Mehr noch. Weil die Nibelungen jetzt alles nach vorne werfen, eilt Scheffel kurz danach erneut aufs Tor zu, schnürt einen Doppelpack in der Nachspielzeit und macht das 3:1 der Guntersblumer perfekt. Es ist der dritte Sieg im dritten Spiel.
Auch einen Tag nach dem Kick gerät Alexander Petkau fast ins Schwärmen, wenn er an die Szenen denkt. „Einfach genial“, bringt er den Moment auf den Punkt, in dem sein Joker die Entscheidung besorgte. Von der Bank aus habe man erst gar nicht sehen können, ob der Ball im Tor landen würde. „Da war Stille, alle haben die Luft angehalten“, erzählt Petkau. Schlagartig wurde aus Anspannung dann aber Begeisterung. Und ein klein wenig durfte sich der Coach selbst auf die Schulter klopfen. Schließlich war es keine Selbstverständlichkeit gewesen, dass ausgerechnet Marcel Scheffel in Worms das blaue SV-Leibchen anzog. Seine aktive Laufbahn hat der 38-Jährige nämlich längst beendet. Weil sich bei Petkau kurzfristig aber Jakob Beck mit einer Mittelohrentzündung abgemeldet hatte und der Trainer für die Partie bei den Nibelungen („eine starke Mannschaft“) nicht einfach „nur“ einen Jungspund aus der zweiten Mannschaft hochziehen mochte, hatte er die Nummer des langjährigen Torjägers gewählt. Und er hatte Glück.
Dies in doppelter Hinsicht. Schließlich stand der Angefragte am Samstag noch auf dem Tennisplatz. Beim Alsheimer Rheinblick-Cup war Marcel Scheffel im Feld der Herren 30 sogar an Position zwei gesetzt. Weil er aber vorzeitig ausschied, hatte der Stürmer tags darauf Zeit. „Eigentlich spiele ich ja nur noch in der AH, ich fühle mich aber fit“, erzählt der Matchwinner selbst. Schon am Mittwoch hatte er im Kreispokal in der SV-Zweiten ausgeholfen, bei Normannia Pfiffligheim ebenso doppelt getroffen, die 2:5-Niederlage aber nicht abwenden können. Jetzt sorgte er dafür, dass die Siegesserie der „Ersten“ weitergeht. War’s tatsächlich genial? „Ich habe gesehen, dass der Torwart rauskommt“, schildert Scheffel. „Man überlegt da nicht so viel, mit etwas Pech geht der Ball übers Tor.“ Ging er aber nicht. Und Alexander Petkau mochte deshalb mit dem Schwärmen gar nicht aufhören: „Das sind Momente, in denen meine Jungs sehen können, was im Fußball möglich ist.“ Sogar zwei Tore in der Nachspielzeit.