2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Titz
F: Titz

Wenn das Hobby zur Verletzung führt

Analyse: Warum sind gerade in dieser Saison so viele Amateurfußballer in Mönchengladbach verletzt?

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Stephan Houben, Trainer des Landesligisten 1. FC Mönchengladbach, wirkt nachdenklich: "Es fällt mir in diesem Jahr auf, dass die Verletztenlisten in den Fußballvereinen noch nie so lang waren". Recht hat er, obwohl er beim FC noch die geringsten Probleme haben dürfte, denn er kann auf Spieler der Reserve oder der A-Jugend zurückgreifen, wenn der personelle Schuh allzu sehr drückt.

Wo aber sind die Gründe für diese Entwicklung zu suchen?

Trainer sind nicht schuld Die Trainer in Bezirks- und Landesliga sind seit vielen Jahren, einige sogar seit Jahrzehnten tätig. Es ist kaum denkbar, dass sie ihr bisher erfolgreiches Trainingsprogramm so geändert haben, dass sich ihre Schützlinge nun verstärkt Verletzungen zuziehen.

Spieler sind keine Profis Darauf werden die Kicker verweisen, wenn sie plötzlich vom Reisefieber geplagt werden, obwohl die Meisterschaft gerade begonnen hat oder sie sich während der Saison eine erholsame Auszeit nehmen. Direkt nach dem Urlaub müsste eigentlich wieder ein zwei- bis dreiwöchiges Aufbautraining erfolgen. Werden diese Spieler aber dringend gebraucht, werden sie notgedrungen eingesetzt und verletzten sich prompt, weil eben die Gelenke nicht alle sportlichen Spagate mitmachen.

Der Kader ist zu klein Der Rheydter Spielverein machte diese Erfahrung in der Hinrunde. "Ich bin froh, wenn ich Sonntag elf Spieler zur Verfügung habe", sagte häufig RSV-Trainer Dieter Rütten. Dann mussten manchmal auch leicht angeschlagene Spieler mitmachen, die aber dann verletzt noch länger ausfielen. Ähnliche Erfahrungen machte Jüchen, dass zuletzt verstärkt auf A-Jugendliche zurückgreifen musste.

Regelmäßiges Training Selbst in den unteren Klassen läutet dienstags das Handy der Trainer verstärkt. In vielen Fällen haben die Trainer das Versenden von Mails verboten, mit denen sich die Kicker ohne Rücksprache entschuldigen konnten. Das persönliche Gespräch ist für sie schwieriger, sorgt aber auch nicht unbedingt für eine verstärkte regelmäßige Trainingsteilnahme. Die wäre aber nötig, um den Körper so fit zu halten, dass dadurch Verletzungen zumindest reduziert werden können. Die Vereine haben eher Erfolg, die für die Teilnahme am Training Fahrprämien bezahlen. Vereine, die Spielern Festgehälter in die Hand drücken, brauchen sich nicht über überschaubare Trainingsgruppen zu wundern.

Ein Spielplan für Profis Vor allem in den kommenden Wochen sind die Amateure mit Wochen- und Sonntagsspielen am laufenden den Band gefordert. Das gibt nicht nur Ärger mit den Arbeitgebern, sondern Anreisen werden schon in der Bezirksliga zu Hetzjagden. Das erforderliche Aufwärmprogramm können einige Spieler nur begrenzt absolvieren. Folge sind weitere Verletzungen. Der Spielplan ist diese Saison eher für Profis geeignet. Staffelleiter Thomas Klingen versucht zu beruhigen: "Nächstes Jahr werden die Pläne wieder wesentlich entspannter."

Ärzte sind überlastet Verletzungen sind meist nicht durch intensives Ansehen genau zu diagnostizieren. Moderne Apparate sind die besseren Ratgeber für die anschließende Behandlung. "Da müssen die Spieler aber teilweise sechs bis sieben Wochen warten, ehe sie zur MRT-Untersuchung kommen. Dann spielen sie, selbst auf die Gefahr einer noch schlimmeren Verletzung", sagt Stephan Houben. Die Versorgung muss schnellstens verbessert werden. Spielpläne müssen auf Beruf und Belastung der Spieler Rücksicht nehmen. Die Spieler selbst müssen durch regelmäßiges und intensives Training selbst ihren Körper schützen. Schließlich müssen die Vereine die finanziellen Anreize so gezielt einsetzen, dass die Spieler die Interessen des Klubs optimal wahrnehmen.

Aufrufe: 09.4.2014, 14:02 Uhr
Rheinische Post / Kurt TheuerzeitAutor