2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Christian Sankowski (rot), hier gegen Sven Sören Zöpfgen (SV Drochtersen/Assel), kam erst im Frühjahr nach einem Kreuzbandriss zurück und glänzte sofort wieder mit vorbildlicher Einstellung und Kampfgeist. Foto: Stieh
Christian Sankowski (rot), hier gegen Sven Sören Zöpfgen (SV Drochtersen/Assel), kam erst im Frühjahr nach einem Kreuzbandriss zurück und glänzte sofort wieder mit vorbildlicher Einstellung und Kampfgeist. Foto: Stieh

TSV Schilksee und die Tugend der selektiven Erinnerung

Kader soll nun eine bittere Saison voller Reibung in positive Energie wandeln

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Das Abenteuer Regionalliga ist für die Fördekicker endgültig beendet und der Schlussakkord vor heimischer Kulisse beinhaltete einige Misstöne. Zunächst einmal war da die Sportliche Leistung, die angesichts der Bedeutungslosigkeit der Partie aber nicht einer dezidierten Analyse bedarf und vor dem Hintergrund der doch sehr ordentlichen vorherigen Wochen verblassen darf.

,,Ich bin nach den Leistungen der letzten Wochen einigermaßen erschrocken über dieses Spiel", erläuterte Trainer Stefan Lau seine Sicht auf die Partie und die letzte Phase der Spielzeit. ,,Man sollte aber das Positive der letzten Wochen herausheben, statt sich auf die schlechte Leistung am letzten Spieltag zu stürzen", bat der 35-Jährige um einen objektiven Fokus und offenbarte sein Missfallen über die phasenweise zu kritische mediale Betrachtungsweise des abgeschlagenen Tabellenschlusslichts.

Wie an dieser Stelle bereits erwähnt, trotzten die Leistung seiner Mannschaft in den vergangenen Wochen Respekt ab - Gelang doch der erste Punkt in der Jürgen-Lüthje-Arena und damit das erste Spiel ohne Gegentor auf heimischem Geläuf (23. April gegen VfV Borussia 06 Hildesheim) und sogar der erste und einzige Saisonsieg gegen Mitabsteiger BV Cloppenburg (7. Mai).

Das 1:4 kann dennoch als eine Art Spiegelbild der gesamten Spielzeit gesehen werden. Die Ansätze waren da, aber etwas zählbares mitnehmen konnte man nur selten. Erst nach der Winterpause entwickelte der TSV Schilksee in Zeiten der Hoffnungslosigkeit Ansätze einer Identität. Der Zusammenhalt wurde als oberstes Gut ausgerufen und der Kader wurde endlich zu einem Team, begann sich gegen den bodenlosen Absturz zu stemmen und episodenhafte Erfolge einzufahren.

Und doch bleibt jetzt eine entscheidende Frage: Wie geht man mit dieser Saison um? Christian Sankowski gibt darauf kämpferische Antworten: ,,Ich denke nicht, dass die Spielzeit tiefere Wunden hinterlässt. Wir haben für das nächste Jahr eine schlagkräftige Mannschaft. Wenn wir mit der Vorbereitung beginnen, geht es wieder von Null los. Wir müssen einfach wieder in Fahrt kommen, uns über Erfolgserlebnisse als Mannschaft finden. Genau das war in der vergangenen Saison das Problem. Vom Aufstiegskader war nicht mehr viel übrig und so hat es lange gedauert, bis wir zu einer Einheit wurden." Eben erst nach der Winterpause habe man sich zusammengerauft.

Der Sport besteht aus Rückschlägen und Erfolgen. Der Erfolg des TSV Schilksee, das sollte man sich bei aller Kritik stets vor Augen halten, war in den vergangenen sechs Jahren unglaublich. Von der Kreisklasse in die Regionalliga, das muss den Verantwortlichen erst einmal jemand nachmachen. Der TSV Schilksee strahlte beispiellose Siegermentalität aus, hatte eine Identität des Agierens und der Dominanz inne. Diese Identität ist in der abgelaufenen Saison verschütt gegangen und einer reaktiven Haltung gewichen.

Eben die Wiedererlangung einer klaren Identität wird die schwierigste Aufgabe in der nächsten Spielzeit sein. Es gilt, das Erlebte zu verarbeiten, vielleicht auch fürs Erste zu verdrängen. Mit der Zeit kann diese Spielzeit aber auch zu einer neuen Säule des TSV Schilksee werden, die für eine Steh-Auf-Mentalität steht. Eine gut verheilte Wunde, die den Fördekickern Charisma verleiht und sie wissen lässt, dass man auch in schwierigsten Zeiten nicht zerfällt. Sankowski erinnerte daran, dass man in der Meistersaison 2014/2015 nach den ersten drei Spielen mit nur einem Punkt da stand und im Anschluss eine Erfolgsserie startete. Diese Tugend der selektiven Erinnerung sollte der gesamte Kader verinnerlichen und so eine bittere Saison voller Reibung in positive Energie wandeln.
Aufrufe: 024.5.2016, 15:00 Uhr
SHZ / wtiAutor