2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
Mithilfe des Schlüsselsystems erstellen die Staffelleiter den Spielplan. F: Ralf Müller
Mithilfe des Schlüsselsystems erstellen die Staffelleiter den Spielplan. F: Ralf Müller

Auf der Suche nach perfektem Spielplan

Klassenleiter haben bei der Saisonplanung eine Menge Aspekte zu beachten

Alzey. Er ist unabkömmlich für die Durchführung des Spielbetriebes und kann für den Verlauf der Saison sehr bedeutsam sein. Die Rede ist vom Spielplan. Doch wie wird dieser eigentlich erstellt?

Durchaus komplizierter gestaltet sich die Frage, wenn sie sich dabei auf den Profifußball bezieht. Da muss die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf Vorgaben von Kommunen, Polizei, internationalen Fußballverbänden, Klubs, Stadionbetreibern, Fans und der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze achten. Neben naheliegenden Einschränkungen wie der Tatsache, dass benachbarte Klubs versetzt zu ihren Heimspielen antreten sollen, müssen unter anderem Feiertage, parallele Großveranstaltungen oder Spieltermine internationaler Wettbewerbe berücksichtigt werden. In Zeiten der Kommerzialisierung des Fußballs haben zudem auch die Medien ein kleines Mitbestimmungsrecht. Und um dem Ganzen möglichst gerecht zu werden, wurde sogar eine eigene Software entwickelt.

Jeder Verein wird erstmal zu einer Nummer

Für den Amateurfußball hingegen wird noch der „Schlüsselspielplan des Deutschen Fußballverbandes (DFB)“ verwendet, berichtet der Kreisvorsitzende Lothar Renz. So wird, etwa in einer 16er Liga, an jeden Verein eine Nummer zwischen 1 und 16 vergeben und das System generiert dann automatisch den Spielplan. Anders als im Profigeschäft sind die jeweiligen Staffelleiter dabei recht frei von Vorgaben. Zumindest könnten die handelnden Personen so agieren. Aber das ist nicht in ihrem Sinne. „Was habe ich davon?“, fragt Ralf Müller, Leiter der A-Klasse und C-Klasse Alzey-Worms. Stattdessen, das streichen Renz und Müller heraus, wird versucht den Wünschen der Vereine nachzukommen. „Das hat Priorität Nummer eins“, so Müller. Dabei ist es den Klubs immer ein Anliegen, das Spiel am Kerbewochenende oder bei besonderen Festen vorzuverlegen und gegen einen Gegner zu spielen, der Zuschauer anzieht. „Mir ist das wichtig, das wenn möglich zu erfüllen. Da kommen statt 50 gerne 200 Zuschauer und da kann der Klassenleiter zu höheren Einnahmen beitragen.“ Grundsätzlich, das ergänzt Renz, muss aber schon „ein Grund“ für einen Wunsch vorliegen.

Systemzwänge durch viele Zweite Mannschaften

Doch aufgrund der Systemzwänge ist es nicht immer möglich, alle Anliegen in den Spielplan hinein zu verarbeiten. Denn Klassenübergreifend versuchen die Spielplan-Macher außerdem die Spiele von Erster und Zweiter Mannschaft zu synchronisieren, sobald ein anderer Verein auch mit seinen beiden Mannschaften in denselben Klassen unterwegs ist. So sind es zehn Mannschaften in A- und C-Klasse Alzey-Worms die gleichen Schlüsselnummern bekommen müssen, weil dann beim Aufeinandertreffen dieser Vereine beide Mannschaften am gleichen Ort spielen. Müller spricht gar von einem „Puzzle und zwei- bis dreistündiger Fusselarbeit.“ Seinen Worten zufolge bekomme er das „Gerüst mit Ach und Krach hin.“ Und deshalb könne der Staffelleiter es nicht jedem recht machen und „muss entscheiden, wem ich mal aufs Füßchen trete.“

Letztlich lässt es die Technik auch überhaupt nicht zu, den Unterhaltungsaspekt in den Spielplan mit aufzunehmen und ist mehr dem Zufall überlassen. Für den Zuschauer wäre natürlich ein Aufeinandertreffen der vermeintlichen Favoriten recht spät in der Saison wünschenswert. „Das bleibt aber auf der Strecke. Sonst würde ich das Gerüst, was ich aufgebaut habe, wieder sprengen.“ Noch unflexibler können die Leiter der untersten Klassen agieren. Denn durch die höhere Anzahl der zweiten Mannschaften „nehme ich denen die Schlüsselnummern weg.“ Generell ist es aber auch so, dass die Amateurligen eher weniger „transparent sind“ und „unberechenbar sind.“ Ist der aufwändig erstellte Spielplan dann komplett, ist Müller „zufrieden, weil es geklappt hat.“ Und dann sollte sich besser niemand über sein Werk beschweren. Denn dann könnte er „zornig“ werden.



Aufrufe: 05.7.2016, 16:00 Uhr
Nico BrunettiAutor