2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Hatte eigentlich keinen Grund, so skeptisch dreinzublicken: VfR-Trainer Thomas Möller.
Hatte eigentlich keinen Grund, so skeptisch dreinzublicken: VfR-Trainer Thomas Möller.

"VfR Neumünster wie Phönix aus der Asche"

Vor dem Rückrundenstart in der SH-Liga: Trainer der beiden Neumünsteraner Vertreter stellen sich zum Doppel-Interview

Erstmals seit der Saison 2010/11 ist Neumünster in der laufenden Serie wieder mit zwei Teams in der SH-Liga vertreten. Nach dem Abstieg des VfR aus der Regionalliga Nord vor rund einem halben Jahr war mit größter Spannung erwartet worden, wie sich die beiden Clubs schlagen. Schließlich musste Rasensport den Abgang fast sämtlicher Spieler verkraften, während der Polizei-SV Union mit der einen oder anderen namhaften Verpflichtung aufhorchen ließ. Mittlerweile ist die Hinrunde absolviert. Während Lila-Weiß nach dem Neun-Punkte-Abzug mit 22 Zählern auf Platz 10 rangiert, schloss der PSV die erste Halbserie mit 19 Punkten auf Position 11 ab. Der Courier unterhielt sich vor dem Rückrundenstart mit den beiden Trainern Thomas Möller (VfR/morgen, 14 Uhr, beim Oldenburger SV auf dem Prüfstand) und Danilo Blank (PSV/morgen, 14 Uhr, daheim gegen Eutin 08 im Einsatz).

Welches Fazit ziehen Sie nach der Hinrunde?
Möller: Wir haben, den Punktabzug einmal ausgeklammert, überraschend gut abgeschnitten und bislang mehr erreicht, als wir erwartet hatten. Nachdem wir im Sommer eine komplette Mannschaft verloren hatten, war nichts planbar. Unsere Hoffnung war es, in der Winterpause nicht auf einem der vier Abstiegsplätze zu stehen. Nur dürfen wir uns nun nicht ausruhen, sondern müssen weiter Gas geben.

Blank: Eigentlich können wir noch zufrieden sein. Es hätte nach der Vorbereitung und den ersten drei Spielen (der PSV verlor die ersten drei Partien, Anm. d. Red.) deutlich schlechter laufen können. Wir haben einen totalen Umbruch vollziehen müssen, obwohl ich das gar nicht wollte. Im Vergleich zum Vorjahr spielen ja größtenteils ganz andere Akteure, weil die Alteingesessenen verletzt sind, nicht mehr können oder nicht mehr wollen.


Hatte bisweilen einen Grund, nachdenklichzu sein: PSV-Coach Danilo Blank. Foto: Schmuck(2)

Was war besonders positiv?

Möller: Die Mannschaft als solche. Spieler wurden von überall zusammengeholt und haben sich schnell zu einer Einheit zusammengefunden. Auch haben sich Hierarchien gebildet, was ein Faustpfand darstellt. Ich zolle meinen Spielern großen Respekt.Blank: Ich bin mit dem Umfeld mehr als zufrieden. Das ist überragend.

Was war besonders negativ?

Möller: Eigentlich nichts, weil bei uns alle an einem Strang ziehen. Bitter sind allerdings die langen Verletzungspausen von Iliq Katalski und Sebastian Sältz.

Blank: Wir hatten kaum Konkurrenzkampf. Da fehlte das Herzblut, und die Spieler waren nicht so heiß, wie es sich eigentlich gehört. Stattdessen haben sie die Komfortzone ausgenutzt. Dabei ist die Qualität bei den ersten 16 Akteuren durchaus vorhanden.

Was im Verein muss zwingend verbessert werden?

Möller: Die Plätze auf unserer Anlage. Sie sind ja unser Werkzeug. Ich brauche bestimmt keine blühende Wiese, aber eben sollte der Untergrund schon sein.

Blank: Die Jungs müssen wissen, dass sie den Komfort nicht ausnutzen dürfen. Es gab auch viele Alibis. Zudem waren 90 Prozent unserer Gegentore dumm und unnötig. Das muss sich ändern. Und vorne fehlt uns ein Vollstrecker.

Sie haben mehrere Systeme spielen lassen. Welches favorisieren Sie?
Möller: Wir richten uns taktisch nach dem Gegner, werden weiterhin unter drei verschiedenen Varianten wählen.

