2024-05-08T14:46:11.570Z

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F: Andreas Debock
F: Andreas Debock

"Vor dem dritten Spiel in der Kabine eingeschworen"

Großes Interview mit Michael Bieck und Uli Haas, den beiden Trainern des TSV Kaldenkirchen

Mit dem jüngsten Kader der Kreisliga A belegt die erste Mannschaft des TSV Kaldenkirchen nach 16 Spielen den zweiten Tabellenplatz. Viele neue Kaldenkirchener Spieler, die in den vergangenen Jahren aus der eigenen Jugend den Sprung in den Kader schafften, prägen inzwischen ein neues Bild einer spielfreudigen und lernhungrigen Truppe.
Wir sprachen in einem ausführlichen Gespräch mit den beiden TSV1-Trainern Michael Bieck und Uli Haas über die Entwicklungen der vergangenen Jahre und die Ziele für die laufende Saison.

16 Spiele, zwölf Siege, Platz 2. Wie zufrieden seid ihr mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Bieck Natürlich sind wir sehr zufrieden mit der aktuellen Situation. Aus zum Teil nachvollziehbaren Gründen sind wir mit zwei Niederlagen nicht so gut in die Saison gestartet. Vor dem dritten Spiel haben wir uns dann aber in der Kabine eingeschworen, dass ab jetzt die Saison für uns voll beginnt und ab da an folgten sieben Siege in Folge.

Haas Ich bin absolut zufrieden. Vor allem wenn man die Entwicklung dieser jungen Truppe sieht. Nach dem kleinen Fehlstart konnten wir eine Serie starten und sind natürlich froh nun oben dabei zu sein. Dazu ist es schön zu sehen, dass der Weg mit eigenen jungen Kaldenkirchener Spielern tatsächlich erfolgreich sein kann.

Ein Blick zurück. Nach einem Mittelfeldplatz nach 22 Spielen in der letzten Saison habt ihr den späteren Aufsteigern Brüggen (1:0) und Grefrath (0:0) verdiente Punkte im Aufstiegsrennen abgeluchst. Bis zum letzten Spieltag gab es anschließend keine Niederlage mehr und man holte 20 von 24 möglichen Punkte. Hat das Team in diesen beiden genannten Spielen erst gemerkt wie gut sie ist?

Haas Wie gut sie sein kann! In der letzten Saison war für einige junge Spieler der Schritt vom Jugend- in den Seniorenbereich nicht so einfach. Gerade im ersten Jahr ist der Sprung zur ersten Mannschaft nicht zu verachten. Da ging es am Anfang natürlich erst einmal darum, die Jungens heranzuführen. Diese beiden Spiele in der Rückrunde war dann glaube ich aber der Knackpunkt und am Ende fehlte ja tatsächlich als Tabellenvierter nicht viel nach ganz oben.

Schon seit der Vorbereitung müsst ihr aufgrund schwieriger Verletzungen auf die beiden erfahrensten Spieler verzichten. Marc Peters und Kevin Kleier werden als Leistungsträger mindestens bis zur Rückrunde ausfallen. Wie hat die junge Mannschaft es geschafft, die Ausfälle zu kompensieren?

Bieck Mit Beiden fehlen uns natürlich zwei Führungsspieler mit wahnsinniger Qualität. Beides Spieler, die 90 Minuten Vollgas geben und ihre Mitspieler führen und mitreißen können. Wir haben uns lange darüber Gedanken gemacht, wie wir diese ersetzen können. Doch durch die Ausgeglichenheit des Kaders haben wir diese Ausfälle überraschend schnell auffangen können. Vor allem aber Roy Schneider als erfahrender Kapitän in der Viererkette und vor allem Sören Goltz helfen uns hier weiter. Sören hat die Rolle des Chefs auf dem Platz vorbildlich übernommen. Der gibt hier auf dem Platz den Weg vor und die jungen Spieler laufen ihm blind hinterher.

Ihr sprecht die Ausgeglichenheit des Kaders an. Was hier auffällt: Trotz bereits 45 Toren ist kein TSV-Spieler im vorderen Bereich der Torschützenliste der Kreisliga A vertreten. Seid ihr dadurch schwerer auszurechnen?

Haas Ja, das denke ich schon. Gegen uns hilft es halt wenig, wenn der Gegner versucht, einen bestimmten Spieler auszuschalten. Bis auf Jan van Ool waren bereits alle Feldspieler als Torschützen erfolgreich. Da muss der Gegner natürlich aufpassen und direkt elf Spieler ausschalten. Bis auf Jan van Ool (lacht). Aber der trifft ganz sicher auch noch.

Hat sich das Saisonziel „oberes Tabellendrittel“ durch die aktuelle Position geändert?

