2024-05-02T16:12:49.858Z

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Viktoria Aschaffenburg beschließt Wechsel in den Bayerischen Fußballverband (BFV).
Viktoria Aschaffenburg beschließt Wechsel in den Bayerischen Fußballverband (BFV).

Viktoria Aschaffenburg kehrt heim

FuPa analysiert die Wechsel-Auswirkungen des unterfränkischen Oberligisten auf die Quali zur Regionalliga Bayern +++ Zieht auch Bayern Alzenau nach?

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Viktoria Aschaffenburg wird ab der kommenden Saison wieder unter dem Dach des Bayerischen Fußballverbands spielen. Die Unterfranken kehren aus dem hessischen Landesverband zurück, dem der Klub nun schon seit dem Jahr 1945 angehört. Eine Mehrheit von stolzen 80 Prozent beschloss diesen Wechsel bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche. Für den Wechsel von der Hessenliga in die Regionalliga Bayern reicht der Viktoria analog zu den Qualifikationsregularien der ranggleichen Bayernliga der neunte Tabellenplatz in der "Oberliga Hessen". Aktuell sind die Aschaffenburger nach der Niederlage am Wochenende Fünfter. Sollte Aschaffenburg schlechter als Rang neun abschneiden, werden sie in die neue Bayernliga Nord eingegliedert. Die Teilnahme an der "Relegation" zur Regionalliga Bayern ist für Viktoria Aschaffenburg gemäß der Regularien nämlich nicht möglich.

Dieses Thema wurde bei der Viktoria natürlich brisant diskutiert. Obwohl parallel zur Versammlung das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande stattfand, war das Mitgliedertreffen erstaunlich gut besucht. Der Grund: Es ging um nicht weniger als die Zukunft des Vereins im äußersten Nordwesten Bayerns, der im Herrenbereich seit 1945 im hessischen Landesverband kickt. Nach einer längeren Diskussion votierten von den 136 anwesenden Mitgliedern 108 für einen Wechsel nach Bayern, 21 stimmten dagegen, drei Stimmen waren ungültig, vier Mitglieder enthielten sich der Stimme. SV Viktoria-Präsident Volker Sedlacek bedankte sich bei den anwesenden Mitgliedern für den stets fairen Meinungsaustausch während der Versammlung. Zur Entscheidung des Verbandswechsel gab es noch ein Schmankerl obendrauf: In seinem Rechenschaftsbericht informierte Ismail Yilmaz, Vizepräsident Finanzen beim SVA, die Mitglieder über ein Jahresplus von über 53.000 Euro. "Wir schulden niemanden auch nur einen Cent und bezahlen pünktlich unsere Rechnungen", verdeutlichte Yilmaz die Finanzpolitik des SV Viktoria 01. Der noch im vergangenen Jahr von der Insolvenz bedrohte Verein verfolgt eine strikte, von wirtschaftlicher Konsolidierung geprägte Finanzpolitik. "Wir geben kein Geld aus, das wir nicht haben - auch nicht in einer Regionalliga", blickt Präsident Sedlacek voraus.

Sportliche Perspektive als Hauptgrund für den Wechsel.

Aber zurück zum Wechselentschluss des unterfränkischen Vereins: Es gibt gute Gründe für Viktoria Aschaffenburg, die 2009 eine Insolvenz abzuwickeln hatte, nach Bayern zu wechseln: Bei einem Verbleib im Hessischen Fußball-Verband wäre ein Aufstieg in die Regionalliga Südwest nur als Meister möglich gewesen. Zudem hätte der Verein dann eine teure Flutlichtanlage im Stadion am Schönbusch installieren müssen, was eine sechsstellige Summer verschlungen hätte. Diese Auflage wird es in der Regionalliga Bayern gemäß dem Bekunden der Verbandsspitze nicht geben. Auch die U23 des SVA zieht damit nach Bayern um, die Jugendmannschaften spielen bereits im beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV). Derzeit belegt das Team von Trainer Peter Lack den fünften Platz in der hessischen Oberliga. Die Quali für die Regionalliga Bayern, also Minimum Tabellenplatz neun, ist derzeit absolut realistisch. Andernfalls müsste man in dann fünfklassige Bayernliga Nord eingereiht werden.

Zieht Bayern Alzenau nach? Derzeit eher unwahrscheinlich.

Benachbart ist der FC Bayern Alzenau, der aktuell Letzter in der Regionalliga Süd ist. Alzenau gehört auch dem Landesverband Hessen an, obwohl man streng genommen eigentlich im bayerischen Landesverband beheimatet sein müsste. "Wir haben die Entscheidung aus Aschaffenburg zur Kenntnis genommen", erklärt der Sportliche Leiter Seref Zangir gegenüber FuPa angesprochen auf die eigenen Zukunftspläne. Am heutigen Montag findet bei Bayern Alzenau die ordentliche Jahreshauptversammlung statt. "Auf der Tagesordnung steht dieser Punkt nicht", sagt Zangir, der anfügt: "Wir haben einen Wechsel nach Bayern noch nicht thematisiert." Es könne aber sein, dass darüber am Montag mit den Mitgliedern gesprochen wird. Ab es gebe noch überhaupt keine Tendenz. "Wir müssen das erst abwägen. Aschaffenburg hat es da deutlich leichter als wir, weil sie schon mit dem Nachwuchs in Bayern spielen", so Zangir weiter. Und: Alzenau würde bei einem Verbleib im Landesverband Hessen aufgrund seiner aktuellen Zugehörigkeit zur Regionalliga Süd ohnehin in die neu geschaffene Regionalliga Südwest eingeordnet werden. Ein Wechsel in den bayerischen Landesverband würde die Zugehörigkeit in die ebenfalls viertklassige Regionalliga Bayern bedeuten, sofern die Zulassungsvoraussetzungen durch den FCB erfüllt würden. Zudem wurde der Verein vom zuständigen Verband informiert, dass die Kosten für die Zulassung in beide "neuen" Regionalligen nach aktuellem Kenntnisstand nahezu identisch sein werden.

