2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Meistercoach: Bernd Freitag führte die A-Junioren des MSV Rüdersdorf zum Titel und soll in der kommenden Saison die erste Mannschaft führen. Foto: Peter Gesien
Meistercoach: Bernd Freitag führte die A-Junioren des MSV Rüdersdorf zum Titel und soll in der kommenden Saison die erste Mannschaft führen. Foto: Peter Gesien

"Weil es keine Mannschaft war"

Bernd Freitag ist neuer Trainer des MSV Rüdersdorf. Ein Interview über Abstieg, Zukunft und die Jugend von heute.

Bernd Freitag ist der neue Coach der ersten Mannschaft des MSV Rüdersdorf. Übernommen hat er ein Team, das keins mehr war. Mit FuPa Brandenburg sprach er über die Zukunft des Klubs und seine Pläne.

Herr Freitag, warum sind Sie der richtige Mann für den Job bei der 1. Männermannschaft?

„Ich glaube, weil wir hier komplett neu anfangen und alles neu aufbauen müssen. Und das eben auch mit Sportlern, die sich nicht finanziell davon abhängig machen, sondern die wollen. Dafür bin ich der richtige Mann.“

Was war Ihr Geheimrezept für die Meisterschaft der Rüdersdorfer A-Junioren, die ja die Liga dominiert haben?

„Ein Geheimrezept gibt es nicht. Das war Arbeit. Einfach nur Arbeit im Taktischen, im Technischen. Die Jungs in diesen Bereichen wirklich dahin bringen, dass sie sich verbessern. Sie wollten es und waren wissbegierig. Sie waren wie ein Schwamm und haben alles aufgesogen. Und deshalb kam der Erfolg.“

Gab es den einen oder anderen, dem es zu viel wurde, oder der sich am Ende doch hat ablenken lassen?

„Sie sind bei der Stange geblieben. Bei A-Junioren muss man da ein bisschen aufpassen: Frauen, Wochenenden, Disco und, und, und. Das ist mitunter sehr schwierig, aber da waren sie alle bissig.“

In den letzten drei Spielen der 1. Männermannschaft führten Sie bereits Regie. Warum ist das Team trotzdem abgestiegen?

„Weil es keine Mannschaft war! Es waren Individualisten, die dachten Wunder was. Und das geht gar nicht. Ich würde fast sagen, das war nur noch eine Söldnertruppe. In den letzten drei Spielen war der Abstieg schon in den Köpfen drin und dementsprechend auch nichts mehr zu holen.“

Wie soll sich das ändern?

„Wir behalten neun alte, gestandene Spieler und bauen mit den A-Junioren eine neue Truppe auf. Und ich glaube, das ist ein guter Mix. Wir werden viele mit hochziehen, die mit den verbleibenden Spielern aus der ersten Mannschaft mitmischen. Das haben wir jetzt schon drei Mal praktiziert und das lief wirklich sehr gut.“

Wie schwer fällt dem Verein der Abschied aus der Landesliga?

„Enorm schwer. Es war eine lange Zeit. Zehn Jahre war der MSV in der Landesliga vertreten und das tut natürlich weh. Aber ich habe allen gesagt, dass der Abstieg jetzt das Vernünftigste ist, was passieren kann. Jetzt geht es runter. Wir können wieder von unten anfangen und was Neues aufbauen. Die Landesklasse sollte auch niemand unterschätzen. Das sind für mich mit die schwersten Staffeln. Auch schwieriger als die Landesliga. In der spielen drei Teams, die wirklich top sind und der Rest ist jetzt nicht überragend. Anders als in der Landesklasse. Da ist das Feld viel dichter.“

Warum hat es der MSV in den letzten zwei Spielzeiten nicht geschafft, das Tabellenende zu verlassen? Denn schon im Jahr davor entging man dem Abstieg nur haarscharf.

„Es muss ja auch da schon so gewesen sein, dass es kein Team war und kein Miteinander gab. Da muss schon vieles im Argen gelegen haben, auch mit dem Trainer.“

Was ist ihre Idee, Ihr Konzept für die nächste Saison?

„Ich will versuchen, die Jugend stark zu integrieren und einen attraktiveren Fußball zu spielen. Denn wir haben im Männerbereich keinen mehr gespielt. Es war überwiegend Tennis. Das ist grauenvoll. Und ich will wieder da hinkommen, dass wieder sehenswerter Fußball gezeigt wird. Das ist, was die Leute sehen wollen, wenn sie in ein Stadion gehen.“

Sind neben den Nachwuchsspielern noch Neuzugänge zu erwarten?

„Ja, aber das ist nicht ganz so einfach. Dadurch, dass die finanzielle Seite nicht so stark ist und ich immer sage: Ein Spieler für Geld – nein!“

Wie sieht es auf der anderen Seite aus? Gibt es Abgänge?

„Da haben wir zehn Mann. Ganze zehn Mann gehen. Und das nur aus der Stammmannschaft. Neun bleiben übrig.“

Was ist das Saisonziel? Die Rückkehr in die Landesliga?

„Nein. Das wäre absolut vermessen. Schön wäre es, wenn wir es schaffen würden, uns irgendwo in der Mitte der Tabelle zu halten. Und selbst das wird schon schwer genug. Die ersten Acht in der Landesklasse Ost sind keine schlechten Mannschaften. Da ist schon Pfeffer drin. Das sind gestandene Spieler und die wissen schon, was sie tun. Für uns wird es eine riesen Herausforderung.“

Aber langfristig gesehen?

„Es soll jetzt nicht eine Saison sein und dann hör ich wieder auf. So ist das nicht geplant.“

Von der Kreisliga in die Landesklasse. Von der Jugend in den Männerbereich. Haben Sie auf der Ebene schon Erfahrung?

„Nein, gar keine. Zumindest in der Landesebene. Ich habe in der Kreis- und Kreisoberliga eine Männermannschaft trainiert, aber Landesebene in keiner Form. Aber ich denke, der Name oder die Zuordnung einer Staffel ist nicht immer das Ausschlaggebende. Ich glaube eher, worauf man sich konzentrieren muss, sind die Spielsysteme und die Ordnung. Ich erhoffe mir in der Landesklasse den attraktiveren Fußball. Nicht mehr Kampf und Krampf wie in der Landesliga. Die Spiele, die ich aus der Landesklasse gesehen habe, fand ich besser als die letzten fünf in der Landesliga. Das wird sehr interessant.“

Aufrufe: 024.6.2016, 07:00 Uhr
Thomas SabinAutor