2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Meier
F: Meier

Analyse: So wurde der TuS Holzkirchen zum Meister

Souveränität von Sieg zu Sieg gesteigert – Von Rückschlägen nicht unterkriegen lassen

TuS Holzkirchen – Nach dem genauso überraschenden wie herausragenden Aufstieg des TuS Holzkirchen in die Fußball-Bayernliga, ist es Zeit, auf die beendete Spielzeit zurückzublicken. Gerne wird dabei von Auf-und-Abs gesprochen – die gab es auch beim Team von Trainer Gediminas Sugzda.

Logischerweise überwogen die Höhepunkte, sonst wäre der direkte Aufstieg nicht das Resultat gewesen.

Am ersten Landesliga-Spieltag war der spätere Meister spielfrei, und traf am zweiten auf einen Kontrahenten, der sich zusammen mit dem ASV Dachau als der gefährlichste herauskristallisierte: Der SB Chiemgau Traunstein. Für TuS-Abteilungsleiter Adrian Saft schon vor Saisonbeginn Mitfavorit auf den Titel, erwies sich der Sportbund als unangenehm zu spielen.

Doch schon im ersten Spiel zeigten die Holzkirchner Eigenschaften, die für die Sensations-Saison ausschlaggebend waren. Mit Lars Doppler und Neuzugang Maximilian Schulz, der aus Niedersachsen an die Haidstraße gewechselt war, fanden sich zwei Innenverteidiger, die in der Landesliga ihres Gleichen suchten. Doppler beweist seit Jahren außergewöhnliche Klasse darin, den gegnerischen Stürmer aus dem Spiel zu nehmen, und tut dies mit enormer Schnelligkeit, Antizipationsfähigkeit und starkem Kopfballspiel.

Schulz hob die Holzkirchner in Sachen Spieleröffnung auf eine neue Ebene. Der 22-Jährige zeigte zudem Kapitäns-Charakter. Ein 1:0-Heimsieg über Traunstein – den mit Stefan Lechner ein weiterer Top-Neuzugang perfekt machte – war die Folge. Ein Spiel, wie viele in der Saison, das auch anders hätte ausgehen können.

Auf einen furiosen Start mit neun Punkten aus drei Spielen setzte es gegen den TSV Kastl mit 0:3 den ersten Dämpfer. Der Aufsteiger mischte in der Hinrunde quasi die komplette Liga auf und machte auch vor dem TuS nicht Halt. Doch für die Mannschaft um Kapitän Benedikt Zeisel viel wichtiger: Gegen Kastl feierte der Top-Transfer dieser Saison sein Debüt: Marco Höferth. Der erfahrene Mittelfeldspieler sollte von da an – zusammen mit Benedict Gulielmo – Dreh-und Angelpunkt des TuS-Spiels sein. Wichtige Kommandos, feine Diagonalpässe, Zweikampfstärke, Cleverness und ein Bombenschuss zeichnen den 29-Jährigen aus, und davon servierte Höferth den Zuschauern die gesamte Palette.

Wieder startete Sugzdas Mannschaft eine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage, wobei der Ex-Haushamer Sebastian Hahn (und später auch Josef Sontheim) immer mehr zum Leistungsträger avancierte, sodass fast in Vergessenheit geriet, dass der 21-jährige Edeltechniker eigentlich noch ein Rohdiamant sein sollte. In Begegnungen mit Favoriten-Teams wie Dachau oder dem FC Deisenhofen, marschierte Hahn reihenweise durch die Abwehrreihen, als wäre es nichts. Kaum vorstellbar, dass ein Spieler so schnell mit dem Ball am Fuß sein kann und gleichzeitig so viel Ruhe und Übersicht ausstrahlt.

Umso bitterer der vielleicht größte Rückschlag für den TuS: Es war die 55. Minute in der Partie beim TSV Vilsbiburg – Hahn geriet in ein hartes Foul, wobei er selbst erst dachte, es sei nichts Schlimmeres passiert. Am Tag danach dann die bittere Erkenntnis: Kreuzbandriss und Saisonaus. Es schien, als hätten die Holzkirchner an dieser Tragödie zu knabbern, sodass aus den beiden darauffolgenden Partien nur ein Zähler heraussprang.

Bezeichnend für diese Ausnahme-Saison war, dass sich der TuS zurück in die Spur kämpfte. Bis auf wenige Partien – wie die 1:4-Klatsche Mitte Oktober in Freising oder der 0:2-Niederlage nach der Winterpause gegen Hallbergmoos – pflügte Holzkirchen mit einer Souveränität durch die Liga, die sich von Sieg zu Sieg steigerte. Der TuS ließ sich von Rückständen nicht aus dem Konzept bringen, was den einzigartigen Teamgeist und die mannschaftliche Geschlossenheit verdeutlichte.

Lediglich mit dem Rückspiel in Geretsried (0:2) und der darauffolgenden Pleite beim SB DJK Rosenheim kam ein Hauch von Unruhe auf. Doch darauf reagierten die späteren Liga-Sieger mit einer enormen Kräfte-Leistung im Duell mit dem TSV Karlsfeld, das der TuS mit 3:1 für sich entschied und die Meisterschaft gefühlt eintütete.

Was dann beim Heimspiel gegen den SE Freising, gegen den ein Punkt zum vorzeitigen Aufstieg in die Bayernliga reichte, geschah, dürfte bekannt sein.

Aufrufe: 024.5.2017, 13:44 Uhr
Miesbacher Merkur - Hans SpieglerAutor