Blank: Eigentlich ist es das 4-2-3-1-System. Aber das mussten wir oft wegen Ausfällen ändern. Manchmal kommt es auch auf den Gegner an.

Warum sollten die Fußballfans in der Rückrunde unbedingt zu Ihrem Verein gehen?
Möller: Weil unser Team Fußball mit Herz spielt. Wir hören erst auf zu kämpfen, wenn wir wieder in der Kabine sind.

Blank: Weil bei uns stets ein Spektakel zu sehen ist. Wir haben schon drei, vier Partien umgebogen und zu Hause größtenteils gute Spiele abgeliefert. Außerdem sollen uns die Zuschauer natürlich im Abstiegskampf unterstützen.

Was sagen Sie zum Abschneiden des Ortsrivalen?

Möller: Nur so viel: Ich wünsche meinem Ex-Spieler Danilo Blank beim PSV viel Erfolg. Rivalität und Neid gibt es bei mir nicht. Neumünster soll froh sein, zwei gute SH-Liga-Teams zu haben. Ohne die Derbys würde etwas fehlen.

Blank: Das ist richtig gut. Der VfR ist wie Phönix aus der Asche aufgestiegen. Was dort gemacht wird, hat Hand und Fuß. Anfangs lebte der VfR von seiner Physis, woran man merkt, dass dort auch vier Mal pro Woche trainiert wird. Das ist beim PSV nicht denkbar.

Ihr Engagement als Trainer läuft am Saisonende aus. Wann wird der Vertrag verlängert?
Möller: Wir setzen uns in der Winterpause zusammen. Viele Spieler von uns haben ja bereits bis 2016 verlängert. Ich plane ähnlich, wobei alles aus meiner Sicht passen muss.

Blank: Wir haben bereits mit den Gesprächen angefangen.

Wie ist Ihre Meinung zur Regel rund um die Schiedsrichterproblematik?

Möller: Dort wurde ein komplett falscher Ansatz gewählt. Anstatt die Vereine zu bestrafen, wenn sie nicht genügend Unparteiische stellen können, sollte man lieber mehr Geld in die Schiedsrichterausbildung investieren. Die dubiosen 6,7 Millionen Euro, die der DFB vor der WM 2006 an die FIFA gezahlt hat, wären auf diesem Gebiet deutlich besser investiert gewesen. Die Clubs sollten je nach Anzahl der gemeldeten Teams eine Summe X in einen Topf werfen. Mit den Geldern könnten Anreize geschaffen werden. Die Leute sollen doch auch Lust auf den Job haben und nicht dazu gezwungen werden, sich zum Referee ausbilden zu lassen - frei nach dem Motto: ,,Du machst jetzt mal den Schiedsrichter." Es kann übrigens auch nicht angehen, dass in anderen Regionen Deutschlands Punktabzüge wegen Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls überhaupt nicht bekannt sind. Die Verbände sind gefordert, hier eine einheitliche Regel zum Wohle der Vereine zu schaffen.

Blank: Ich habe mich nicht so sehr damit befasst. Es gibt nicht mehr so viele Referees wie früher. Aber ob man das mit Punktabzügen bestrafen muss?! Ich finde es nicht so gut, wenn in das Sportliche eingegriffen wird. Dann sollen die Vereine lieber Geld bezahlen, oder man sollte eine andere Regelung finden.

Gesetzt den Fall, Sie dürften sich in der Winterpause einen Spieler des Ortsrivalen aussuchen: Wen würden Sie nehmen?
Möller: Keinen, um meinen Kollegen Danilo Blank nicht zu schwächen.

Blank: Da fällt mir keiner ein. Paulinus Igbokwe war gegen uns sehr stark. Aber im defensiven Mittelfeld sind wir eigentlich gut aufgestellt.

Wo landet Ihre Mannschaft am Saisonende?
Möller: Das ist schwierig zu prophezeien. Mich interessiert letztlich auch nur, dass wir auf einem Nichtabstiegsplatz stehen und unsere zweite Mannschaft in die Verbandsliga aufsteigt.

Blank: Ich hoffe auf einen Nichtabstiegsplatz. Dann wäre alles in Ordnung. Aktuell sieht es so aus, dass neben Schilksee mit dem VfB Lübeck noch ein zweites schleswig-holsteinisches Team aus der Regionalliga absteigen könnte. Somit müssten wir Zwölfter werden.
Aufrufe: 013.11.2015, 06:00 Uhr
SHZ / Interview: A. Schmuck/G. MalchowAutor