2024-04-25T14:35:39.956Z

Testspiel
Der Blick zurück: Christian Jürgensen (li.) und Florian Kirschke können dem Schuss des starken Neuzugangs Luca Waldschmidt nur nachsehen. Waldschmidt bereitete zwei Tore vor und erzielte selbst einen Treffer. Foto: Staudt
Der Blick zurück: Christian Jürgensen (li.) und Florian Kirschke können dem Schuss des starken Neuzugangs Luca Waldschmidt nur nachsehen. Waldschmidt bereitete zwei Tore vor und erzielte selbst einen Treffer. Foto: Staudt

ETSV Weiche Flensburg zahlt gegen den Hamburger SV Lehrgeld

Starker Hamburger SV beeindruckt mehr als 2500 Fans

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So etwas nennt man wohl Timing. Vor dem Anpfiff des Fußball-Testspiels zwischen dem Regionalligisten ETSV Weiche Flensburg und dem Bundesligisten Hamburger SV um den „Nospa-Cup“ hatte es wie aus Eimern geschüttet. Pünktlich zum Anpfiff von Schiedsrichter Christopher Horn (Lunden) hörte es jedoch schlagartig auf und sogar die Sonne ließ sich blicken.Perfekter Auftakt für ein sehr kurzweiliges Fußballspiel, in dem von Müdigkeit bei den Hamburger Profis nach zwei vorangegangenen Trainingseinheiten morgens und vormittags nichts zu spüren war.

Der HSV, der bis auf seine Nationalspieler und die Verletzten in stärkster Besetzung angetreten war, legte konzentriert und flott los. Weiche fand in den ersten 20 Minuten überhaupt nicht ins Spiel, beschränkte sich bei den Hamburger Angriffen auf Geleitschutz. „Wir sind ja geradezu in Ehrfurcht erstarrt“, befand Co-Trainer Marc Peetz.

Der agile Luca Waldschmidt, Neuzugang aus Frankfurt, scheiterte in der 6. Minute noch nach einer Freistoß-Vorlage von Aaron Hunt, doch nur drei Minuten später fiel das 0:1. Ein Freistoß von Michael Gregoritsch aus etwa 25 Metern wurde von der Mauer abgefälscht und senkte sich unhaltbar für Florian Kirschke ins Eck.

Wieder nur drei Minuten später das 0:2 – Waldschmidt schickte Sven Schipplock in die Gasse, der Kirschke umkurvte und traf. Die Rettungsaktion von Christian Jürgensen, für den verletzten Marc Böhnke Kapitän, kam zu spät, der Ball hatte die Linie bereits überschritten.„Die haben den Ball gut laufen lassen, da haben wir Lehrgeld bezahlt“, stellte Weiches Keeper Raphael Straub, in den zweiten 45 Minuten zwischen den Pfosten, zutreffend fest.

„Muss ja nicht sein, dass wir nach zwölf Minuten 0:2 hinten liegen. Wir hatten viel zu viel Respekt, haben Sicherheitsabstand gehalten, und sind gar nicht in die Zweikämpfe gekommen“, analysierte Weiches Trainer Daniel Jurgeleit.

Seinen Kollegen Bruno Labbadia freute es. „Mit unseren schnellen Toren haben wir Weiche den Wind aus den Segeln genommen“, sagte er. Erst nach etwa 20 Minuten entschlossen sich die Gastgeber, aktiv am Spiel teilzunehmen. Christian Jürgensen schlug einen präzisen Diagonalball auf Neuzugang René Guder, dessen Flanke allerdings ins Nichts segelte (18.). Gotoku Sakai blockte einen Schuss von Jonas Walter (21.).

Nach einem kurzen Regen-Intermezzo beruhigte sich das Spiel merklich, der HSV gab aber weiter den Ton an.Nach 34 Minuten bediente der starke Waldschmidt Nabil Bahoui, der zum 0:3 traf. Und drei Minuten vor dem Seitenwechsel kombinierten sich Schipplock, Gregoritsch und Waldschmidt sehenswert und ungestört durch, Waldschmidt krönte seine sehr gute Leistung mit dem 0:4.

Daniel Jurgeleit mahnte in der Halbzeit mehr Mut und Laufbereitschaft an. Das klappte auch, die Tore erzielte jedoch weiterhin der bis zur 61. Minute komplett „runderneuerte“ HSV. In der 47. Minute köpfte Batuhan Altintas, an dem Holstein Kiel Interesse haben soll, eine Flanke von Nicolai Müller zum 0:5 ein. Zehn Minuten später verwertete Müller einen abprallenden Altintas-Kopfball.

