2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Jasko Suvalic beim GZ-Interview: Die Zuversicht überwiegt. Foto: Markus Sontheimer
Jasko Suvalic beim GZ-Interview: Die Zuversicht überwiegt. Foto: Markus Sontheimer
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Trainer Jasko Suvalic vom SC Geislingen im Interview

„Die vielen schlaflosen Nächte vergesse ich nicht“

Interview: Trainer Jasko Suvalic spricht über die nervenaufreibende Vorrunde des SC Geislingen, die immerhin mit dem ersten Heimsieg endete.

Der SC hat ein extremes Halbjahr in der Fußball-Landesliga hinter sich. Vier Punkten aus den beiden Auftaktspielen folgten fünf Niederlagen, nach denen Trainer Uli Haug zurücktrat. Sein Assistent und Nachfolger Jasko Suvalic baute die Pleitenserie auf sieben Spiele aus. Seitdem holte der SC in acht Partien 14 Punkte. Im letzten Spiel des Jahres feierten das Team mit 3:0 gegen Neu-Ulm den ersten Heimsieg der Saison und kletterte auf Rang 13.

Der SC wollte so lange wie möglich oben mitpielen und zum begeisternden Fußball von 2015 zurückkehren. War selbst dieses Ziel zu hoch?

Jasko Suvalic: Das Ziel hat leider nur zwei Spieltage gehalten. Es war vielleicht wirklich zu viel verlangt. Jetzt sieht ja jeder, dass es utopisch war.

Sie haben das Potenzial der Mannschaft überschätzt?

Ich glaube schon. Ich war zwar etwas skeptischer als Uli, aber der personelle Umbruch im Sommer hat doch mehr Spuren in der Mannschaft hinterlassen als auch ich gedacht hätte. Außerdem hat der eine oder andere Spieler einfach nicht das abgerufen, was er kann. Dazu die vielen Verletzungen, und dann kommt eben so was heraus.

Sie stiegen nach fünf Pleiten in Folge ein und haben gleich ihre beiden ersten Spiele verloren. Wie groß war da die Sorge, dass es schiefgeht?

Jetzt kann ich’s ja sagen: Nach der Niederlage in Blaustein, dem bis dahin schwächsten Gegner, hatte ich schon Angst. Und ich hatte das Gefühl, keinen Zugriff auf die Mannschaft zu haben. Die machte einfach nicht was ich wollte.

Das hat sich ja schnell geändert.

Das 0:0 gegen Waldstetten, unser erster Punktgewinn nach sieben Niederlagen, war eminent wichtig. Auch wenn jeder vor dem Spiel gesagt hat: In dieser Situation hilft dem SC zu Hause gegen den Vorletzten nur ein Sieg. Aber es war unser erster Punkt und ich habe gemerkt, dass ich schnell Zugriff bekomme.

Was lief während der Niederlagenserie eigentlich konkret schief?

Es waren so viele Fifty-fifty-Spiele, in denen wir einfach das Tor nicht gemacht und stattdessen ein ganz dummes kassiert haben. Wir haben von den ersten neun Spielen nur einmal zu Null gespielt.Vorne nicht treffsicher und nicht stabil, das ist eine unselige Kombination.

Die geradezu zwangsläufig ans Tabellenende führt.

Ja. Wir haben alles probiert, gewechselt und geredet. Es hat erst spät gefruchtet. Ich habe Viet Nguyen reaktiviert und mit Nico Orlando Tacheles geredet. Der hat seine Rolle angenommen. Umut Sat war vor der Saison als Rechtsverteidiger eingeplant, er holte sich in der U 23 Selbstvertrauen und hat zuletzt in fünf Spielen vier Tore geschossen. Es wird langsam bei uns.

Der SC hat von zehn Spielen unter Ihnen vier gewonnen und vier verloren. Das ist die Bilanz eines Durchschnittsteams. Trifft das die Wirklichkeit, oder kann das Team mehr? Sie haben aus den vergangenen acht Spielen schließlich 14 Punkte geholt.

Das mit dem Durchschnitt kommt schon so hin. In den ersten beiden Spielen, das war nicht meine Mannschaft. Seitdem bin ich aber zufrieden, wir haben jetzt eine ganz andere Stimmung im Team und drumherum. Was mir die größte Hoffnung macht: Wir sind jetzt wieder eine Einheit.

Wie lautet Ihr persönliches Fazit der Vorrunde?

Das ist schwierig. Bei einem Trainerwechsel gibt’s immer zwei Fazite, eins davor und eins danach. Ich gehe jedenfalls mit einem absolut positiven Gefühl in die Winterpause, aber die vielen schlaflosen Nächte – auch schon als Co-Trainer – vergesse ich nicht.

Eigentlich hat ja jeder eine bessere Saison erwartet, nachdem die SC-Führung im Eybacher Tal endlich die optimalen Rahmenbedingungen geschaffen hat.

Der Verein hat die Weichen für die Zukunft gestellt in Sachen Infrastruktur, das stimmt schon. Aber wir haben gegenüber der Konkurrenz trotzdem keinen Vorteil, wir haben jetzt nur das, was die anderen immer schon hatten: gute Trainingsbedingungen.

Kommen Winter-Neuzugänge?

Man hält immer Augen und Ohren offen, in so einer Situation wie der unseren erst recht. Zumal wir auch zwei Abgänge haben.

Wen zieht’s denn weg?

Toni Smaguc geht zurück nach Kroatien. Der war hinten eine Bank und ich garantiere: Bei entsprechendem Training wäre er ne Granate geworden. Von Robert Kliajic haben wir uns aus disziplinarischen Gründen getrennt, mehr will ich dazu nicht sagen.

Halten Sie nur die Augen offen oder suchen Sie auch?

Wir kontaktieren schon den einen oder anderen Spieler und loten aus, ob für ihn ein Wechsel in Frage kommt.

Mit welchem Ziel gehen Sie in den zweiten Teil der Saison?

Klassenerhalt um jeden Preis, egal wie. Der ist zwar eigentlich nur der Spatz in der Hand, aber nach dieser Vorrunde ist dieser Spatz für uns aus purem Gold.

Aufrufe: 02.12.2016, 08:41 Uhr
Geislinger Zeitung / Thomas FriedrichAutor