2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Vom Torjäger zum Toreverhinderer

INTERVIEW/KLA FULDA/LAUTERBACH: +++ Torhüter Patrick Oczko überwintert mit dem TSV Ilbeshausen als Tabellenführer der Kreisliga A Fulda/Lauterbach +++

Ilbeshausen. Auch wenn die Weihnachtszeit von den Temperaturen her eher an Ostern erinnert hat, befinden sich die Fußballer der Region momentan im Winterschlaf. Abgesehen natürlich von diversen Auftritten unter dem Hallendach. Am Samstag (ab 15 Uhr) geht es beispielsweise in der Sporthalle der Grebenhainer Oberwaldschule zum vierten Mal um den ,,Vogelsberger Derbycup" des TSV Ilbeshausen. Das Team um Spielertrainer Thomas Winter zählt selbstredend zu den Top-Anwärtern auf den Turniersieg, denn als Tabellenführer der Kreisliga A Fulda/Lauterbach hat man im bisherigen Saisonverlauf mehrfach bewiesen, wie man erfolgreich kickt.

Im Gespräch mit der LA-Sportredaktion wirft Torhüter Patrick Oczko einen Blick zurück auf den bisherigen Saisonverlauf und erklärt unter anderem, wie es dazu gekommen ist, dass aus einem Torjäger ein Toreverhinderer geworden ist.

Die Herbstmeisterschaft knapp verpasst, nun als Tabellenführer in die Winterpause gegangen. Wie bewerten Sie den ersten Teil der Saison 2015/16?

Im Grunde genommen war es eine sehr stabile und gute Hinrunde, aber durch die unnötigen Punktverluste gegen die vermeintlich ,,einfachen" Gegner haben wir es uns selber schwer gemacht, aber stehen nach meiner Meinung verdient da oben - was sich natürlich auch in der Tordifferenz widerspiegelt.

Was ist das Erfolgsgeheimnis des TSV Ilbeshausen?

Wir haben eine sehr ausgeglichen gute Mannschaft. In der Offensive haben wir mit Jens van der Es und Julian Stock sehr schnelle und treffsichere Stürmer, im Mittelfeld mit Basti Bloß und Janosch Christoph sehr zweikampf- und technisch starke Spieler. Und natürlich unsere konditionsstarken Außenspieler wie auch Verteidiger, die es mir als Torwart auch möglich machen, eine gute Rolle zu spielen. Aber auch eine wichtige Rolle spielt das Umfeld mit unseren treuen Zuschauern, die uns immer anfeuern - ob daheim oder auswärts - und zum Beispiel mich als Neuzugang vor einem Jahr herzlich aufgenommen haben.

Welchen Anteil hat Thomas Winter als Spielertrainer?

Thomas hat natürlich auch einen großen Anteil an unserer Entwicklung. Auch wegen seiner Tore und Vorlagen und Spielidee sind wir da oben. Im Training setzt er auf viele Spielchen in verschiedenen Variationen, was uns natürlich im richtigen Spiel direkt auf die Situationen vorbereitet.

Beim damaligen Gruppenligisten KG Wittgenborn haben Sie unter Ex-Jugendnationalspieler Patrick Falk trainiert, wie Winter eher ein Spielgestalter. Ähneln sich die beiden Ex-Profis auch als Trainer?

Beide waren natürlich Profis und sind sehr erfahren im Fußball. Dabei war aber Patrick bei meinem Herzensverein und Thomas ,,nur" bei Gladbach (lacht). Deswegen geht dieser Punkt an Patrick. Spaß beiseite, aber Sie liegen richtig: Als Spieler sind sich beide schon sehr ähnlich, aber als Trainer eigentlich von Grund auf verschieden. Im Gegensatz zu Patrick Falk ist Thomas ein ruhiger und sachlicher Trainer, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann. Patrick ist schon eher ein ,,harter Hund", der sehr emotional und lautstark an der Linie dabei ist. Beides hat aber seine eigenen Vorteile. Durch meine Zeit beim damaligen Verbandsligisten TSV Grebenhain habe ich aber auch viele verschiedene Trainer kennengelernt, von denen ich sehr viel gelernt habe. Unter anderem Edgar Nix, der ein großartiger Taktiker ist, wie auch Zjelko Radic, der viel über Motivation und Leidenschaft macht, wie auch Andy Jakob und Martin Hohmann, die einem spielerisch und technisch viel beigebracht haben, und natürlich damals schon Thomas Winter, der mir damals als Jugendlicher die erste Chance gegeben hatte. Eine der größten Erfahrungen habe ich aber bei meinem Auslandsaufenthalt in Kansas City gemacht. Damals durfte ich ein paar Mal mit Major-League-Soccer-Profis wie zum Beispiel Eric Kronberg (damals Sporting Kansas City) auf dem Platz trainieren.

