2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Das Tor zum Aufstieg: Sebastian Pummer trifft zum 1:0 für Holzkirchen gegen Freising. Foto:Hübner
Das Tor zum Aufstieg: Sebastian Pummer trifft zum 1:0 für Holzkirchen gegen Freising. Foto:Hübner

Hoffen und Bangen: Wer darf, muss in die Relegation?

Der letzte Spieltag der Saison

„Jetzt wird es hart. Und eklig.“ Marco Stier hat das gesagt, nachdem er wusste, dass seine Mission Klassenerhalt, die er im Herbst beim BCF Wolfratshausen unter ungünstigsten Voraussetzungen angetreten hat, nun doch in die Verlängerung muss. Relegation, ein zweischneidiges Schwert.

Natürlich kann das zur Erfolgsstory werden, vielleicht aber eben auch ein bisschen „eklig“. Wenn nach dem Ende einer Saison noch gegen den Abstieg oder um den Aufstieg gekickt wird, dann geht es eben noch mal richtig zur Sache. Und jeder, der seine Ziele schon vorher erreicht hat, darf sich glücklich schätzen.

Highlight der TuS-Vereinsgeschichte

Zum Beispiel Holzkirchen. Natürlich ist auch das ein bisschen eklig, wenn man durch diverse Bier- und Sektduschen laufen muss, die Klamotten immer klebriger werden, wer hart gesotten ist, kann aber sogar das genießen. Gerade, wenn man etwas erreicht hat, was man zu Saisonbeginn nie erwartet hatte. Ziel in Holzkirchen ist ein einstelliger Tabellenplatz gewesen, und selbst als die Mannschaft nach dem 19. Spieltag der Landesliga Südost erstmals die Tabellenführung übernommen hatte, hat man das Wort Bayernliga nicht in den Mund genommen. „Als Tabellenführer hast du irgendwie einen Klotz am Bein, das ist echt schwierig“, beschreibt Trainer Gediminas Sugzda das ambivalente Gefühl zwischen Versagensangst und großem Stolz.

Schließlich hat nur noch ein einziger Punkt aus den beiden letzten Spielen gefehlt, doch selbst da blieb man vorsichtig, man sei „ein bisschen abergläubisch“, so Abteilungsleiter Adrian Saft. Als dann Sebastian Pummer die Führung gegen Freising erzielt hatte, rannte er, die Arme ausgebreitet, als würde er fliegen, Richtung Bank, zum verletzten Marco Höferth. Erst jetzt schien sich die Anspannung zu lösen, erst jetzt schien man wirklich daran zu glauben, dass es wahr wird: Erstmals spielt ein Verein aus dem Landkreis Miesbach in der Bayernliga. Für den TuS eine absolute Sensation, ein Highlight der Vereinsgeschichte, für Experten eine Überraschung.

Moosacher Durchmarsch perfekt

Fast zur gleichen Zeit, knapp 50 Kilometer weiter nördlich, lagen Jubel und Trauer ganz dicht beieinander. „Wahnsinn“ war das Wort, das man am häufigsten hörte, wenn man sich in die Nähe der Sektfontänen wagte, die sich nun über die Spieler des TSV Moosach ergossen. „Wahnsinn, vor fünf Jahren noch Kreisklasse, jetzt Landesliga“, Co-Trainer Jürgen Werner war überwältigt von diesem Erfolg. 5:2 gewann man das „Endspiel“ gegen den bis dahin punktgleichen Rivalen in Forstinning, und der muss nun in diese eklige Relegation. „Wenn du dich da nicht ärgerst, hast du keinen Willen“, so Kapitän Hollerrieth. Schließlich hatte man als Aufsteiger eine sensationelle Saison gespielt, die nun aber ungekrönt bleiben könnte.

