2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Landesliga-Meister: Abteilungsleiter Adrian Saft hat den TuS Holzkirchen in die Bayernliga geführt. FOTO: TP
Landesliga-Meister: Abteilungsleiter Adrian Saft hat den TuS Holzkirchen in die Bayernliga geführt. FOTO: TP

Holzkirchens Abteilungsleiter Saft über die Bayernliga

Der TuS-Meistermacher im Interview

TuS Holzkirchen – Morgen ist es genau drei Wochen her, dass die Fußballer des TuS Holzkirchen den Meistertitel in der Landesliga Südost geholt haben. Die Planungen für die Bayernliga sind in vollem Gange.

Im Interview spricht Abteilungsleiter Adrian Saft (45) über den Weg zum Titel und die Herausforderungen der fünften Liga.

-Herr Saft, Sie haben von einer Übergangssaison gesprochen. Am Ende steht der Aufstieg. Wie erklären Sie sich das?


Ich habe das bewusst gesagt, weil wir vor der Saison einen Umbruch hatten, und ich mir bezüglich der Leistungsstärke des Kaders nicht sicher war. Natürlich haben wir sehr talentierte Leute geholt, aber teilweise auch sehr junge Leute. Dass es dann von der Entwicklung her so läuft, das kann man nicht planen.

-Gab es einen Punkt, an dem Ihnen klar war, es könnte für mehr reichen?

Ein entscheidender Moment war der Vorbereitungsstart gegen Unterhaching, wo wir 2:3 verloren und überragend gespielt haben. Da haben sich die Jungs wahnsinnig viel Selbstvertrauen rausgezogen. Dann kam das Pokal-Spiel gegen Pullach, in dem wir auch nah an der Sensation dran waren. Da haben wir auf einmal gemerkt: Wow, da ist unheimlich viel Qualität drin.

- Gibt es Spieler, die Sie hervorheben möchten, oder war es am Ende doch das Kollektiv?

Es ist die komplette Mannschaft, die super funktioniert hat. Bestehend aus den neuen Spielern, aber auch etablierten Spielern, und Spielern, die aus Verletzungen zurückgekommen sind. Angetrieben durch Führungsspieler, die wir eben auch gehabt haben. Wir haben in den entscheidenden Momenten so zusammengehalten, dass wir auch alle schwierigen Situationen mit Bravour bewältigt haben. Das geht nur, wenn man miteinander durch dick und dünn geht.

- Obwohl Sie immer wieder Verletzte hatten.

Das macht diesen Aufstieg umso wertvoller. Die Verletzung von Basti Hahn am Anfang hat uns definitiv schwächer gemacht. In der Endphase hat sich Marco Höferth verletzt und ist für vier Spiele ausgefallen. Aber es sind sofort andere eingesprungen und haben Topleistungen abgerufen. Der zweite Punkt ist, dass wir jede Woche gegen die Mannschaft gespielt haben, die am Wochenende zuvor spielfrei war. Unsere Gegner haben fast immer den besten Kader gehabt und waren ausgeruht. Vor allem in den Englischen Wochen in der Rückrunde ist das schon ein Kräfte-Thema gewesen.

- Welchen Anteil hat der Trainer?

Die Trainer haben einen ganz großen Anteil, sie haben kameradschaftlich zusammengearbeitet. Aber insbesondere Gedi Sugzda. Er ist im Moment genau der richtige Trainer für uns. Er ist taktisch und sportlich hervorragend und bildet die jungen Spieler gut aus. Aber er ist auch jemand, der immer die nötige Distanz bewahrt. Man wird’s nicht erleben, dass der Gedi lange mit den Jungs feiern geht. Somit verliert er auch den Respekt nicht. Ich glaube, die Jungs mögen ihn richtig gern, und der Gedi wiederum liebt diese Mannschaft.

-Was bedeutet Ihnen persönlich der Aufstieg?


Ich habe die Abteilungsleitung im Winter der ersten Bezirksoberliga-Saison übernommen. Ein halbes Jahr später bin ich gleich abgestiegen. Das war für meine persönliche Entwicklung ein ganz entscheidendes Ereignis. In dem Moment habe ich mir geschworen: Das war’s nicht. Ich werd’ hier nicht Vorstand der Abteilung Fußball, und das Ding geht den Bach runter. Deshalb ist dieser Titel für mich auch der Lohn für sehr harte Arbeit, und ich bin den Jungs dafür unendlich dankbar.

- Haben Sie gedacht, dass es mal bis in die Bayernliga gehen würde?


Ich hätt’s ehrlich gesagt nie gedacht. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, und aus dieser Situation damals habe ich mir den Ehrgeiz geholt, um dann mit vielen Leuten zusammen, – ob das beispielsweise Hans Dengler oder Herbert Gegenfurtner waren oder jetzt Michael Schoner und Michi Kinshofer sind – etwas aufzubauen. Ich freue mich wahnsinnig, dass dieser Weg der letzten zehn, zwölf Jahre jetzt in diesen Erfolg mündet. Weil eben viele Leute daran mitgewirkt haben: die Trainer, die hier waren, wie Mike Probst, Norbert Eder oder früher Jozo Ereiz. Die Spieler, wie die Kinshofers, Alexander Pilik oder Maxi Dengler und viele mehr. Sie alle haben Anteil an der Entwicklung und sind gewissermaßen die Basis für den jetzigen Erfolg.

