2024-05-02T16:12:49.858Z

Team Rückblick
Oft nur durch ein Foul zu stoppen: Tobias Hass (weißes Trikot) spielte für den Heider SV eine starke Hinrunde. Der dribbelstarke Stürmer erzielte bisher dreizehn Treffer. Foto: gkn
Oft nur durch ein Foul zu stoppen: Tobias Hass (weißes Trikot) spielte für den Heider SV eine starke Hinrunde. Der dribbelstarke Stürmer erzielte bisher dreizehn Treffer. Foto: gkn

Vertrauen in Trainer zahlt sich für Heider SV aus

Der Fast-Absteiger, der die SH-Liga "rockt"

Das Ereignis ist noch frisch, es liegt etwas mehr als eine Woche zurück. Der Auftritt des Heider SV und seiner rund 700-köpfigen Schlachtenbummlerschar in der ausverkauften Sparkassen-Arena rief alle auf den Plan. Heide war - auch für die zahlreichen Medien - eine Nummer, für viele sogar die Show. ,,Einfach gigantisch" nannte Trainer Sönke Beiroth die Unterstützung, vielmehr noch Begeisterung der schwarz-weiß gekleideten, jubelnden und ausgelassen feiernden Fans, die eine bisher nicht gekannte Identifikation mit dem Dithmarscher Traditionsklub auslöste. Eine Identifikation, die vor Monaten niemand für möglich gehalten hatte.

2014/15 - hinter dem HSV lag eine Saison des Zitterns, die keiner mehr erleben möchte. Für einige Wochen war das Team sechstklassig. Wäre nicht der Regionalliga-Aufstieg des TSV Schilksee gewesen, Heide würde heute gegen den FC Tarp-Oeversee, die SG Langenhorn/Enge und die FSG Amt Schafflund vor verwaisten Rängen um Punkte streiten. Nebenbei hätte sich die eigene U23 aus der Verbandsliga verabschieden müssen. Der Abstieg wäre nicht nur ein sportlicher Tiefschlag gewesen, er hätte den Verein im regionalen Wettstreit mit anderen Klubs strukturell und personell erheblich nach hinten geworfen.

Das Trainergespann mit Sönke Beiroth und Mamadou Sabaly blieb. Es erhielt, auch wenn es für einige Beobachter aufgrund schwelender Konflikte mit einem Sponsor nicht immer danach aussah, das Vertrauen der federführenden Liga GmbH. Diese hielt mit ihren Gesellschaftern Joachim Bienek und Peter Lafrentz trotz schwieriger Verhältnisse am Duo fest.

Und: Die Entscheidung erwies sich als richtig, weil sich die beharrliche Arbeit auszahlte. Bereits während der Rückrunde machte das Team spielerische und taktische Fortschritte, auf Beiroth und Sabaly nun aufbauen konnten.

Beide vermieden in den problematischen Phasen nach außen hin kritische Worte. In der Öffentlichkeit war Harmonie angesagt. Eine Eigenschaft, die vor allem Sönke Beiroth vorlebt. Er gilt als akribischer Arbeiter mit hoher Motivationskunst, verbindet sachliches und souveränes Auftreten mit großer Sachkunde.

Mamadou Sabaly, seit November 2012 an der Meldorfer Straße tätig, reduzierte sein umfangreiches Engagement im HSV rechtzeitig auf den Liga-Bereich als Kernbetätigung. Der ehemalige senegalesische Nationalspieler trainierte bis zuletzt das Frauenteam und sollte zusätzlich die A-Junioren übernehmen. Mit Beginn der neuen Saison ist auch er an die Liga GmbH gebunden.

Das Ziel wurde klar definiert. Der HSV suchte erneut vier, fünf Klubs, die er hinter sich lassen konnte. Wunsch und Wille war also der Klassenerhalt in der höchsten schleswig-holsteinischen Liga. Der Transfersaldo gestaltete sich, zumindest auf dem Papier, negativ. Weitere routinierte Kräfte wie Sebastian Sältz (VfR Neumünster) und Arend Müller (Rendsburger TSV) gingen. Nicht viele Neue heuerten an.

