2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Marcel Genc, 1. Vorsitzender des Kreisligisten TSV Kürnbach.   Foto/Grafik: Schmerbeck/cwa
Marcel Genc, 1. Vorsitzender des Kreisligisten TSV Kürnbach. Foto/Grafik: Schmerbeck/cwa

TSV Kürnbach ist dick dabei

Nur drei Punkte vom Tabellenführer weg +++ Schwerer Gang nach Neckarbischofsheim +++ Trauer nach drei Todesfällen

Der TSV Kürnbach hat sich nach dem hart erkämpften 2:1 in Babstadt in der Spitzengruppe der Kreisliga festgesetzt. Dennoch ist momentan die Stimmung äußerst gedrückt. Grund sind drei Todesfälle innerhalb kurzer Zeit. Fupa Baden unterhielt sich mit dem 1. Vorsitzenden Marcel Genc.

Herr Genc, der TSV Kürnbach ist nach dem 2:1-Sieg in Babstadt weiter gut im Aufstiegsrennen. Wie sehen Sie die momentane Lage?

Marcel Genc: Es freut mich natürlich sehr, dass wir nach dem schwachen Saisonstart nun so zurück in der Saison sind. Nach zehn ungeschlagenen Spielen und fünf Siegen in Folge können wir aktuell natürlich zufrieden sein. Auch wenn es nach wie vor etwas zu verbessern gibt. Gegen Babstadt haben wir bei den schwierigen Verhältnissen kein gutes Spiel gemacht und ich glaube, am Anfang der Saison hätten wir so ein Spiel auch verloren. Die Mannschaft belohnt sich aber aktuell für ihren Aufwand und das freut mich besonders für das Team und unseren Trainer Daniel Kreuzer.

Glauben Sie, dass der TSV bis zum Rundenende um den Aufstieg mitspielen wird?

Genc: Vom Potenzial traue ich meiner Mannschaft alles zu. Dennoch ist der Fußball abhängig von so vielen Faktoren, unter anderem muss man vom großen Verletzungspech verschont bleiben. Außerdem haben wir viele junge Spieler, denen man auch eine Schwächeperiode zugestehen muss. Die Mannschaft muss einfach weiterarbeiten, Woche für Woche, Spiel für Spiel. Wir sind keine Mannschaft, die von ein oder zwei Spielern lebt, sondern eine Mannschaft, die über das Kollektiv kommt. Wenn alle zusammenhalten, ist es für jeden Gegner der Kreisliga schwer, uns zu schlagen.

Wer sind Ihrer Meinung nach die härtesten Konkurrenten?

Genc: Ich denke, dass die aktuell vier vorne platzierten Mannschaften auch am Ende vorne sein werden. Die SG Waibstadt kommt ähnlich wie wir über einen tollen Teamspirit zum Erfolg. Der SV Treschklingen zeigt nun auch schon mehrere Jahre stabil gute Leistungen. Am Ende dürfte es aber dennoch nur über den SV Rohrbach gehen. In Rohrbach sitzen Spieler auf der Ersatzbank, die wären in jedem anderen Team der Kreisliga absolute Leistungsträger. Wir wollen aber natürlich so lange wie möglich dranbleiben. Ich zitiere hier gerne unseren Trainer: Wir haben keine Lust, um die goldene Ananas zu spielen.

Jetzt geht die Reise zum TSV Neckarbischofsheim, wo kürzlich das Pokal-Aus erlitten wurde. Ist das ein zusätzlicher Ansporn und wie tippen Sie den Ausgang der Partie?

Genc: Ein zusätzlicher Ansporn ist es nicht. Wir wissen, dass wir in Neckarbischofsheim immer eine hochkonzentrierte Leistung bringen müssen, denn die Spiele sind dort immer sehr umkämpft. Das erwarte ich auch am kommenden Sonntag. Ich könnte es mir einfach machen und Remis tippen, denn so enden die Spiele in Neckarbischofsheim ja meistens. Wir wollen aber nicht nur eine, sondern beide Serien ausbauen und fahren nach Neckarbischofsheim mit dem Ziel zu gewinnen.

Sie sind in der Funktion des 1. Vorsitzenden noch relativ jung. Haben Sie sich in Ihre neue Aufgabe gut eingefunden?

Genc: Ich habe mich sehr gut in meiner neuen Aufgabe eingefunden. Es macht Spaß, zusammen mit dem Vorstandsteam etwas zu bewegen. Außerdem sind bei uns innerhalb der Vorstandschaft die Aufgaben klar verteilt, das macht es für viele einfacher. Auch für mich, denn es war von vornerein klar, dass ich keinen Alleinunterhalter spielen will, sondern im Team für den Verein.

Übrigens fühle ich mich für das Amt auch nicht zu jung. Es bringt einem persönlich enorm viel. Ich würde mich freuen, wenn viele jüngere Personen dem Beispiel von Markus Stumpf und mir folgen und Verantwortung in ihrem Verein übernehmen.

"Sind aktuell in Schockstarre"

Herr Genc, trotz der Erfolge ist die Stimmung beim TSV Kürnbach aufgrund dreier Sterbefälle in kurzer Zeit ziemlich gedrückt.

Genc: Ja, das ist richtig. In Kürnbach sind wir aktuell alle in Schockstarre. Neben unserem langjährigen 1. Mannschafts- und Jugendtrainer Jürgen Sauer, sind zudem unsere beiden Vorstandsmitglieder Willi Steibler und Lothar Wenzel plötzlich verstorben.

Jürgen war 1980 Trainer unserer Aufstiegsmannschaft und war danach lange Jahre Trainer unserer Jugend. Ich glaube, von unseren Spielern ist fast jeder durch die Schule von Jürgen gegangen und er ist somit ein Wegbereiter unseres aktuellen Erfolgs.

Auch unser Pressewart, Platzkassier, Festausschuss- und Ehrenmitglied (seit 1991) Willi Steibler war TSVler durch und durch. Nach seiner Fußballkarriere beim TSV war er in vielen Ämtern für den TSV aktiv. Unter anderem als Schiedsrichter, Abteilungsleiter Fußball, 2. Vorsitzender und bis zuletzt in den erwähnten Ämtern.

Und am vergangenen Montag verstarb mit Lothar Wenzel ein weiteres Vorstandsmitglied. Lothar war bis zuletzt im Festausschuss aktiv, kochte jeden Donnerstag für die Mannschaft und prägte die TSV-Veranstaltungen über Jahrzehnte.

Alle drei verbindet eines: Sie waren und sind große Vorbilder in Sachen ehrenamtliches Engagement. Sie zeichneten sich nicht dadurch aus, im Vordergrund zu stehen, sondern haben über Jahrzehnte hinweg den Verein geprägt, ohne sich und ihre Person in den Mittelpunkt zu stellen. Wir werden ihnen immer ein ehrendes Andenken wahren und sind in unseren Gedanken bei ihnen und ihren Familien. Wir werden sie schmerzlich vermissen. Wir wissen aber auch, dass wir sie mit unseren Siegen mehr als glücklich gemacht hätten. Darum sind unsere Siege für sie!

Aufrufe: 016.11.2016, 09:09 Uhr
Rainer OhlheiserAutor