Nach dem 0:6 schalteten die Hamburger in den Verwaltungsmodus. Weiche war jetzt wesentlich aktiver und mutiger, hatte auch Torchancen – allein zwischen der 63. und 68. Minute zischten Distanzschüsse von Kevin Schulz, Ilidio Pastor Santos und Patrick Thomsen jeweils knapp am linken Torpfosten vorbei.

Die „Eisenbahner“ arbeiteten am Ehrentreffer und wurden in der 84. Minute belohnt. Torschütze war Neuzugang Tayfun Can, der sich bei einem Freistoß den Ball nahm, anlief und aus gut 20 Metern ins Eck traf. HSV-Keeper Tom Mickel war ohne Abwehrchance. „Aber den hätte auch Adler nicht gehalten“, waren sich die ETSV-Fans sicher.

„Bei sowas bin ich ziemlich selbstbewusst. Ich wollte mein Können zeigen und alles rausholen“, sagte der 19-Jährige, der von der A-Jugend von Holstein Kiel nach Flensburg kam. „Schöner Schuss“, lobte auch Trainer Jurgeleit und fügte gut gelaunt hinzu: „Seit wann darfst Du denn hier schon Freistöße schießen?“ Er verglich Tayfun Can später mit dem ehemaligen Weicher Spieler Elmedin („Malla“) Kasumovic. 15 Sekunden vor dem Schlusspfiff besorgte der eingewechselte Pierre-Michel Lasogga den Endstand.

„In der zweiten Halbzeit waren wir mutiger und haben uns besser bewegt“, stellte Weiches Coach fest. „Es wäre ja auch nicht normal, wenn wir hier nicht gewinnen würden“, brachte Bruno Labbadia den Unterschied zwischen vierter und erster Liga auf den Punkt.

„Ich habe den Jungs in der Halbzeit Mut gemacht, ihnen gesagt, dass es hier nicht um die Meisterschaft oder drei Punkte geht. Das muss doch Spaß machen, gegen Profis zu spielen, auch mal was zu riskieren. In der ersten Halbzeit war mir das alles zu ruhig“, befand Jurgeleit.

„Man ist schon ganz schön nervös, wenn man reinkommt. Das sind Leute, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Aber es war eine schöne Erfahrung“, kommentierte Jannik Drews.Geduldig erfüllten die Profis anschließend alle Wünsche nach Unterschriften und Fotos, bevor es nach einer schnellen Mahlzeit wieder zurück nach Hamburg ging.

Weicher Spieler und das Trainerteam ließen es sich am Grill schmecken und bereiteteten sich schon auf das Trainingslager in Bad Malente vor. Später stieß auch noch Teammanager Matthias Hummel dazu, der den TSV Schilksee beim Kropper Turnier um den „Autohaus Thomsen“-Cup unter die Lupe genommen hatte.

Weiche tritt am Mittwoch (18.30 Uhr) im Achtelfinale des SHFV-Loto-Pokals bei Regionalliga-Absteiger TSV Schilksee an, würde es bei einem Sieg vermutlich dann mit Holstein Kiel zu tun bekommen.Bruno Labbadia wurde von den Hamburger Journalisten bestürmt, die Neues über die Personalplanungen beim Bundesligisten wissen wollten. Kommt Kostic? Wohin mit Altintas? Wird Demirbay verliehen?

Labbadia, ganz Profi, ließ die Fragesteller routiniert ins Leere laufen. „Wir setzen auf junge und entwicklungsfähige Spieler, wollen eine Mannschaft strukturieren. Wir haben Potenzial geholt. Transfers sind immer ein schwieriges Business. Für mich ist wichtig, dass ich mit denen, die da sind, gut arbeiten kann.“

ETSV Weiche Flensburg:
Kirschke - Jürgensen, Wirlmann, Safo-Mensah - Hasanbegovic, Walter - Guder, Sykora, Meyer - Arndt, Wulff. Eingewechselt: Straub, Kroiß, Schulz, Drews, H. Ostermann, J. Ostermann, Thomsen, Carstensen, Can, Ilidio.

Hamburger SV:
Adler - Diekmeier, Cleber Reis, Spahic, Ostrzolek - Sakai, Hunt - Bahoui, Waldschmidt - Gregoritsch, Schipplock. Eingewechselt: Mickel, Lasogga, Jatta, Müller, Köhlert, Altintas, Porath, Behounek, Demirbay.

SR:
Horn (Lunden).
Zuschauer:
2512 im Manfred-Werner-Stadion.
Tore:
0:1 Gregoritsch (9.), 0:2 Schipplock (12.), 0:3 Bahoui (34.), 0:4 Waldschmidt (42.), 0:5 Altintas (47.), 0:6 Müller (57.), 1:6 Can (84.), 1:7 Lasogga (90.).
Aufrufe: 010.7.2016, 17:01 Uhr
SHZ / uscAutor