Dachau dreht in der 60. Minute auf

Weil zunächst kaum ein Pass ankam fragten sich die ohnehin nicht sehr vielen 65-Fans, ob man den sonnigen Samstagnachmittag nicht sinnvoller hätte nutzen können. Die Halbzeitführung der Gäste aus Rain war verdient.
Dabei bemühten sich beide Seiten, ein ordentliches Spiel abzuliefern, aber leider blieb es beim Bemühen. So merkte man vor allem bei den Dachauern, dass es das zweite Goldene-Ananas-Spiel in Folge war. Die Einstellung in der ersten Stunde der Partie ließ bei nahezu allen 65-Kickern zu wünschen übrig.
Nur einer stemmte sich aus Dachauer Sicht dagegen – und das war der sehr effektiv auftretende Christian Lippert. Daher stapfte Trainer Fabian Lamotte nach dem Pausenpfiff deutlich geladen in die Kabine, offenbar hatte er sich fest vorgenommen, seine Jungs fünf Minuten lang ordentlich zusammenzufalten.
Danach kehrte er schon wieder auf den Platz zurück, ungeduldig erwartete er den Anpfiff zur zweiten Halbzeit.
Zunächst schien es so, als ginge es so weiter wie gehabt, aber dann explodierten die Dachauer. Ab der 59. Minute drehten sie ein verloren geglaubtes Spiel noch deutlich zu ihren Gunsten.
Natürlich hatte auch Fortuna ihre Hand im Spiel, denn Gästespieler Marco Friedl vergab in der 50. Minute eine „Tausendprozentige“, als er es nicht schaffte, den Ball ins verwaiste Tor zu bugsieren. Und auch beim Ausgleichstreffer zum 2:2 durch Christian Doll stand den Dachauern das Glück zur Seite, denn Torwart Stefan Besl ließ einen harmlosen Ball durch seine Handschuhe rutschen.
Danach erzielten die Dachauer gegen konsternierte Gäste einige schöne Treffer, am Ende feierten die Hausherren einen nicht mehr für möglich gehaltenen Kantersieg gegen einen konsternierten Gegner aus Rain.
Gästetrainer Tobias Luderschmid war baff: „Das ist ein unfassbares Ergebnis. Da spielen wir die Dachauer eine Stunde an die Wand und verlieren dann durch individuelle Fehler. Insgesamt standen wir zu offen, wir bringen gute Spiele nicht über die 90 Minuten ins Ziel. Ich selber höre nach dieser Saison auf, denn das Geschäft ist nicht mehr meines. Hier läuft in den Vereinen viel schief und am Ende ist der Trainer immer der Idiot. Hier sollten sich die Vereine mal kritisch hinterfragen.“
65-Coach Fabian Lamotte meinte: „Die erste Halbzeit war eine komplette Frechheit, uns hat alles gefehlt. Aggressivität, Einstellung und die Lust am Spiel. Das habe ich recht deutlich in der Halbzeitpause angesprochen. Die zweite Halbzeit war dann deutlich besser, am Ende haben wir verdient, aber auch ein etwas glücklich gewonnen. Ein Sonderlob möchte ich heute Christian Lippert aussprechen, der 90 Minuten eine Toppartie abgeliefert hat.“
Stenogramm
TSV 1865 Dachau - TSV Rain/Lech 5:2 (1:2)
TSV 1865 Dachau: Maximilian Mayer, Yemi Oyewoie, Fabian Lamotte, Qendrim Beqiri, Dominik Schäffer, Florian Wolf (61. Onur Korkmaz), Sebastian Brey, Franz Hübl (83. Jan Sostmann), Amar Cekic (68. Mario Maric), Christian Doll, Christian Lippert
TSV Rain/Lech: Stefan Besel, Andreas Schuster, Marko Cosic (80. KonstantinFlassak), Stefan Müller, Johannes Müller, Johannes Nießner, Andreas Götz (80. Matthias Riedelheimer), David Bauer, Marco Friedl, Fatlum Talla (72. Sebastian Habermeyer), Marcel Posselt
Schiedsrichter: Fabian Kilger
Zuschauer: 100
Tore: 0:1 (38.) – Andreas Schuster trifft nach einem Freistoß ungehindert ins Schwarze. 1:1 (40.) – Dominik Schäffer gleicht per Kopf aus fünf Metern aus. Die Vorarbeit leistet Christian Doll, der von links eine Maßflanke vor das Rainer Tor zieht. 1:2 (44.) – Marko Cosic hat mit einem Freistoß-Lupfer-Roller aus 30 Metern in die Torwartecke Erfolg, der Ball schafft gerade noch über die Linie. 2:2 (59.) – Christian Doll profitiert von einem kapitalen Fehler der Rainer Nummer zwei im Tor, Stefan Besel, dem ein harmloser Ball durch die Handschuhe rutscht. Doll schlenzt die Kugel aus halblinker Position in das leere Tor. 3:2 (63.) – Sebastian Brey trifft trocken volley aus zwölf Metern nach einem Querpass von Qendrim Beqiri. 4:2 (78.) – Christian Doll schließt ein Solo von der Mittellinie flach ins linke untere Eck ab. 5:2 (90.) – Onur Korkmaz setzt aus kurzer Distanz den Schlusspunkt, er trifft nach Vorarbeit von Christian Doll ins leere Tor.

Text: Robert Ohl