2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
F: Harneit
F: Harneit

"Wenn ich alleine in der Kabine sitze, höre ich auf"

Jens von Bargen (48) schoss seit August 38 Tore für „seinen“ TSV Geversdorf und ein Ende ist nicht in Sicht

Er bleibt eine Ausnahmeerscheinung im Kreis Cuxhaven. Ganz ohne Marco Reus-Frisur, die Stutzen nicht über die Knie gezogen und mit den guten alten schwarzen Adidas Tretern mischt der 48-jährige Jens von Bargen immer noch mit. Wir trafen Jens „Jenne“ von Bargen und sprachen mit ihm über die Anfänge der Karriere, „seinen“ TSV Geversdorf, die Spielergeneration von heute und seine Pläne für die Zukunft.

Er wurde für 800 Punktspieleinsätze für die 1. Herren des TSV Geversdorf geehrt, erzielte über 500 Tore und blieb seinem Verein immer treu. Die Statistiken beziehen sich nur auf Punktspiele der 1. Herren seit 1986, Pokal- und Freundschaftsspiele nicht mitgerechnet. In dieser Saison lehrt er schon wieder allen Abwehrreihen das Fürchten: Der Bankkaufmann erzielte seit August bereits 38 Tore. 16 alleine für die Kreisligamannschaft des TSV, außerdem spielt er in der Ü32 und Ü40 seines Vereins, dem er seit über 30 Jahren treu ist.

Auf der Vereinshomepage kann man unter dem Reiter „Ewigenliste“ sehen, welcher Spieler die meisten Tore geschossen und wie viele Spiele bestritten hat. Das Ganze läuft seit 1986. Wer macht sich da die Mühe?

Unser damaliger Kapitän Bernd Grewe hat damit angefangen. Er hat 15 Jahre gespielt und als er aufgehört hat, übernahm unser jetziger Kapitän die Aufgabe und pflegt die Statistiken.

Heutzutage sicher etwas einfacher als früher. 1986 wusste man nicht einmal die Ergebnisse der anderen Mannschaften.

Ja, früher mussten wir bis montags warten, um in der Zeitung zu lesen, wie die Konkurrenz gespielt hat. Heute sind die Ergebnisse zehn Minuten später auf dem Handy. Wir können alle Statistiken sehen, alle Ergebnisse. Das ist eine feine Sache.

Und seine Tore noch einmal auf Video anschauen.

Ja. Das macht man dann besonders gerne.

Wenn du an die Anfänge deiner Spielerkarriere zurückdenkst, was waren da die größten Unterschiede im Verein zu heute?

Das war bei uns damals ein extremer Zusammenhalt in der Mannschaft. Wir hatten eine junge Truppe, da war ich der Zweitjüngste und mein Bruder der Jüngste im Team. Der älteste Spieler war 22. Heute bin ich 48 und der Jüngste 18. Das sind 30 Jahre Unterschied.

Sind die jungen Spieler heute nach dem Spiel früher verschwunden?

Das ist bei uns sogar noch ganz gut. Gerade im Sommer sitzen wir dann auch lange noch mit den Zuschauern zusammen und das wollen die auch. Sie kommen alle aus dem Dorf und möchten dann auch mit den Leuten schnacken. Bei uns kommen ja auch noch einige Zuschauer.

Liegt es vielleicht auch daran, dass ihr keine Spielgemeinschaft eingegangen seid und die Leute sich besser mit dem Verein identifizieren?

Ich glaube ja. Solange wir können, sollten wir auch eigenständig bleiben. Wir haben beide Mannschaften gut gefüllt. Außerdem haben wir jetzt eine gute U16 und da ist der Weg zu den Herren ja auch nicht mehr weit. Man identifiziert sich schon mehr mit dem Verein, wenn er eigenständig ist.

Die Gemeinschaft zählt?

Das ist das A und O. Es ist wichtig, dass wir auch nach den Spielen noch zusammen sitzen können und ein Bierchen trinken. Wenn ich da irgendwann alleine in der Kabine sitze, habe ich daran auch keinen Spaß mehr und höre auf.

Du spielst also noch so lange du hier ein Bier bekommst?

(lacht) Das kann ich mir notfalls noch alleine kaufen. Aber klar, die Kameradschaft und die Geselligkeit müssen schon da sein. Und wenn ich nicht mehr mithalten kann, höre ich auch auf. Die Leistung muss ja auch stimmen. Ich entscheide jetzt Jahr für Jahr und bisher läuft es ja ganz gut.

Montags Ü40, Freitags Alte Herren und Sonntags 1. Herren. Dazwischen noch zwei Trainingseinheiten oder lässt du die dann aus?

Einmal in der Woche auf jeden Fall. In der Regel mach ich auch beide mit.

Holen sich die jüngeren Spieler Tipps von dir und siehst du dich als Vorbild?

Das kommt schon mal vor. Aber Vorbild? Da haben wir auch ein paar mehr Leute im Verein. Da ist zum Beispiel Florian Höhk, der nebenbei viel Jugend- und Vereinsarbeit leistet, der ist auch so eine Identifikationsfigur im Dorf und einige Ehemalige, die vielleicht nicht mehr aktiv in der 1. Herren spielen.

Welche Pläne hast du für die Zukunft nach der Spielerkarriere? Sieht man dich irgendwann als Trainer?

Wenn überhaupt in der Jugend. Im Herrenbereich habe ich da keine großen Ambitionen. Die Mentalität der jungen Leute kann ich nicht immer verstehen. Die Gründe für Absagen werden immer kurioser und man muss sich schon manchmal an den Kopf fassen, was denen nachts noch für eine Begründung einfällt.

Damals im unserem ersten Jahr 1986 waren wir 12 oder 13 Leute - für die gesamte Saison. Damit haben wir das Jahr durchgezogen. Das wäre heut nicht mehr möglich, aber wir haben ja einen großen Kader.

Was war dein größter sportlicher Erfolg?

Der Bezirksligaaufstieg und der zweite Platz bei den Niedersachsenmeisterschaften der Ü40.

Da bist du sogar Torschützenkönig geworden.

Ja. Im Finale haben wir aber leider gegen Hannover 96 verloren.

Hattest du früher Angebote den Verein zu wechseln?

Ja das gab es einige. Lüdingworth, als sie mal höherklassig spielten. Drochtersen/Assel vor vielen Jahren und einige aus der Umgebung. Aber es ist nie dazu gekommen.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die weitere Saison.

Aufrufe: 01.12.2016, 19:30 Uhr
FuPa CuxhavenAutor