SCBV-Verteidiger Sieger: "Das kotzt mich richtig an"

„Da kommen sofort Erinnerungen ans Hinspiel hoch“, ächzte SCBV-Coach Mike Probst. Wieder hatte man sich mit Moosach einen größtenteils ausgeglichenen Stellungskrieg auf überschaubarem Niveau geliefert und wie schon im Hinspiel bekam man vom TSV in den Schlussminuten den Todesstoß verpasst. „Wir wollten hinten auf keinen Fall wieder ins offene Messer laufen“, erklärte Probst seine taktische Grundausrichtung, „haben auch in der ersten Halbzeit kaum etwas zugelassen, weil wir kompakt und diszipliniert gestanden sind, ohne zu viel Risiko zu gehen.“

Ein Matchplan, den sein Moosacher Pendant, Markus De Prato, im Vorfeld bereits erwartet und dann quasi gespiegelt hatte. „Der SCBV hatte hier den absoluten Druck und es war klar, dass ein kleiner Fehler so ein Spiel entscheiden wird. Da muss man andere Dinge als Schönspielerei bevorzugen.“ Geduld und Risikovermeidung standen auch bei seiner Elf ganz oben auf der Spieltags-Agenda. Heraus kam ein chancenarmes Mittelfeldgeplänkel, „bei dem wir bis auf ein paar Chancen, die bessere Mannschaft und hinten raus cleverer waren.“

In Spielminute 81 folgte die erste von zwei Szenen, die den Gästen über den Schlusspfiff hinaus Schmerzen bereiten sollten: Ein Zusammenprall von Mario Sieger und Moosachs Abdullah Yavuz am Mittelkreis. „Der Baldhamer muss da nicht so theatralisch in den Mann rein fallen und begeht eigentlich selbst das Foul“, beurteilte De Prato die Ursache für das Zwei-Mann-Knäuel am Boden. „Beim Aufstehen hat er (Yavuz) aber mit purer Absicht auf meinen Brustkorb ausgetreten, das tut immer noch weh“, beschwerte sich Sieger hinterher vehement über die für seinen Coach „klare Tätlichkeit, die drei Schiris nicht sehen“.

An der Szene des Tages hätte wohl aber auch ein Platzverweis nichts geändert. Nach einem SCBV-Freistoß erkannte Moosachs Keeper Michael Pohn blitzschnell die Gelegenheit und schickte seinen Spielertrainer über den linken Flügel auf die Reise. Ein Steilpass auf Ivan Bacak, Zuspiel in die Mitte, ein platzbedingtes Luftloch des SCBV-Verteidigers und Thomas De Prato konnte Gästekeeper Maxi Salamon seelenruhig umkurven und zum 1:0-Siegtreffer (84.) einschieben.
„Das kotzt mich richtig an, dass wir da zweimal kein taktisches Foul ziehen“, ärgerte sich Baldhams Mario Sieger, während Moosachs Kapitän Peter Hoyer jubelte: „Krise und Torflaute beendet!“ Damit war auch die Zielstellung seines Trainers voll erfüllt. „Zu Null spielen, Tor schießen, neue Serie starten und unsere Mentalität der Moosacher Gewinnertypen zurückholen“, war Markus De Prato daher wunschlos glücklich.

Vom Wunschdenken in Richtung Tabellenspitze haben sich wiederum die Gäste verabschiedet. „Wieder eine Saison vorbei“, meinte Mario Sieger zerknautscht. „Nach oben geht nix mehr und das haben wir uns auch nicht verdient. Wir können offensiv den Ausfall von Roman Krumpholz nicht ersetzen und haben dafür auf der Bank keine Alternativen. Für ganz oben fehlt uns so nach vorne Qualität.“ Die hat dafür Hoyers Team wiederentdeckt, „weil jeder bis zum Schluss den absoluten Willen hatte, ein Tor zu schießen und ruhig geblieben ist.“

Text: Julian Betzl

Stenogramm:

TSV Moosach bei Grafing – SC Baldham-Vaterstetten 1:0
TSV Moosach bei Grafing: Pohn, Huth, Tresch, Hoyer, Teichmann, Schuster (70. Öztürk), De Prato (90. Flechtner), De Prato, De Prato, Hainthaler (53. Yavuz), Bacak - Trainer: De Prato - Trainer: Werner
SC Baldham-Vaterstetten: Salamon, Sieger, Wöhrmüller, Jakob, Kreißl (67. Kapellas), Lechner, Wagner, Sherifi, Lämmermeier, Holzapfel, Williams - Trainer: Probst
Schiedsrichter: - Zuschauer: 0
Tore: 1:0 De Prato (84.)