Die Liga GmbH verzichtete, dem ,,Heider Weg" entsprechend, auf Zugänge außerhalb Dithmarschens. Höherklassige Erfahrung hatte nur Thilo Brors, den es aus Meldorf wegzog. So gesehen schienen sie beim ,,Ha-Es-Vauh" keinen Schritt vorangekommen zu sein. Heide galt bei vielen Insidern folgerichtig erneut als Abstiegskandidat.

Die Experten aber wurden Lügen gestraft. Der Kader, der sich mit Beginn der Rückrunde 14/15 auf gutem Niveau stabilisierte und deutlich bessere Ergebnisse erzielte, schwang sich jetzt zu weiteren erstaunlichen Leistungen auf. Die Startsiege über TSV Kropp und TuS Hartenholm machten rasch Appetit auf mehr. Am 15. August hielt es die immer zahlreicher werdenden Fans im Stadion Meldorfer Straße nicht mehr auf den Sitzen. Das 2:1 gegen Eutin 08, es löste eine neue Welle der Euphorie aus: Mit dem fünften Sieg in Folge stürmten Hass, Quade, Hardock den Gipfel der Schleswig-Holstein-Liga.

Die Serie endete zwar gleich darauf mit dem 1:2 beim VfR Neumünster, doch bereits eine Woche später erlebten 2700 Zuschauer das von einem Sponsor vermarktete Derby gegen TuRa Meldorf. Mit dem 4:0 löste der HSV nicht nur die Vormachtstellung des Nachbarn ab, er behauptete bis zum Anbruch der Winterpause stets eine Position unter den ersten Vier. Daran konnten auch zwischenzeitliche Rückschlage wie gegen TSB Flensburg (0:1), Polizei SV Neumünster (0:2) und Preetzer TSV (1:2) nichts ändern.

Das Tüpfchelchen auf dem I setzten die Kreisstädter mit dem umkämpften 3:3 beim TSV Altenholz. Erstmals seit Jahren war die Qualifikation für das Hallenmasters in Sack und Tüten. Der Heider SV als Mitglied im Konzert der Großen - damit war absolut nicht zu rechnen.

Es ist so: Der aktuelle Kader besitzt eine hohe Verbundenheit mit dem Verein und dem gesamten Umfeld, wozu eben auch das mitunter sehr kritische Publikum gehört. ,,Mir ist für die Zukunft deshalb auch nicht bange", unterstreicht Beiroth, dessen Plädoyer Leidenschaft verrät.

Der 54-Jährige, der das Umfeld wie seine Westentasche kennt, ist aber auch Realist genug: ,,Wir wollen uns weiter als Aushängeschild in Dithmarschen positionieren. Doch ich weiß, dass uns nichts geschenkt wird. Bei aller Wertschätzung, die uns widerfahren ist, bleibt die Erkenntnis, dass wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen dürfen."

Seine Mannschaft habe das Kiel-Spektakel genossen. So weit, so gut. ,,Entscheidend ist jetzt, dass wir positiv in die Rückrunde finden und die errungenen Erfolge stabilisieren. Das wird schwer genug."

Nicht nur Beiroth ist bewusst, dass es in den vergangenen Jahren Teams gab, die nach einer Hallenmasters-Teilnahme nicht mehr in die Spur fanden. ,,Wir wollen sehen, dass wir es besser hinbekommen als zuletzt Hartenholm und Todesfelde."

Zur Frühjahrsserie meldet Heide zwei Personalien: Seit Monatsbeginn steht Andre Peterson vom Kreisligisten Neuenkirchener SC auch offiziell zur Verfügung. Der Mittelfeldspieler trainierte bereits seit längerem mit. Oliver Schmeling veränderte sich studienbedingt nach Kiel und schloss sich dem Heikendorfer SV an.

Aufrufe: 025.1.2016, 14:00 Uhr
SHZ / gknAutor