2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Schiedsrichter sind nicht nur im WFV-Bezirk Bodensee Mangelware. Foto: dpa
Schiedsrichter sind nicht nur im WFV-Bezirk Bodensee Mangelware. Foto: dpa

Schiedsrichter werden in Schutz genommen

SZ-Berichterstattung von Sonntag über A2-Spitzenspiel sorgt für Gesprächsstoff

Friedrichshafen / sz - Der Spielbericht über die Vorkommnisse beim Spitzenspiel der Fußball-Kreisliga A2 zwischen dem VfB Friedrichshafen und dem VfL Brochenzell in der SZ-Montagsausgabe hat hohe Wellen geschlagen. SZ-Leser sowie zahlreiche User im Amateurfußballportal FuPa Oberschwaben und auf Facebook beteiligten sich rege an der Diskussion um die Berichterstattung. Im Folgenden fasst die Schwäbische Zeitung die Debatte und offizielle Stellungahmen vonseiten des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) in aller Kürze zusammen.

Was war passiert?

Beim Gastspiel des Tabellenzweiten VfL Brochenzell bei der U23 des VfB Friedrichshafen am Sonntagnachmittag im Zeppelin-Stadion, auf Kunstrasen, fiel der Unparteiische, der das Spiel leitete, durch teils nicht nachvollziehbare Entscheidungen auf. Dabei zog er sich mehr und mehr den Unmut von Trainern, Betreuern, Spielern und Zuschauern auf sich und stand im Zentrum der Kritik. Die SZ war vor Ort, konnte sich somit unmittelbar ein Bild vom Auftritt des Schiedsrichters beim 1:1 beider Top-Teams machen und hat den Spielbericht entsprechend fokussiert.

Stimmen auf Facebook

Die Berichterstattung in Print und Online stieß in der Facebook-Community auf FuPa Oberschwaben auf ein geteiltes Echo und wurde überwiegend harsch kritisiert. "Absolut unsachlich und reißerisch", kommentierte etwa ein User. Man würde Menschen in Misskredit bringen, deren "ehrenamtliches Engagement gewährleistet, dass in unserer Region Fußball gespielt werden kann". Es werde, so eine andere Meinung, angesichts der Pöbeleien auf und neben dem Rasen "als Schiedsrichter immer unerträglicher, Spiele zu leiten."

Doch gab es auch gegenteilige Meinungen: "Leider haben wir es am Sonntag am eigenen Leib erlebt, was ein schwarzer Mann anrichten kann", heißt es dazu etwa. Eine differenzierte Sicht der Dinge findet sich ebenfalls auf Fcebook: "Ja, der Schiedsrichter hatte einen schlechten Tag. Einen sehr schlechten sogar. Und sicher gibt es auch Spieler oder Trainer, die einen schlechten Tag haben. Die dadurch sicherlich auch Spiele entscheiden können", meinte ein User, der auf SZ-Rückfrage hin bestätigt, selbst das Spiel verfolgt zu haben.

Das sagen der WFV-Bezirkschef...

Nicht gerade glücklich zeigt sich Nuri Saltik, derzeit kommisarischer Vorsitzender des WFV-Bezirks Bodensee, über die Berichterstattung rund um die Schiedsrichterleistung auf dem VfB-Kunstrasenplatz. Nach der SZ-Veröffentlichung am Montag stand das Telefon bei ihm nicht mehr still, viele hätten sich bei ihm gemeldet und sich über den Bericht beschwert. "Er mag nicht seinen besten Tag gehabt haben", räumt Saltik mit Blick auf Sonntagnachmittag ein, verweist jedoch im selben Atemzug darauf, dass es sich bei der Partie um das Spitzenspiel der zweituntersten Amateurfußballliga handelte. Saltik erinnert an die Pflicht der Fußballklubs, genügend Unparteiische in die Aus- und Fortbildung zu entsenden. "Wir können nur Schiedsrichter bestellen, die wir von den Vereinen bekommen." Hier sei bislang zu wenig geschehen, wie aktuell der im Februar ausgefallene Neulingskurs in der Schiedsrichtergruppe (SRG) Friedrichshafen belege (SZ berichtete).

... und der Schiedsrichter-Obmann

Dass offenbar nicht nur der WFV, sondern auch andere Fußballverbände in Deutschland ein massives Schiedsrichterproblem haben, bestätigt Josef Ringer, Schiedsrichter-Obmann im Fußballbezirk Bodensee. 2016 hatten im WFV-Gebiet rund 1750 Personen einen Neulingskurs absolviert. Von ihnen seien bis Ende März diesen Jahres 900 und damit knapp die Hälfte der im Vorjahr ausgebildeten Schiedsrichter wieder abgesprungen. Überhaupt gestalte sich die Rekrutierung der Unparteiischen überaus schwierig. Eigentlich seien die Vereine in der Bringschuld. Da man jedoch vereinsintern selbst Schwierigkeiten habe, für die verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten Freiwillige zu finden, würden zuerst diese Positionen besetzt. Fürs schiedsrichtern würde sich dann kaum noch jemand finden. Lieber, so Ringer weiter, trage man dafür die finanziellen Konsequenzen. Immerhin spülten die von den Fußballklubs entrichteten Fehlgebühren pro Saison rund eine Viertel Million Euro in die WFV-Kasse ein. Hinzu komme der enorme Einsatz von älteren Kollegen in Schwarz, die jedes Wochenende – übers Minimum hinaus – mehrere Spiele leiten. Hier könnten Jungschiedsrichter meist nicht mehr mithalten. "Wenn einer aufhört, brauchen wir vier oder fünf junge, um das aufzufangen."


Einen ausführlichen SZ-Kommentar, rund um das Thema "Berichterstattung über die Situation im Schiedsrichterwesen", findet Ihr außerdem HIER

Aufrufe: 027.4.2017, 14:07 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Peter SchlefskyAutor