Sie waren bislang eigentlich jemand, der für das Toreschießen verantwortlich ist: Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, Sie zwischen die Pfosten zu stellen?

Ja, bis vergangene Saison habe ich noch ein paar Tore geschossen, bis sich unser Keeper damals in Sickels in der 60. Minute verletzte und mich Thomas anschaute und fragte, ob ich das machen kann. Wie es der Fußball schreibt, habe ich ein paar Dinger gut gehalten - und wir haben das Spiel gewonnen. In der neuen Saison waren wir verletzungsbedingt immer noch ohne Keeper - und da es mich schon immer angekotzt hat, wenn wir ohne Keeper irgendwohin fahren und spielen, habe ich mich dazu entschieden, das Ganze zu probieren und dafür zu trainieren. Bis jetzt habe ich mich schon gut umgestellt und werde die Rolle als Keeper weiter annehmen. Hätte ich das mal früher entdeckt, dass ich einen Ball auch festhalten kann... (lacht)

Bislang füllen Sie die Rolle als Keeper respektabel aus, was die gerade einmal zehn Gegentreffer in 16 Spielen unterstreichen. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Diese Bilanz kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Und wenn man bedenkt, dass von den zehn Gegentoren noch drei Elfmeter dabei waren, ist es eine echt gute Hinrunde gewesen. Aber ich weiß auch, dass ohne eine gut stehende Abwehr wie auch meinen Routinier Karsten Beckmann als Libero so eine Ausbeute nicht so leicht wäre. Der entscheidende Faktor allerdings ist ,,HP" Görgner, der mir all sein Wissen und seine Tricks vermittelt, um den maximalen Erfolg für den Verein herauszuholen. Ohne ihn, der fast in jedem Training mit vollem Einsatz dabei ist, wäre dies bestimmt nicht so eine erfolgreiche Saison. Als weiteren Vorteil sehe ich, dass ich im Feld gespielt habe. Denn viele hohe Bälle kann ich recht gut einschätzen, da ich sie ja vor der Saison noch selber ins Tor köpfen wollte.

Oliver Kahn oder Manuel Neuer: Wie interpretieren Sie Ihr Torwart-Spiel?

Eher Manuel Neuer, da ich auch relativ weit vorm Tor stehe, um mitzuspielen, denn beim Keeper fängt der Aufbau an. Des Weiteren finde ich es auch extrem wichtig, wenn der Torhüter technisch beschlagen ist, um auch schwierig zurückgespielte Bälle verarbeiten zu können und auch mal Ruhe reinbringen kann.

Wohin kann der Weg des TSV Ilbeshausen in dieser Saison noch führen?

Wir sehen die ganze Sache ziemlich entspannt und haben überhaupt keinen Druck in Bezug auf den Aufstieg oder Titel. Was ich aber auch nicht leugnen will ist, dass wir uns schon gerne nach unserer Malle-Abschlussfahrt im Mai in der Kreisoberliga sehen würden und wir in der Vorbereitung auf die Restrunde alles dafür tun werden, um uns den Tabellenplatz nicht nehmen zu lassen. Aber bis dahin sind noch viele schwere Spiele zu gehen - und wir müssen uns jedes mal neu beweisen.



INFOKASTEN

- Name: Patrick Oczko

- Alter: 26

- Wohnort: Ilbeshausen

- Familienstand: verheiratet, 2 Kinder

- Beruf: Filialleiter

- Hobbys: Fußball

- Position: Torhüter

- Lieblingsverein: SG Eintracht Frankfurt

- Bisherige Stationen: TSV Grebenhain, KG Wittgenborn

- Lebensmotto: Just do it

Aufrufe: 031.12.2015, 01:12 Uhr
Kai Kopf (Lauterbacher Anzeiger)Autor