2024-05-10T08:19:16.237Z

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Tristesse: Das letzte Spiel (2:2 gegen den SC Freiburg) auf dem VfB -Platz wurde am 16. Juni 1991 abgepfiffen. Archiv
Tristesse: Das letzte Spiel (2:2 gegen den SC Freiburg) auf dem VfB -Platz wurde am 16. Juni 1991 abgepfiffen. Archiv

Vor 25 Jahren erlosch "Hölle des Nordens"

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Der 16. Juni 1991, ein Sonntag, hat sich für die meisten Oldenburger Fußballfans als trauriger Tag ins Gedächtnis eingebrannt. Nicht das Ergebnis, ...

ein 2:2 gegen den SC Freiburg zum Abschluss der Zweitliga-Saison, trieb den Fans die Tränen in die Augen. Es war das letzte Heimspiel der Blau-Weißen auf dem altehrwürdigen VfB-Platz, das traurig stimmte. In der von auswärtigen Mannschaften gefürchteten "Hölle des Nordens" war ein für allemal das Feuer erloschen.

25 Jahre ist das nun fast her, in der Erinnerung lebt der legendäre Platz weiter. Von einem Stadion zu sprechen, wäre ob der selbst zusammengebauten Stehplatzränge, einer völlig veralteten Haupttribüne mit ihren Umkleidekabinen und gänzlich unzureichenden Sanitäranlagen wohl zu vermessen. Doch eben diese Zutaten waren es, die der Anlage einen legendären Ruf bescherten.

21000 Zuschauer sollen sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Spiel gegen St. Pauli auf den Rängen gedrängt haben. 20000 verfolgten am 27. Januar 1968 das legendäre Pokalspiel gegen Borussia Dortmund, das der VfB nach einer 2:0-Führung knapp vor Schluss noch 2:3 verlor. Der Schiedsrichter soll mit umstrittenen Entscheidungen daran nicht ganz unschuldig gewesen sein, erinnern sich Zeitzeugen. Es soll das letzte Spiel gewesen sein, das die Chefin der VfB-Geschäftsstelle, Anna Boschen, gesehen hat weiteren blieb sie aus Protest fern. Die Tore für den VfB hatte Erwin Jung erzielt, für Dortmund trafen "Stan" Libuda, "Sigi" Held und Vorstopper Paul mit einem Elfmeter.

Unvergessen sind auch die Derbys gegen Olympia Wilhelmshaven, Atlas Delmenhorst oder den SV Meppen. 1979 wurde beim Spiel in der damaligen Amateuroberliga Nord ein Zuschauerrekord für die Liga aufgestellt. Knapp 16000 Zuschauer verfolgten das 1:1 der Liga-Rivalen.

Zum letzten Spiel in der "Hölle des Nordens" kamen einige Zuschauer im Trauerornat. Zum Einsatz kamen für den VfB Fred Kröger, Thomas Gerstner, Paolo da Palma, Wolfgang Sidka, Carsten Linke, Frank Meyer, Michail Rousajew, Radek Drulak, Holger Drieling, Krzysztof Zajac, Wolfgang Steinbach sowie als Einwechselspieler Edgar Zoller und Wladislaw Hanke.

Den Umzug ins Marschwegstadion kommentierte Spielertrainer Wolfgang Sidka in einem Interview mit der NWZ mit einem Seitenhieb auf die Kommunalpolitik als Übergangslösung. Sidka: "Das Publikum muß das Stadion annehmen, es würde andernfalls uns bestrafen und nicht die Politiker. Ich bin sicher, daß der Marschweg ein Schmuckstück wird. (...) Wenn in Oldenburg die Berechtigung von Profifußball bejaht wird, dann muss am 1. Juli 1993 ein neues Stadion stehen!" Recht sollte der Trainier behalten. Der VfB Oldenburg dümpelt in der viertklassigen Regionalliga. Pläne für ein neues Fußballstadion neben den Weser-Ems-Hallen in der Nähe zur ehemaligen "Hölle des Nordens" werden heiß diskutiert.

Die Hölle für den Gegner konnte sich aber auch zur Hölle für die eigene Mannschaft verwandeln. Wenn weniger als 2000 Zuschauer kamen und der VfB schlecht spielte, dann hörten die Spieler auch alle persönlichen Beschimpfungen, die sonst in der Geräuschkulisse untergingen. Das hat vielen Akteuren mächtig zugesetzt und war eine Belastung für die Spieler.

Aufrufe: 031.5.2016, 11:00 Uhr
Thomas HusmannAutor