Von der Schießbude zur Festung

Hennef. Seit 202 Ligaminuten ist Keeper René Monjeamb unbezwungen. Die Tatsache, dass der 24-Jährige beim Fußball-Regionalliga-Schlusslicht FC Hennef 05 im Tor steht, verleiht dieser Statistik eine ganz besondere Note. Die (vorläufige) Wandlung der Hennefer Hintermannschaft von der Schießbude der Liga zur Festung ist eine bemerkenswerte. Ein Grund für die neu gewonnene Stabilität ist die gut funktionierende Viererkette in der Besetzung Kamil Niewiadomski, Sertan Yegenoglu, Marius Ehrenstein und Christoph Binot. Das Quartett überzeugte sowohl beim 0:0 in Düsseldorf als auch beim ersten Viertligasieg der Klubhistorie gegen den 1. FC Köln II (1:0).

Vor dem letzten Hinrundenspiel am Samstag (14 Uhr) beim Zwölften Lotte, der nach dem Rücktritt seines Trainers Michael Boris vom verletzten Akteur Henning Grieneisen interimsweise betreut wird, ist es Zeit, die Protagonisten der Viererkette einmal unter die Lupe zu nehmen.

Kamil Niewiadomski (RV): Der Hennefer Trainer Marco Bäumer scheint die ideale Besetzung für die rechte Außenverteidigerposition gefunden zu haben. Während Niewiadomski zunächst zwischen Ersatzbank, Sechserposition und Außenverteidigung pendelte, hat sich Bäumer nun vorerst festgelegt: „Kamil wird bis zur Winterpause hinten rechts verteidigen.” Seinen Kapitän bezeichnet der 42-Jährige als starken Zweikämpfer, der „dorthin geht, wo es wehtut”. Niewiadomski selbst fühlt sich offenbar wohl auf seiner Position: „Ich wurde ja als Rechtsverteidiger ausgebildet und spiele ohnehin immer dort, wo ich am ehesten gebraucht werde.”

Sertan Yegenoglu (LV): Der Sommertransfer vom Nachwuchs des 1. FC Köln hatte Anlaufschwierigkeiten, ließ zuletzt aber erahnen, wie wertvoll er noch sein könnte für die 05er. Mit Yegenoglu auf dem Platz (225 Einsatzminuten) kassierte Hennef kein einziges Gegentor. „Sertan war in keinem guten körperlichen Zustand, als er zu uns kam. Dann warf ihn eine Verletzung zurück, aber jetzt ist er voll im Saft”, sagt Bäumer über den 19-jährigen Linksverteidiger, der über ein gutes Auge verfügt und kompromisslos verteidigt. Auf Yegenoglu dürfte reichlich Arbeit zukommen, denn der rechte Flügelstürmer der SF Lotte, Jesse Weißenfels, ist der Toptorjäger des Vizemeisters.

Marius Ehrenstein (IV): Der 21-jährige Dauerbrenner hat ganze vier Minuten in der Liga verpasst und gehört zu den beständigsten 05ern. „Marius ist ein Juwel – er hat eine unglaubliche Entwicklung genommen”, sagt Bäumer. Ehrenstein habe alles, was einen guten Innenverteidiger auszeichne: ein gutes Kopfballspiel, eine resolute Zweikampfführung und „mittlerweile auch ein solides Aufbauspiel”. Auch sonst gehört Ehrenstein zu den Vorzeigespielern. „Wenn es im Training darum geht, die Tore oder Hütchen wegzutragen, ist Marius immer vorne mit dabei”, sagt Bäumer.

Christoph Binot (IV): Der Hüne hat eine steile Karriere hinter sich. Einst offenbar zu schlecht für die Bezirksliga-Mannschaft des SC Uckerath, heuerte Binot 2010 nach einem kurzen Intermezzo bei Roßbach/Verscheid bei der Hennefer Reserve an. Als Bäumer zum Trainer der ersten Mannschaft befördert wurde, nahm er Binot mit – und hat diese Entscheidung nie bereut: „Er ist ein toller Organisator, strahlt Ruhe aus und inzwischen fliegen seine Diagonalbälle auch nicht mehr kreuz und quer über den Platz”, unkt Bäumer. Am Samstag muss er allerdings auf den 26-Jährigen verzichten. Er sah im Köln-Spiel seine fünfte Gelbe Karte und wird ebenso wie Denis Wegner (Muskelfaserriss) fehlen. Für Binot rückt Andreas Moog in die Startelf. Auch der Routinier genießt Bäumers Vertrauen: „Er wird sich nahtlos einfügen.” Gut möglich also, dass sich auch die SF Lotte die Zähne ausbeißen am vermeintlichen Bollwerk der 05er.