2024-04-29T14:34:45.518Z

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Vier Punkte Abzug für Nippes - auf Bewährung

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Vier Punkte Abzug auf Bewährung für die TFG Nippes, Bußgelder und Sperren für zwei Spieler - so lautet das Urteil der Kreisspruchkammer des Fußballkreises Köln, die den Spielabbruch der Kreisliga-C-Begegnung zwischen der TFG Nippes und Blau Weiß Köln II vom 15. Dezember untersucht hat.

Köln. Knapp 30 Personen hatten im mit Stühlen und Klapptischen zum Gerichtssaal dekorierten und von Halogenstrahlern hell erleuchteten Vereinsheim vom SSV Roggendorf kaum Platz genommen, da hatte Timo Mainz bereits das Wichtigste gesagt „Wir üben hier noch immer ein Hobby aus, das Spaß machen soll“, begrüßte der Vorsitzende der Kreisspruchkammer des Fußballkreises Köln Angeklagte, Zeugen und Zuschauer der Verhandlung zur Wertung des Spiels zwischen Blau-Weiß Köln II und der TFG Nippes 78, zwei Mannschaften der Kölner Kreisliga C, Staffel 5, deren Begegnung am 15. Dezember kurz vor dem regulären Ende abgebrochen wurde und in einer Schlägerei auf dem Spielfeld mündete.

Spaß hatte das letzte Spiel beider Mannschaften vor der Winterpause niemandem gemacht. Acht gelbe und eine gelb-rote Karte für Nippes sowie eine Verwarnung gegen die Gastgeber auf dem Aschenplatz in Lindenthal hatten bereits nach 88 Minuten von einer ruppigen Begegnung gezeugt, danach eskalierte die Situation: Bevor der Schiedsrichter den zweiten Platzverweis gegen die Nippeser aussprechen wollte, wurde er auf den Hinterkopf geschlagen, woraufhin er die Partie abbrach. In den undurchsichtigen Tumulten danach, in denen auch Zuschauer auf den Platz liefen, musste die Polizei einschreiten. Daniel B., ein Spieler von Blau-Weiß Köln, wurde verletzt und mit starken Prellungen an Kopf und Unterkörper ins Krankenhaus gebracht.

Nach über zwei Stunden Beweisaufnahme kam die Kreisspruchkammer nun zu dem Ergebnis, die Nippeser Ibrahim S. und Ahmet K. zu sperren, ihren Trainer Cengiz K. und den Verein TFG Nippes 78 mit Bußgeldzahlungen in Höhe von 100 respektive 200 Euro zu bestrafen, der Mannschaft vier Punkte auf Bewährung bis Saisonende abzuziehen und das Spiel mit 2:0 für Blau-Weiß zu werten. S. wurde wegen tätlichen Angriffs auf den Schiedsrichter für zwei Jahre, K. wegen tätlichen Angriffs auf einen Gegenspieler für 18 Monate gesperrt. Ahmet K. gab zu, den am Boden liegenden Gegenspieler Daniel B. nach der Partie geschlagen zu haben, mehrere Zeugen machten ihn zudem für einen Tritt verantwortlich.

Obwohl Trainer Cengiz K. sich für das Verhalten seiner Spieler entschuldigt und angekündigt hatte, das Urteil zu akzeptieren, verließ er den Saal mit einem Kopfschütteln. Ihm wurde vorgeworfen, den Schiedsrichter über die gesamte Spielzeit lautstark kritisiert und damit die ohnehin angespannte Stimmung weiter aufgeheizt zu haben.

Die Gegenseite hatte vor der Urteilsverkündung das höchste Strafmaß gefordert und sich an die Spruchkammer gewandt: „Tun sie, was auch immer ihnen möglich ist.“ Die vorgesehene Höchststrafe verhängte die Kammer allerdings nur im Fall von Ahmet K. – weil er einen wehrlosen Spieler attackierte, so die Begründung. Für einen Angriff auf den Schiedsrichter seien ein bis drei Jahre Sperre vorgesehen, erklärte Spruchkammervorstand Mainz die Strafe für den geständigen Ibrahim S., der während der gesamten Verhandlung reumütig zu Boden blickte. „Ich will mich für meine Kurzschlussreaktion entschuldigen. Es war genauso, wie der Schiedsrichter es vermerkt hat“, sagte er. Er habe ihm, aus Unverständnis über seine Entscheidungen, die Karten aus der Hand gestoßen und dann auf den Hinterkopf geschlagen.

Die Umstände der Handgreiflichkeiten danach sind unklar, vor allem weil Ahmet K. sich nicht mehr erinnern wollte, wer mit ihm den am Boden liegenden Daniel B. attackierte und für den Fußtritt verantwortlich war. Auch die Beweisaufnahme, die phasenweise eher einer moderierten Diskussion glich, da Zeugenaussagen stets kommentiert und von beiden Seiten mit Anekdoten angereichert wurden, konnte daran nichts ändern. „Was genau passiert ist, werden wir nicht herausfinden“, sagte nach der Verhandlung Matthias Morant, der Fußball-Abteilungsleiter von Nippes 78. Ihm sei nur wichtig, betonte er, dass die Nippeser Mannschaft nicht als unfair abgestempelt werde. „Das waren zwei Spieler, die wir nach den Vorfällen umgehend suspendiert haben.“ Ihm sei klar, dass seine Mannschaft, die bereits in der Vorsaison einen Spielabbruch provoziert hatte, nun unter besonderer Beobachtung stehe. Am ersten Rückrundenspieltag im März trifft Nippes erneut auf Blau-Weiß. Ob die Gegner zu diesem Spiel antreten werden, ließen sie noch offen.

Aufrufe: 010.1.2014, 15:32 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger/Sebastian FischerAutor