Bieck Die Ziele bleiben die Gleichen! Wir wollen diese junge Mannschaft weiter fördern und aufbauen. Mit Sicherheit soll hier auch einmal das Ziel „Bezirksliga“ stehen. Für diese Saison wird das aber, wie vor der Saison publiziert, von den Jungens nicht verlangt und es wäre auch überhaupt keine Schande, wenn wir einein Aufstiegsplatz nicht bis zum 34. Spieltag verteidigen können. Klar wächst mit jedem Erfolg ein Stück weit die Erwartungshaltung, doch der Aufstieg soll nicht als unser primäres Ziel ausgegeben werden.

Haas Unser Ziel war und ist es die neuen jungen Spieler zu integrieren und das Team weiter zu formen. Dieses Ziel versteht sich auch langfristig und nach Möglichkeit über mehrere Jahre mit einer eingeschworenen Truppe. Dass es damit aktuell – sowohl sportlich als auch menschlich – so gut läuft ist gut und schön aber auch nicht mehr als eine Momentaufnahme. Hier schauen wir tatsächlich nur von Spiel zu Spiel und dies verstehen auch die Jungens in der Kabine ganz genau so.

Wie stark empfindet ihr die diesjährige Kreisliga A?

Bieck Ich halte die Liga für sehr ausgeglichen. Da schlägt der vorletzte Bockum plötzlich den Tabellenvierten um nur eines von vielen Beispielen zu nennen. Auch wenn man wie wir zum Saisonstart oder wie in Amern nicht 100%ig bei der Sache ist, sind Punkte schneller weg als man denkt. Fakt ist aber, dass die Liga sicher keine Übermannschaft besitzt, die jeden Gegner locker vom Platz fegt. Auch wenn Hüls als Tabellenführer sicher schon eine gute Truppe beisammen hat. Aber auch sie gewinnen bisher nicht jedes Spiel.

Ihr seid nun schon zwei Jahre Trainer der Ersten Mannschaft und habt vorher mit einigen eurer jetzigen Spieler auch schon in der A-Jugend zusammen gearbeitet. Was hat euch dies gebracht?

Haas Mit dem direkten Wissen des großen Potenzials, das in der TSV-Jugend steckt, konnten wir natürlich recht schnell die Leute in die erste Mannschaft integrieren. Eine „Kennenlernzeit“ fiel hier meistens weg und dies ist für beide Seiten natürlich äußerst hilfreich.

Bieck Die Zeit in der A-Jugend war für uns beide sehr lehrreich und es hat geholfen uns auf viele neue Eigenarten der heutigen Jugend einzustellen. Da muss man heute schon ein wenig sensibler mit den Spielern sein als früher.

Worin liegen eigentlich die Unterschiede zwischen den Spielern von vor 15 Jahren und von heute?

Bieck Es ist auf jeden Fall schwierig das mit früher zu vergleichen. Damals hatten wir beispielsweise mit Stefan Theelen nur einen einzigen Studenten im Team. Der Rest kam von der Arbeit direkt zum Training. Heute sind es vielleicht noch ein halbes Dutzend Spieler, auch da wir eine sehr junge Mannschaft haben, die schon fest im Berufsleben steht. Der Rest ist noch in der Ausbildung oder studiert, was sich auch auf die Charaktere auswirkt. Der Hobbyfußball steht hier inzwischen viel deutlicher hinter dem Berufsleben. Da hilft uns dann aber wie gesagt unserer Zeit als ehemalige A-Jugend-Trainer, in der wir gelernt haben bzw. für uns lernen mussten, bei gewissen Dingen die Faust in der Tasche zu machen, da wir diese anders gewohnt waren. Hier lernt man nie aus.

Haas Früher und heute wird ja immer gerne verglichen. Aber dieser Vergleich hinkt, da die Spieler heute viel eher Dinge hinterfragen. Wenn uns Burkhardt Schuffels vor 15 Jahren gesagt hat „Ihr lauft jetzt 300m rückwärts um den Platz“, dann sind wir ohne ein Ton zu sagen 300m rückwärts um den Platz gelaufen. Heute sind da die Charaktere schon ein wenig offener und direkter - sowohl im Guten als auch im Schlechten. Damit umzugehen war für uns am Anfang gar nicht so einfach.

Abschließend von Euch noch ein Wort zur TSV-Nachwuchsarbeit. Ihr habt diese, wie gesagt, selbst als Trainer kennengelernt und erfahrt nun, was eine gute Jugendarbeit für die Senioren bringt.

Haas Wie wichtig eine gute und nachhaltige Nachwuchsarbeit ist sieht man ja aktuell mehr als deutlich. Fast alle Spieler aus dem aktuellen Kader der ersten Mannschaft kommen aus der eigenen Jugend.

Bieck Da sind tatsächlich in den letzten Jahren einige richtig gute Jungens hoch gekommen. Auch aktuell spielt unsere A-Jugend eine tolle Rolle in der Bestengruppe. Da kommen also in den nächsten Jahren noch weitere Talente nach auf die wir uns als Trainer natürlich sehr freuen können. Das zeigt deutlich, wie gut in unserem Jugendbereich gearbeitet wird.

Aufrufe: 01.12.2016, 11:13 Uhr
TSV KaldenkirchenAutor