Chancen verpasst, bestraft der Spitzenreiter

,,Jetzt machen Kelsterbach und Ederbergland die Sache unter sich aus", musste ein enttäuschter VfB-Trainer nach der Niederlage beim Spitzenreiter zugeben. Eine Niederlage, die durchaus vermeidbar gewesen wäre, wenn der Rangdritte nicht die schon in den letzten Wochen offenbarte Schwäche im Abschluss gezeigt hätte. War das gegen schwächere Gegner meist nicht ausschlaggebend, so wurde es vom Spitzenreiter brutal bestraft. ,,Uns hat die letzte Aggressivität und die Geilheit auf Tore und den Sieg gefehlt", ärgerte sich Bulut, wollte ,,aber der Mannschaft sonst keinen Vorwurf machen."

Bevor die Gastgeber zum ersten Mal in den VfB-Strafraum gekommen waren, hätte das Bulut-Team schon klar führen können. ,,Wir haben drei tausendprozentige Chancen, die man reinmachen muss", ärgerte sich Bulut. Brian Mukasa traf nach einem abgeblockten Schuss von Kouami Dalmeida (9.) unbedrängt im Nachschuss nur die Latte. Dann verfehlte das Gespann Dalmeida/Mukasa (13.) erneut aussichtsreich den Viktoria-Kasten, und auch bei Dalmeidas Fehlschuss drei Meter vor dem Gastgeber-Tor nach einem Freistoß wäre die Führung der Gäste eigentlich längst fällig gewesen.

Die Gießener bestimmten in der Anfangsphase das Geschehen im schmucken Sportpark Kelsterbach, und gerieten trotzdem beim ersten halbwegs druckvollen Vorstoß des Spitzenreiters in Rückstand, als Manuel May (20.) aus 16 Metern abzog und sein Team in Führung brachte. Beim 0:2 (30.) verschlief die VfB-Abwehr die Aktion nach einem Freistoß und wurde durch Marius Antinac bestraft. Zur allgemeinen Verunsicherung trug auch bei, dass Daniel Erben mit Verdacht auf Nasenbeinbruch gehandikapt weiter spielte und Kevin Kaguah verletzt ausscheiden musste. Die Unordnung nutzte Christopher Krause zum 3:0 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Die Gastgeber hatten aus drei mittelprächtigen Möglichkeiten drei Treffer erzielt und damit für die Vorentscheidung gesorgt.

Im zweiten Durchgang öffnete der VfB seine Offensive etwas, sodass es zu Torchancen auf beiden Seiten kam. Die größte auf Gießener Seite hatte Kristian Gaudermann, der von Dalmeida schön freigespielt an Viktoria-Schlussmann Dominik Groß scheiterte. Und als Dalmeida im Viktoria-Strafraum gefoult wurde, traf Henrik Dechert (55.) per Strafstoß zum Anschlusstreffer. Zu mehr reichte es für den VfB, der in der 88. Minute durch Volkan Vurals Gelb-rote Karte wegen Meckerns dezimiert wurde, gegen einen routinierten Gastgeber, der das Geschehen weitgehend kontrollierte, nicht mehr. So feierte die Viktoria am Ende den aufgrund größerer Effektivität verdienten Dreier lautstark.

Viktoria Kelsterbach: D. Groß - Fischer, Thomasberger, Eichfelder, Gürtler - Brück, May, Scheitza (46. Machado), Krause, M. Antinac (76. Mühl) - J. Antinac (79. Insameh).

VfB 1900 Gießen: Olujic - Bender, Kaguah (37. Dechert), Erben, Proske - Gaudermann, Günther (52. Oberschelp), Freese, Vural, Mukasa - Dalmeida.

Tore: 1:0 (20.) May, 2:0 (30.) M. Antinac, 3:0 (45+1) Krause, 3:1 (55.) Dechert (Foulelfmeter) - Schiedsrichter: Reisert (Ober-Roden) - Gelb-rote Karte: Vural (88.) wegen Meckerns - Zuschauer: 100.