2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Vielleicht der mentale Knackpunkt: Nach langer 1:0-Führung gegen Hannover II kassierte Schilksee zwei Gegentore in der Nachspielzeit.
Vielleicht der mentale Knackpunkt: Nach langer 1:0-Führung gegen Hannover II kassierte Schilksee zwei Gegentore in der Nachspielzeit.

TSV Schilksee plant für die Schleswig-Holstein Liga

Das Regionalliga-Debüt gerät zur fußballerischen Katastrophe

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Auf den sensationellen Aufstieg Schilksees in die Regionalliga folgte ein katastrophales erstes Halbjahr. Drei magere Pünktchen, bei keinem einzigen Sieg, stehen bisher zu Buche. Das bisherige Scheitern der Mannschaft an klar definierten Quellen auszumachen ist kaum möglich und doch ist schlichtweg deutlich geworden, dass die Qualität im Kader für Regionalliganiveau zu gering ausfällt.

Die Idee hinter der Zusammensetzung der Mannschaft hatte sich bereits in der Vorbereitung auf die neue Herausforderung klar herauskristalliesiert und sie war rühmlich, vielleicht aber auch hoffnungslos romantisch. Das Team sollte aus Spielern aus der unmittelbaren Umgebung bestehen.

,,Kieler Jungs", die sich mit dem Verein identifizieren und über diese Identifikation ein Kollektiv bilden, dass individuelle Makel überwindet und ein einzigartiges Wir-Gefühl entstehen lässt. Schon beim Blick auf die Regionalligaerfahrung des TSV-Kaders zu Beginn der Saison wurde eines deutlich: Sie fehlte fast gänzlich.

Neuzugang Hannes Schäfke (VfR Neumünster) hatte in dieser Rubrik mit 71 Partien die Nase deutlich vorn. Neben ihm wies lediglich der ebenfalls vom VfR transferierte Felix Schlagelambers 21 Partien in dieser Spielklasse auf - von den zwei Partien des langzeitverletzten Kapitäns Kjell Gonda mal abgesehen.

Die Einschätzung des bis zum Start der Saison so erfolgreichen Schilksee-Coaches Thorsten Gutzeit, dass die Mannschaft einige Spiele benötigen würde, bis sie gänzlich in der Spur sei, darf im Rückblick als eklatante Fehleinschätzung gewertet werden. Die sprichwörtliche Spur hat der TSV bis heute nicht gefunden.

Der für die Auszeichnung ,,Trainer des Jahres" nominierte Fußballlehrer galt vor der Saison als Sinnbild des Schilkseer Erfolges. Doch auch im Kieler Norden greifen die natürlichen Mechanismen des Fußballs und ein Misserfolg dieses Ausmaßes musste auch personelle Abnutzungserscheinungen hervorrufen. So geschehen in Form der Trennung vom Trainer am Montag, den 9. November.

Nach einer 0:5-Niederlage gegen den ETSV Weiche musste der Aufstiegscoach seine Segel streichen. Manager Bodo Schild fiel der Schritt unter Verweis auf die Verdienste Gutzeits für den Verein schwer, doch die sportliche Misere ließ ihm keine Alternative mehr. Ferner sei ohnehin klar gewesen, dass Gutzeit aus beruflichen Gründen nicht über die Spielzeit hinaus im Amt verweilen würde.

Als Ersatz wurde der seit Anfang 2015 als Sportlicher Leiter aktive Frank Drews auf den Trainerstuhl verschoben. Der 52-jährige A-Lizenz-Inhaber war zuletzt dreieinhalb Jahre als Trainer von Holsteins U19 aktiv. Als neuer Co-Trainer wurde ihm Matthias Losch zur Seite gestellt.

Was dann folgte, setzte der sportlichen Misere den Hut auf und offenbarte tieferliegende Probleme innerhalb des Vereins. Neun Tage nach der Umbesetzung auf der Trainerbank gab Drews sein Debüt und schied beim Verbandsligisten Preußen Reinfeld im Meister-der-Meister-Pokal mit 1:2 (0:1) aus.

Bereits in der Halbzeitpause soll es in der Kabine zum Disput zwischen einigen Spielern und Drews gekommen sein. Drews zog daraus Konsequenzen und verlies den Verein, so dass Losch plötzlich zum Chefcoach avancierte. Doch auch in dieser Konstellation konnten, abgesehen von optischen Verbesserungen im TSV-Spiel, keine zählbaren Erfolge eingefahren werden - mit 1:4 gegen Meppen und 0:2 gegen Drochtersen/Assel gingen auch die letzten beiden Partien des Jahres verloren.

Doch, und das ist der leise positive Schlussakkord der Schilkseer Hinrunde, es scheint zumindest endlich wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Natürlich ist auch bei den Fördekickern und in deren Umfeld bereits die deutliche Einsicht eingekehrt, dass der Klassenerhalt bei 16 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer mittlerweile ein fast aussichtsloses Unterfangen darstellt.

Der Beginn der Vorbereitung am heutigen 4. Januar steht ganz im Zeichen der Schadensbegrenzung. Man dürfe kein Fantast sein, ist immer wieder aus dem Schilkseer Umfeld zu vernehmen. Und doch, ein kleiner Keim der Hoffnung ist nach wie vor spürbar. Als Abschiedstournee aus der höchsten norddeutschen Spielklasse will man die Rückrunde keineswegs abschenken.

,,Vernüntigen Fußball spielen, als Mannschaft auftreten" und dann sehen was noch dabei herauskommen kann. Vielleicht ist ja noch ein mittelgroßes Fußballwunder machbar.

Realistisch jedoch rechnet man mittlerweile mit dem Abstieg. ,,Es geht darum, den Neuanfang in der Schleswig-Holstein-Liga zu planen", erläutert Manager Schild sachlich und führt weiter aus, dass man schließlich nicht ins Bodenlose fallen wolle.
Aufrufe: 05.1.2016, 08:00 Uhr
SHZ / wtiAutor