-Wie sind die Chancen in der Bayernliga?

Da brauchen wir uns nichts vorzumachen: Das wird ein knallharter Kampf um den Klassenerhalt. Aber ich glaube, dass wir mit den Eigenschaften, die uns in dem Jahr ausgezeichnet haben, auch eine ganz gute Chance haben werden. Aber wir dürfen keine Sekunde nachlassen, wir müssen genauso intensiv arbeiten und diszipliniert sein. Natürlich müssen wir uns etwas verstärken und uns auch in der Struktur neu erfinden, wenn wir nachhaltig in dieser Liga bleiben wollen.

- Was meinen Sie mit Struktur?

Wir müssen auch über die Dinge, die neben dem Fußballplatz ablaufen, nachdenken. Da geht es um medizinische Betreuung, um die Trainingsbedingungen, um unsere Anlage. Man muss irgendwann darüber nachdenken, ob man die Infrastruktur verbessert. Irgendwann wird es den Verband nicht mehr interessieren, ob wir ein Flutlicht haben oder nicht. Dann spielt man halt auf dem Nebenplatz, und das ist nicht optimal.

-Gibt es für die Bayernliga andere Auflagen?


Nein, nicht wirklich. Der große Unterschied käme dann zur Regionalliga. Die wäre in Holzkirchen im Moment nicht möglich.

-Wie viel mehr kostet die Bayernliga?


Wir haben viel weitere und viel häufiger Busfahrten, wir haben höhere Schiedsrichter-Kosten, auch der Kader wird sicher ein bisschen teurer werden. Das heißt, wir müssen auch unsere finanzielle Struktur nachziehen. Da muss man kreativ sein, Vermarktungskonzepte entwickeln. Wenn wir nachhaltig in der Bayernliga bleiben wollen, müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Es ist nicht so einfach, das zu finanzieren, und daher wäre es schön, wenn wir von den Holzkirchner Unternehmen zusätzliche Unterstützung erfahren würden.

- Bleibt die Mannschaft zusammen?

Stand jetzt ist, dass Ljeotrim Sekiraqa und Erman Gümüs nach Baldham wechseln und sich Michael Kinshofer in erster Linie um seine AH-Karriere kümmert und darüber hinaus als Vorstandsmitglied agiert. Mit Ausnahme von drei Spielern, die im erweiterten Kader der Ersten Mannschaft waren, haben alle Schlüsselspieler unterschrieben.

-Bleibt der Trainer?

Der Trainerstab ist fix. Gedi bleibt Cheftrainer, Sebastian Pummer wird sein Co-Trainer und nebenbei auch als Spieler auftreten. Donato Longo bleibt ebenfalls Co-Trainer mit dem Schwerpunkt Koordination. Sebastian Kolbeck wird nicht mehr Co-Trainer sein. Er wird lediglich noch ein bisschen Torwarttraining machen, weil er beruflich wenig Zeit hat. Zudem planen wir, für den Athletik- und den Taktikbereich noch zwei weitere Personen in den Trainerstab einzubauen. Auch die beiden Trainer der Zweiten Mannschaft, Alexander Maier und Markus Müller, bleiben.


-Wie viele Neuzugänge braucht es für die Liga?


Nachdem die Mannschaft fast komplett zusammenbleibt, werden wir nur sehr punktuelle Verstärkungen holen. Gedi hat hier genaueste Vorstellungen für verschiedene Mannschaftsteile. Für den Moment kann ich bekannt geben, dass Franz Fischer für die Stürmerposition vom FC Penzberg nach Holzkirchen wechselt. Zudem kommt Christopher Korkor für die defensive Außenposition vom BCF Wolfratshausen. Wir wollen uns noch in der Innenverteidigung und im zentralen Mittelfeld verstärken und sind da guter Hoffnung, dass das klappt.

-Wann startet die Vorbereitung?


Am 12. Juni. Wir werden in der ersten Woche noch ein paar Personalprobleme haben, weil unsere Spieler teilweise noch im Urlaub sind. Der Kader ist ab der zweiten Trainingswoche komplett.

-Stehen schon Testspiele fest?

Wir spielen am 18. Juni um 16 Uhr zuhause gegen 1860 Rosenheim, am 21. Juni um 18.30 Uhr gegen Regionalligist Unterföhring und am 24. Juni um 15 Uhr gegen Ebersberg. Am ersten Juli-Wochenende treten wir im Verbandspokal an. Wenn wir das überstehen, spielen wir das Wochenende drauf die zweite Runde. Zusätzlich treten wir am 8. Juli um 15 Uhr gegen den SC Olching an. Und dann geht’s am 15. Juli mit der Bayernliga los.

Text: Julia Pawlovsky

Aufrufe: 02.6.2017, 11:22 Uhr
Miesbacher Merkur - Julia PawlovskyAutor