Jubel und Vorfreude bei Alemannia Haibach.

Jubelnd zur Kenntnis nahmen die Kicker aus dem Vorort von Aschaffenburg, des SV Alemannia Haibach, die Entscheidung des Lokalrivalen SV Viktoria. "Es wäre das erste Mal, dass wir es mit Viktoria Aschaffenburg zu tun bekommen. Allerdings muss man erst einmal abwarten, ob wir mit der Viktoria in der gleichen Liga spielen", sagt Torsten Redecker, der Sportliche Leiter bei der Alemannia. "Für mich war dieser Schritt längst überfällig. Ich finde es gut, dass sich die Mitglieder so entschieden haben. Ich hoffe, dass sie es nicht bereuen werden." Auch für Haibach könnte sich dieser Wechsel positiv auswirken, denn: "Wenn wir in der gleichen Liga spielen, dann erwartet die vielen Fans in der Region ein hochinteressantes Derby. Darauf freuen wir uns schon", so Redecker weiter. Die Haibacher wollen sich jetzt jedenfalls besonders anstrengen, den achten Platz zu erreichen beziehungsweise die Relegation zu überstehen, um die theoretische Chance eines Lokalderbys im nächsten Jahr aufrechtzuerhalten - in der Bayernliga Nord. Auch wenn man solche Gedankenspiele bei Viktoria Aschaffenburg auch mit einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen wird.

Qualifikations-Regularien bleiben vom Wechsel unberührt.

Keine direkten Auswirkungen hat der Wechsel von Viktoria Aschaffenburg nach Bayern auf die Qualifikationsregularien zur neuen Regionalliga Bayern. Mannschaften, die in der aktuellen Saison nicht im bayerischen Verbandsgebiet spielen, sind für die Qualifikationsspiele nicht zugelassen und können sich nur direkt qualifizieren. Im Fall von Viktoria Aschaffenburg wäre das die Mindestplatzierung neun in der Hessenliga. Die Qualifikationsspiele zur Regionalliga Bayern bestreiten zwölf Teams. In aller Regel - wenn die Maximal-Teilnehmerzahl an der Regionalliga Bayern (22 Mannschaften) nicht überschritten wird - werden in zwei Quali-Runden in Hin- und Rückspielen im Europapokal-Modus drei freie Plätze in der 4. Liga ausgespielt. Die Landesliga-Teilnehmer haben zunächst Heimrecht und spielen gegen die sechs Bayernliga-Vertreter, die im Rückspiel Heimvorteil genießen. Die drei besten Bayernliga-Teilnehmer (in der Regel Platz 10-12) dürfen zunächst mit den Landesliga-Vizemeistern Vorlieb nehmen, während die drei Bayernliga-Qualifikanten mit der schlechteren Punktzahl zunächst auf die drei Landesliga-Meister treffen. Die genaue Auslosung der Partien ist noch nicht erfolgt. Ähnlich läuft die zweite Qualifikationsrunde ab, die bereits ausgelost wurde.

Die "sportlichen" Teilnehmer an der Regionalliga Bayern 2012/13 - Stand 21.11.2011:
(abhängig von der Lizenzerteilung bzw. vom Lizenzantrag der betreffenden Vereine)

(1) SpVgg Greuther Fürth II
(2) FC Bayern München II
(3) FC Memmingen
(4) 1. FC Nürnberg II
(5) TSV 1860 München II
(6) SV Viktoria Aschaffenburg
(7) TSV 1860 Rosenheim
(8) SC Eltersdorf
(9) SpVgg Bayern Hof
(10) TSV Buchbach
(11) VfL Frohnlach
(12) FCE Bamberg 2010
(13) TSV Rain am Lech
(14) SV Seligenporten
(15) FSV Erlangen-Bruck

Anmerkungen: Weil der FC Ingolstadt 04 nach aktuellem Tabellenstand aus der 2. Bundesliga absteigen würde, wäre die FCI-Zweite nicht teilnahmeberechtigt für die Regionalliga Bayern 2012/13. Viktoria Aschaffenburg hätte als derzeit Fünfter in der Hessenliga die Quali-Hürde "Platz neun" gemeistert. Da aktuell zudem keine bayerischen Vereine auf den Abstiegsplätzen der 3. Liga rangieren, könnten wie geplant drei Plätze über die Qualifikationspiele zur Regionalliga Bayern besetzt werden. Die Anzahl der Teilnehmer an der Regionalliga Bayern 2012/13 würde demnach 18 Mannschaften betragen - mögliche Umgliederungen nicht-bayerischer Zweiter Mannschaften von Profiteams nicht eingerechnet (Maximal-Teilnehmerzahl: 22 Mannschaften).

Sollten sich die über die Qualifikation zu besetzenden Plätze in der Regionalliga Bayern 2012/13 durch oben skizzierte Szenarien verringern, werden zusätzliche Spiele nötig. Diese recht "unwahrscheinlichen" Spiele würden auf neutralem Platz ohne Rückspiel stattfinden.

Aufrufe: 021.11.2011, 15:19 Uhr
dme / zisAutor