2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Marius Ehrenstein (links) und der FC Hennef 05 ringen den 1. FC Köln II um Spielmacher Philippe Paoli nieder. Foto: Bröhl
Marius Ehrenstein (links) und der FC Hennef 05 ringen den 1. FC Köln II um Spielmacher Philippe Paoli nieder. Foto: Bröhl

Triumph unter Tränen

Coach Bäumer widmet ersten Hennefer Viertligasieg seiner verstorbenen Mutter

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Die positive Vorahnung des Hennefer Trainers sollte sich bewahrheiten: Der Regionalliga-Aufsteiger erzielte wie von Marco Bäumer prophezeit ein Tor gegen die U 21 des 1. FC Köln – der späte Treffer von Tobias Günther reichte am Ende sogar, um den ersten Viertligasieg der Klubhistorie zu feiern.

Hennef. Für den FC Hennef 05 war es der erste Viertligasieg der Klubhistorie, für FC-Trainer Marco Bäumer der emotionalste seiner Trainerkarriere. Mit zittriger Stimme und gesenktem Blick widmete der 42-Jährige den 1:0-Erfolg über die Regionalliga-Fußballer des 1. FC Köln II seiner kürzlich verstorbenen Mutter und beendete unter Tränen die Pressekonferenz. Es war der emotionale Höhepunkt eines geschichtsträchtigen Nachmittages an der Fritz-Jacobi-Straße.

Zuvor hatte der Coach der 05er auch in sportlicher Hinsicht einen Einblick in seine Gefühlswelt gegeben: „Ich bin froh, dass dieses ganze Gerede von Tasmania Hennef endlich ein Ende hat. Der ganze Verein hat sich diesen Moment einfach verdient.” In der Mittelrheinliga seien Siege eine Selbstverständlichkeit gewesen, „nun lernt man sie wieder zu schätzen – Spiele zu gewinnen, ist und bleibt das schönste Gefühl für einen Fußballer”. Sein Kölner Trainerkollege Stephan Engels gab sich indes als fairer Verlierer: „So wollten wir zwar eigentlich nicht in die Geschichtsbücher eingehen, aber wenn ich es jemandem gönne, dann Marco Bäumer.” Es gebe Schlimmeres, als in seiner alten Heimat, dem Rhein-Sieg-Kreis, zu verlieren, erklärte der gebürtige Niederkasseler.

Die mit Trauerflor aufgelaufenen Hennefer hatten dem Favoriten das Leben vor knapp 700 Zuschauern von Beginn an schwer gemacht. Auch die frühe verletzungsbedingte Auswechslung von Daniel Jamann (13.) brachte keinen Bruch ins Spiel der 05er, denn Andy Habl fügte sich nahtlos ein. Trotzdem hatten die Gastgeber zwei brenzlige Situationen zu überstehen: Zunächst musste Marius Ehrenstein nach einem gefühlvollen Heber des Kölner Kapitäns Marius Laux über Keeper René Monjeamb hinweg in höchster Not klären (15.), dann rettete Dennis Eck nach einem Eckball auf der Torlinie (25.). Die zarten Angriffsbemühungen der Hennefer brachten die Bundesliga-Reserve indes kaum in Verlegenheit; stattdessen hatte Vojno Jesic kurz vor der Pause die Gästeführung auf dem Fuß, doch Monjeamb machte sich lang und hielt das 0:0 fest.

Nach dem Wechsel wären die Hennefer beinahe kalt erwischt worden: Der zur Pause eingewechselte Fabian Poß kam mit seinem ersten Ballkontakt zum Abschluss, doch erneut war Monjeamb mit einem tollen Reflex zur Stelle. Anschließend stellte die Engels-Elf das Fußballspielen komplett ein und Hennef wurde mutiger. Nach einem scharf getretenen Freistoß von Tobias Günther musste FC-Keeper Marcel Schuhen erstmals sein ganzes Können aufbieten (61.).

Anschließend schien alles auf das vierte torlose Hennefer Remis hinauszulaufen, ehe der kurz zuvor erst eingewechselte Gästeakteur Lukas Scepanik in der eigenen Hälfte plötzlich den Ball verlor; Rachid Bouallal schaltete blitzschnell um, ehe das Spielgerät über Notz und Schöller schließlich bei Günther landete. Der kleine Flügelflitzer bewies Nervenstärke und traf mit seinem schwächeren rechten Fuß zum 1:0 (77.).

Die Kölner wirkten fortan noch verunsicherter: Erst drosch Abwehrchef Roman Golobart den Ball unbedrängt ins Seitenaus, dann vertändelte Laux das Leder in der eigenen Hälfte. Trotzdem wäre den Domstädtern beinahe noch das 1:1 gelungen: Nach einem Konter wurde der aufgerückte Golobart mustergültig freigespielt, doch Kamil Niewiadomski verhinderte mit einer spektakulären Grätsche den Torabschluss.

So blieb es beim 1:0 und die Zeit der großen Gefühle begann. Während sich die Hennefer Spieler völlig entkräftet, aber überglücklich in die Arme fielen, eilte Monjeamb als erster Gratulant zu Bäumer und herzte seinen Coach. Es sollte nur einer von vielen Gänsehautmomenten sein an diesem Nachmittag.

Aufrufe: 016.11.2014, 19:49 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tim MiebachAutor