Hürzeler: "Bin guter Dinge"

Immerhin aber ist es wesentlich motivierender, um den Aufstieg spielen zu dürfen als gegen den Abstieg spielen zu müssen. In Wolfratshausen war das am Samstag sehr anschaulich zu betrachten. Während BCF-Coach Stier von einer „ekligen“ Relegation sprach, feierte man beim Gegner aus Pipinsried schon vorsichtig die nach dem 2:2 so gut wie sichere Qualifikation für die Relegation zur Regionalliga. Nun sei er „guter Dinge“, meinte Spielertrainer Fabian Hürzeler, zuletzt habe das Thema die Mannschaft doch sehr beschäftigt. Und teilweise gehemmt. Jetzt aber hat der Dorfverein ein Ziel erreicht, das zu Saisonbeginn noch utopisch schien. Nach sieben Spieltagen auf Platz 15, als man aber dank der fünf Siege in Folge plötzlich Zweiter war, durfte man sich zumindest mit der Relegation beschäftigen, die man schon vor zwei und vor drei Jahren unter dem Spielertrainer Tobias Strobl erreicht hatte.

Strobl hat nun, inzwischen Trainer des TSV 1860 Rosenheim, mal wieder eine längere Sommerpause. Und darüber ist er aus zwei Gründen froh: Mit Rosenheim ist er drauf und dran, sogar einen nie erwarteten einstelligen Tabellenplatz in der Regionalliga zu belegen, und auch mit dem SV Manching hat er die Relegation vermeiden können. Dort war er weiter als Spieler aktiv und ist mit seiner Mannschaft ohne Umweg direkt in die Landesliga zurückgekehrt. Mit Rosenheim könnte er im Optimalfall sogar noch den sechsten Platz in der Abschlusstabelle belegen, ein Wahnsinns-Jahr für den 29-jährigen Doppel-Jobber.

Verliert Burghausen extra?

Aber ob Sechster, Siebter oder Achter, ist ja ziemlich egal. Burghausens Bürgermeister Hans Steindl hat das gesagt und dem SV Wacker ein „strategisch richtiges Verhalten“ empfohlen. Was für einige Irritationen sorgte. Wenn auch nicht wirklich eklig, allzu sportlich ist es natürlich auch nicht, wenn man freiwillig auf eine möglichst gute Platzierung verzichtet. In Burghausen aber hat man dafür Gründe, sollte man nämlich am Ende mindestens Platz sechs belegen, würde sich, so hört man, der Vertrag des im Winter geschassten Trainers Uwe Wolf um ein weiteres Jahr verlängern. Dass Wacker von seinen letzten sieben Spielen nur noch eines gewonnen hat und auf Platz zehn abgerutscht ist, soll damit aber nichts zu tun haben. Der neue Trainer Patrick Mölzl hat halt seine Stammspieler auch mal geschont, im Hinblick auf das eminent wichtige bayerische Pokalfinale am 25. Mai gegen Schweinfurt. Dort lässt sich gutes Geld verdienen. Und wenn man gleichzeitig sparen kann, warum denn nicht? Auch Burghausen muss ganz genau auf die Finanzen schauen.

In diesem Punkt konnte der VfR Garching gerade Entwarnung geben, die nächste Saison in der Regionalliga ist fix, der Hilferuf an Sponsoren und Unterstützer nicht auf total taube Ohren gestoßen. „Ein absolutes Happy End“ für Trainer Daniel Weber, nachdem er auch sportlich die Klasse gesichert und die drohende Relegation vermieden hat. „Die Angst war da, nochmal da hinten rein zu rutschen“, gibt Weber zu, der damit schon vor zwei Jahren nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht hat.

Hart ist das. Und eklig. Stier hat da sicher recht. Ihm und seiner Mannschaft bleibt am letzten Spieltag nur noch, sich in Landsberg wenigstens ein „gutes Gefühl“ zu holen für die Relegation. Ein Gegner könnte dort der ASV Dachau sein. Und der wiederum wäre heilfroh, sollte er diese Chance bekommen. Dafür muss die Truppe von Frank Peuker am letzten Spieltag beim ESV Freilassing gewinnen, der dann wohl in die Abstiegsrelegation müsste. Und damit dem TSV Karlsfeld diese eklige Geschichte ersparen könnte.


Die Amateurfußballseite erscheint jeden Mittwoch. Autor ist Reinhard Hübner, erreichbar unter komsport@t-online.de

Aufrufe: 017.5.2017, 08:20 Uhr
Münchner Merkur: Reinhard HübnerAutor